Die drei !!! Bd. 31 - Betrug in den Charts
dem Gespräch mit Tessa und ihrem Vater. »Dass unser Penthaus zu klein für alle ist, ist mir ja auch klar. Aber irgendwie möchte ich noch nicht ausziehen. Hier war Mama doch so glücklich. Ich habe Angst, dass ich alle Erinnerungen an sie verliere, wenn ich in einem anderen Haus wohne.« »Das wird nicht passieren«, tröstete Kim sie. »Du trägst die Erinnerungen in deinem Herzen – für immer.« »Ja, ich weiß. Trotzdem ...« Marie schluckte. »Meine Mutter hat mir doch früher immer Let it be vorgesungen – am besten lege ich im neuen Haus gleich als erstes eine Beatles-CD ein und beschalle das ganze Haus damit!« »Das ist eine tolle Idee!«, sagte Kim. Marie war noch immer nicht ganz zufrieden. »Jetzt ist der Umzug auf einmal Realität geworden. Bedrohliche Realität! Sie haben ein Objekt ...«, sie äffte den gewichtigen Tonfall ihres Vaters nach, »... gefunden, das sie brennend interessiert. Sie wollen es sich unbedingt noch vor Pfingsten ansehen, bevor es uns ein anderer wegschnappt.« »Irgendwann wird es sowieso zum Umzug kommen, Marie. Du kannst nicht immer vor der neuen Situation davonrennen.« Kim strich ihr über den Arm.
»Ich weiß, aber muss es ausgerechnet jetzt sein? Ich mag Tessa zwar irgendwie. Und mein Vater ist richtig aufgeblüht, seit sie hier wohnt. Er strahlt immerzu und ist ganz anders als früher. Sogar unsere ausgemachten Vater-Tochter-Tage hat er noch nie abgesagt. Trotzdem: Mir geht das alles zu schnell. Ich brauche noch Zeit.«
»Wofür, um auch noch deinen Schreibtisch mit einer Alarmanlage vor den Übergriffen von Lina zu schützen, so wie du es mit deinem Kleiderschrank machst?«, warf Franzi scherzhaft ein, um Marie aufzumuntern.
»Ach, das kleine Biest ... Wenn ich die in die Finger bekomme, dann ... «
Wie von Geistern gerufen stand Lina auch schon im Zimmer.
»Was willst du?«, fauchte Marie sie an.
»Ich wollte fragen, ob du mir das gelbe Shirt mit den Pailletten ausleihen kannst.«
»Was? Das Shirt ist nagelneu!«, giftete Marie Lina an. Zwischen die melodischen Klänge der Boyzzzz mischte sich plötzlich ein anderer Ton. Alle starrten zuerst Maries Handy an, das nicht nur lärmend, sondern jetzt auch vibrierend auf Maries Bett wippte, und dann hafteten die fragenden Blicke auf Marie.
»Das ist dieser Smashhit von DER Newcomerband schlechthin. Kennt ihr Ultimate Question nicht?«, fragte Marie. Lina schüttelt heftig den Kopf. »Du kennst dich sowieso mit nichts aus ...« Marie verdrehte genervt die Augen. »Ritter Zartbitter muss man einfach kennen!«
Bei Franzi machte es klick. Sie nickte. Auch bei Kim fiel der Groschen. »Klar, der Song läuft doch dauernd im Radio!« Franzi schubste Marie leicht an. »Warum gehst du nicht ran?«
»Es ist Jo«, hauchte Marie, ihren Blick aufs Display geheftet. »Du hast seine Nummer immer noch gespeichert?«, wunderte sich Franzi. »Ich dachte, der Typ ist längst Geschichte.« »Ist er auch«, verteidigte sich Marie. »Ich hab nur vergessen, seine Nummer zu löschen.« Marie wunderte sich selbst, dass Jos Nummer noch immer in ihrem Handy gespeichert war. Ach, was soll's, dachte sie. Jo ist ein Freund, aus welchem Grund hätte sie seine Nummer löschen sollen? Die Erinnerungen an die Zeit in Südengland wurden plötzlich wieder lebendig. Zusammen mit Kim, Franzi und Jo, den sie bei dem Sprachurlaub kennengelernt hatten, hatten sie viele lustige Stunden an der Küste verbracht. Nur weil sie sich einmal geküsst hatten und er sich nach dem Sommerflirt lange nicht mehr gemeldet hatte, sollte sie jetzt noch beleidigt sein? Marie schüttelte den Kopf. Blödsinn. Er wohnt schließlich nicht in unserer Stadt, dachte Marie, sonst hätten wir uns bestimmt noch ein paar Mal getroffen. Er ist ein netter Kerl, seine Nummer in meinem Handy hat seine Berechtigung. Den kleinen Stich in ihrem Herzen hingegen fand sie ungerechtfertigt. »Nun geh schon ran, Marie!«, unterbrach Franzi ihre Gedanken.
Marie nahm das Gespräch entgegen und hörte Jos vorwurfsvolle Stimme: »Hey, brauchst du immer so lange, um dein Handy zu finden?«
»Brauchst du immer so lange, bis du dich mal meldest – unser letztes Gespräch ist Lichtjahre her«, gab Marie schnippisch den Ball zurück. Die Eiseskälte in ihrer Stimme hätte ausgereicht, um die ganze Welt augenblicklich gefrieren zu lassen. Kein Wunder dass Jo verunsichert antwortete: »Ähm, wenn ich jetzt sage, ich wollte nur mal hören, wie es dir geht, dann wäre das ein ziemlich schwacher Anfang,
Weitere Kostenlose Bücher