Die drei !!! Bd. 35 - Diebe in der Lagune
ein Katzensprung. Spätestens mittags sind wir wieder hier.« »Super«, sagte Kim. »Am Nachmittag wollten wir nämlich alleine losziehen und Alessandro besuchen.«
Onkel Michele, der sich bisher nicht zu Wort gemeldet hatte, tauchte hinter seiner Zeitung auf. »Da wird er sich bestimmt freuen. Soll ich euch schnell die Adresse raussuchen?« Er stand auf und kramte in einer Schublade des Küchenschranks. Tante Florentine bereitete inzwischen am Herd heißen Kakao für die drei !!! zu.
Marie nutzte die Gelegenheit, um Kim und Franzi zuzuflüstern: »Nachmittags kann ich nicht. Da bin ich mit Luca verabredet.«
Franzi flüsterte genervt zurück: »Dann musst du das Treffen eben verschieben.« »Niemals!«, zischte Marie.
Kim kam nicht mehr dazu, einen Vermittlungsversuch zwischen ihren Freundinnen zu starten, weil Tante Florentine die heiße Schokolade brachte. Sie roch köstlich nach Vanille, war aber viel dickflüssiger als der Kakao Spezial, den die Detektivinnen immer zu Hause im Café Lomo tranken. Marie löffelte wütend die heiße Schokolade in sich hinein. Sie würde das Date garantiert nicht verschieben, jetzt wo sie ihre große Liebe gefunden hatte! Und auf einmal fiel ihr die Lösung ein: Wenn sie nur ein Museum besuchten, reichte die Zeit am Vormittag locker auch noch für die Hausdurchsuchung. Marie hatte auch schon eine Idee, wie sie Tante Florentines Bildungsprogramm verkürzen konnte. Sie musste nur einen ihrer bewährten Schauspielticks anwenden! »Na also! Da ist ja die Adresse«, sagte Onkel Michele. Er schrieb den Straßennamen von seinem Adressbuch ab und gab Kim den Zettel. »Aber bleibt nicht zu lange bei Alessandro. Um fünf Uhr fängt nämlich die Generalprobe zur Regatta an. Die solltet ihr euch nicht entgehen lassen.« »Welche Regatta?«, hakte Franzi sofort nach. »Die Ruderer proben für die morgige Festa della Sensa«, erzählte Onkel Michele. »Ein Cousin von mir ist auch dabei.« »Meinst du, ich könnte dann auch mal kurz ans Ruder?« Franzi hatte schon seit ihrer Ankunft in Venedig Hummeln im Hintern. Ihr tägliches Sportprogramm fehlte ihr total. Onkel Michele zwinkerte ihr zu. »Abwarten! Mal sehen, was ich machen kann.«
Sobald Tante Florentine die Gallerie dell'Accademia betreten hatte, verfiel sie plötzlich in Zeitlupentempo. Völlig fasziniert stand sie jetzt schon zehn Minuten vor einem Gewölbe mit schimmerndem Goldmosaik. Das Mosaik war wunderschön, keine Frage. Trotzdem wurde Marie immer nervöser. Abwechselnd starrte sie auf ihre Armbanduhr und den Rundgangsplan des Museums. Wenn sie in dem Tempo weitermachten, waren sie erst abends mit den insgesamt zwölf Sälen fertig.
»Ich glaube, Tizian ruft!« Marie gab Kim und Franzi hektische Zeichen. »Wir gehen schon mal vor. Okay?« »Okay«, wiederholte Tante Florentine. Es klang wie ein Mantra aus einer anderen Dimension.
Die drei !!! ließen Maries Tante in ihrer meditativen Versenkung zurück und gingen weiter in den Raum mit den berühmtesten Gemälden. Sie hätten den Saal auch ohne Plan sofort gefunden, weil dort der Touristenandrang am größten war. Besonders vor Tizians Pietà, dem verstorbenen Christus, drängten sich die Besucher. Den Detektivinnen war das Motiv zu düster. Sie wollten sich lieber das Abendmahl von Paolo Veronese ansehen. Landsknechte, Narren und Hunde tummelten sich auf dem farbenfrohen, riesigen Gemälde. Kim fing an zu kichern. »Die Narren da vorne erinnern mich an meine Brüder. Die haben auch ständig Unsinn im Kopf. Und was gefällt dir am besten, Marie?«
»Gar nichts«, antwortete Marie mechanisch, weil hinter ihr plötzlich ein helles Lachen zu hören war. Ein Lachen, das sie kannte.
Marie drehte sich um und sah ein paar Meter entfernt ein Mädchen mit kurzen schwarzen Haaren. Heute trug sie kein Strandkleid, sondern Jeans und eine weiße Bluse, aber es war das Mädchen aus Berlin, das am Lido einen Strandspaziergang mit Alessandro gemacht hatte. Es war Luisa! »Was soll das heißen, dir gefällt gar nichts?« Kim wirkte leicht verärgert.
Marie gab ihr und Franzi einen verstohlenen Wink. Jetzt hatten auch die beiden Luisa entdeckt.
»Seht mal!«, flüsterte Franzi aufgeregt. »Da, an ihrer linken Hand.«
Marie kniff die Augen zusammen. Aus der Entfernung waren Details schwer zu erkennen, aber dann blitzte etwas auf. Ein grüner Ring, der Anne Grevenbroichs Verlobungsring verblüffend ähnelte. So stark ähnelte, dass es kein Zufall sein konnte. Das war Maries Ring!
Hatte
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