Die drei !!! Bd. 35 - Diebe in der Lagune
»Meinem Freund, mit dem du zu unserer Party gekommen bist.« »Ach so, ja, gut ...« Luca nuschelte etwas, weil er gleichzeitig an seinem Baguette kaute. »Die Party war übrigens super. Ich hab mich richtig gut amüsiert.« Sein Blick wanderte hinüber zu Marie, während er leise eine Tangomelodie summte. Am liebsten wäre Marie sofort aufgesprungen, um mit Luca einen Tango quer durchs Esszimmer zu tanzen. Sie musste sich regelrecht zwingen, sitzen zu bleiben und es nicht zu tun. Das Gespräch drehte sich eine Weile um die Party. Kim und Franzi erzählten von der spannenden Kickerpartie. Dann begann Tante Florentine, das Geschirr abzuräumen. »Für alle, die noch nicht satt geworden sind, gibt es jetzt noch ein kleines dolce – ein Dessert«, kündigte sie an.
Kim bekam leuchtende Augen und malte sich aus, was es sein könnte. Panna cotta vielleicht? Oder frische Erdbeeren mit Vanilleeis? Tante Florentine wollte leider noch nichts verraten.
Onkel Michele rückte seinen Stuhl nach hinten. »Entschuldigt mich bitte! Ich muss vor dem Dessert schnell noch mal runter ins Erdgeschoss. Was furchtbar langweiliges Geschäftliches.« Er seufzte. »Dauert nicht lange.« Als er verschwunden war, bot Kim Tante Florentine an, ihr in der Küche zu helfen.
»Wir kommen auch gerne mit«, sagte Franzi, die sich bei all den Prachträumen im Palazzo in die bescheidene Wohnküche verliebt hatte. Die fand sie total gemütlich. Marie ärgerte sich ein bisschen über Franzis Angebot. Sie wäre lieber noch mit Luca am Tisch sitzen geblieben. Aber Luca stand jetzt auch auf und fragte nach der Toilette. »Ein Stockwerk höher«, sagte Tante Florentine. »Die zweite Tür links.«
Die drei !!! begleiteten Maries Tante in die Küche. Dort holte sie eine große Glasschale aus dem Kühlschrank. Unter der Klarsichtfolie schimmerte verführerisch eine dünne Schicht Kakao.
»Tiramisu!«, rief Kim begeistert und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
Marie musste bei Kakao sofort wieder an Luca denken. Seine Haut war zart gebräunt, das sah wundervoll aus zu seinen schwarzen Haaren.
»Marie, wärst du so lieb und würdest die grünen Glasschalen aus der Vitrine im Flur holen?«, fragte Tante Florentine. Marie fühlte sich ertappt und sagte schnell: »Natürlich!« Sie war froh, für eine kurze Zeit alleine zu sein und ihre Gefühle wieder unter Kontrolle bekommen zu können.
Auch die Vitrine war eine kostbare Antiquität. Aus Ahornholz gearbeitet und mit einem hellen Lack versehen, brachte sie Glanz ins dunkle Treppenhaus. Marie öffnete vorsichtig die Glastür und suchte nach den grünen Schalen. Sie standen neben Sektkelchen aus fein geschliffenem roten Glas, die vermutlich von der berühmten Glasmacherinsel Murano stammten. Marie zählte die Schalen ab, bevor sie sie herausnahm. Da hörte sie etwas. Ein Geräusch auf der Treppe. Tastende Schritte hinunter ins Erdgeschoss von jemandem, der versuchte, so leise wie möglich zu sein. Marie hielt den Atem an und lauschte.
Wer war das? Onkel Michele? Nein, der trat immer sehr laut auf. Kim, Franzi und Tante Florentine kamen auch nicht infrage. Die waren immer noch in der Küche. Vielleicht jemand von den Angestellten aus der Cateringfirma? Aber die waren doch sicher längst nach Hause gegangen! Plötzlich schloss Marie ein bedrohlicher Gedanke durch den Kopf: Hatte Alessandro sich Zutritt zum Palazzo verschafft? Hoffte er, hier noch mehr Schmuck zu finden als nur den Opalring?
Marie straffte ihren Körper. Die Ballerinas waren perfekt, Marie konnte sich auf ihnen wie eine Katze anschleichen. Lautlos näherte sie sich der Treppe, trat nacheinander auf die ersten beiden Stufen – und zuckte zusammen. »Aaaah!«
Was war das gewesen? Jemand hatte einen halb unterdrückten Schmerzensschrei von sich gegeben. Marie sprintete los. Auf den unteren Stufen der Treppe lag jemand, mit dem Kopf nach unten und den Beinen nach oben. Die Jacke der Person war verrutscht. Die linke Hand verschwand unter dem schlaffen Ärmel. Der Junge mit den schwarzen Haaren bewegte sich nicht. Luca!
Maries Herz blieb vor Schreck kurz stehen, bevor es wild weiterhämmerte. Verzweifelt rannte sie die Treppe hinunter. »Was ist los? Hast du dich verletzt?«
Luca richtete sich stöhnend auf. Er sortierte mühsam seine Arme und Beine, dann berührte er sein Knie und presste die Lippen aufeinander. Schweißperlen traten auf seine Stirn. »Diese verflixte Stufe! Ich hab sie im Dunkeln nicht gesehen und bin
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