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Die drei Ehen der Grand Sophy

Die drei Ehen der Grand Sophy

Titel: Die drei Ehen der Grand Sophy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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linker Schulter.
    »Ach, sagen Sie ihm, daß ich dagewesen bin und bedauert habe, ihn nicht anzutreffen«, erwiderte Mr. Wychbold mit einem Gleichmut, den der Kammerdiener verletzend fand.
    »Sie sind in Ihrem Phaeton ausgefahren?« erkundigte sich Mr. Wychbold, als er Sophy in den Wagen hob. »Wie sind Sie mit Ihren Pferden zufrieden?«
    »Recht gut. Ich habe sie heute nicht kutschiert, sondern bin mit Charlbury in Merton gewesen.«
    »Oh – ah!« Er hustete und gab ihr einen Seitenblick.
    »Ja, ich mache mich zum Gerede der Stadt«, sagte Sophy vergnügt. »Wer hat Ihnen das nur gesagt? Die Erzfeindin?«
    Er setzte sein Gespann in Gang und nickte mürrisch. »Bin ihr auf dem Wege hierher in der Bond Street begegnet. Mußte wohl halten, konnte nicht anders. Sie hat den Trauerflor abgelegt.«
    »Und gedenkt Charles nächsten Monat zu heiraten«, sagte Sophy, die sich daran gewöhnt hatte, mit Mr. Wychbold harmlos zu plaudern und keine Umstände zu machen.
    »Hab es Ihnen vorausgesagt«, bemerkte er mit melancholischer Befriedigung.
    »Das taten Sie, und ich habe Ihnen darauf geantwortet, daß ich vielleicht einmal auf Ihre Hilfe angewiesen sein werde. Bleiben Sie länger in der Stadt? Oder reisen Sie sogleich wieder ab?«
    »Nächste Woche. Nur ist da nichts mehr zu machen. Leider.«
    »Wir wollen sehen. Was würde wohl geschehen, wenn Sie Charles eines Tages sagten, daß Sie mich mit Charlbury in einer Postkutsche ausrücken gesehen haben?«
    »Er würde mir ins Gesicht schlagen, und ich nähme es ihm nicht einmal übel.«
    »Oh! Nun, so weit möchte ich es allerdings nicht treiben. Aber wenn es wahr wäre?«
    »Er würde mir nicht glauben. Sie haben es doch nicht nötig, mit Charlbury auszurücken. Und er ist keinesfalls der Mann, der solchen Launen nachgibt.«
    »Ich weiß, aber man könnte doch etwas dergleichen inszenieren. Und er würde Ihnen doch nicht ins Gesicht schlagen, wenn Sie ihn bloß fragten, warum ich gerade in Charlburys Begleitung die Stadt verlasse.«
    Nach kurzer Überlegung gab Mr. Wychbold zu, daß die Ohrfeige unter diesen Umständen vielleicht zu vermeiden wäre.
    »Wollen Sie es also tun?« fragte Sophy. »Wenn ich Ihnen eine Nachricht zukommen lasse, bürgen Sie mir dafür, daß Charles davon erfährt? Ist er nicht immer nachmittags bei White?«
    »Ja, gewöhnlich ist er dort zu finden, aber nicht immer«, erwiderte Mr. Wychbold vorsichtig. »Aber ich werde doch gar nicht sehen, wie Sie durchbrennen!«
    »Sie können es, wenn Sie sich der Mühe unterziehen, unermüdlich rund um den Berkeley Square zu wandern. Immerhin, wenn ich Ihnen die Nachricht sende, dann wissen Sie doch, daß es wahr ist, und Sie werden es Charles mit reinem Gewissen hinterbringen können. Ich kann dafür sorgen, daß er es weiß, wenn er heimkommt, aber manchmal kommt er nicht zum Essen, und das könnte alle meine Pläne durchkreuzen! Eigentlich nein, vielleicht nicht gerade alle, aber ich habe immer gefunden, daß es am besten ist, nach Möglichkeit zwei Fliegen auf einen Schlag zu treffen.«
    Mr. Wychbold sann ernsthaft nach. Nachdem er alle Andeutungen Sophys überdacht hatte, sagte er plötzlich: »Wissen Sie, was ich meine?«
    »Nein, sagen Sie es mir!«
    »Mag eigentlich nicht gern einen Bremsklotz einlegen. Kein besonderer Freund von mir, Charlbury. Ganz feiner Bursche, glaube ich. Hab aber nicht viel mit ihm zu tun gehabt.«
    »Also was denken Sie?« fragte Sophy, deren Geduld diese Abschweifung auf eine harte Probe gestellt hatte.
    »Denke, Charles wird ihn fordern«, sagte Mr. Wychbold. »Richtig bedacht, er muß wohl. Verdammt guter Schütze, Charles! Mußte das wohl erwähnen«, fügte er entschuldigend hinzu.
    »Da haben Sie recht, und ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie mich auf diese Möglichkeit aufmerksam machen«, sagte Sophy warm. »Ich möchte um keinen Preis von der Welt Charlbury in eine solche Gefahr bringen. Natürlich wäre ein derartiger Schritt gänzlich unnötig, das verstehen Sie doch?«
    »Nun ja«, sagte Mr. Wychbold beruhigt. »Genau bedacht, er wird ihn nur ein paarmal um die Erde hauen. Bißchen Blut aus der Nase, meine ich.«
    »Faustkampf? Nicht doch! Das tut er doch nicht!«
    »Und ob!« sagte Mr. Wychbold ohne Zögern. »Als ich Charles das letzte Mal sah, hatte er, unter uns gesagt, solchen Pick auf Charlbury, meinte selbst, es sollte ihn wundern, wenn er ihm nicht demnächst eins hinters Ohr gäbe. Verdammter Bursche, wenn er zuhaut, Charles! Weiß nicht, wie

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