Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition)

Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition)

Titel: Die Drei Federn - Joshuas Reise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Bolz
Vom Netzwerk:
in die Augen. „Sei nicht traurig. Der Schmerz hat deine Gefährtin vor langer Zeit verlassen und sie streift frei und sehr glücklich durch die Jagdgründe ihrer Vorfahren. Die Erinnerung an dich hat sie keinen einzigen Augenblick allein gelassen. Verleugne nicht ihre Gegenwart in deiner Seele, denn wenn du das tust, ist sie umsonst gestorben.“
    Joshua sah zu dem Wolf hinüber, der von den Worten der Schildkröte völlig perplex war. Dann wurde Grau von einem Gefühl der Erleichterung durchströmt, das so machtvoll war, dass es sogar die Schildkröte ansteckte. Joshua war sich sicher, dass man ihr Lachen kilometerweit hören konnte, so laut waren ihre freudigen Gedanken beim Anblick von Graus Gesichtsausdruck.
    „Danke“, dachte der Wolf und blickte zu der Schildkröte hinauf. „Ich danke dir so sehr.“
    „Geht jetzt. Denn es wird eine Weile dauern, bis ihr die Zuflucht erreicht habt, und ich kann die Kälte schon in den Knochen spüren.“
    War es schon kühler geworden? Joshua meinte, einen kalten Luftstoß gespürt zu haben. Es war wohl besser, keine Zeit zu verlieren.
    „Lebt wohl, junge Freunde. Viel Glück auf euren Reisen. Darf ich euch ein Lied widmen?“
    „Du darfst“, antwortete Joshua.
    „Zwei Gefährten auf der Suche nach ihrer Bestimmung. Das gefällt mir.“ Die Schildkröte schloss die Augen und verwandelte ihre Melodie in ein Lied mit dramatischem Beiklang.
    Joshua und Grau machten sich auf den Weg und folgten der Straße, die nun eine Biegung machte und sich durch die Hügel wand. Kurz bevor sie aus dem Blickfeld der Schildkröte verschwanden, fing Joshua einen kleinen, schwachen Gedanken auf.
    „...Spinnen.“
    Ein kalter Windstoß traf sie und durchfuhr Graus Fell und Joshuas Federn.
    „Hast du das gehört?“, fragte Joshua.
    „Nein. Was denn?“
    „Ich habe das Wort 'Spinnen' gehört.“
    „Spinnen? Bist du sicher?“, fragte Grau.
    Das, was von dem Gedanken übrig geblieben war, verblasste schnell.
    „Ich weiß auch nicht. Es ist wahrscheinlich nicht so wichtig.“ Dabei beließ er es und nur wenige Minuten später hatte er es vergessen.

 
     
     
    Kapitel 12 – Zuflucht
     
     
    Indem sie der alten Straße folgten, entfernten sie sich immer weiter von der Stadt der leuchtenden Ruinen und kamen ihrem nächsten Ziel, von dem sie nur sehr wenig wussten, immer näher. Beide behielten die meiste Zeit ihre Gedanken für sich. Einmal empfing Joshua ein sehr klares und starkes Bild von Graus Gefährtin, die die Landschaft in den Jagdgründen ihrer Vorfahren durchstreifte, weit außerhalb der Grenzen dieser Welt. Er konnte nicht anders, als über seine eigene Reise nachzudenken und über den Weg, den er eingeschlagen hatte. In seinen kühnsten Träumen hätte er sich ein solches Abenteuer nicht ausmalen können. Vor weniger als einem Monat war er von zu Hause aufgebrochen und jetzt hatte er schon Dinge gesehen, die für die meisten seiner Art unerreichbar waren. Die Hennen und Küken in seinem Pferch lebten für ihre unmittelbare Umgebung, für ihr Leben in der Schar und hauptsächlich für Futter. Er konnte nicht verstehen, wie er damit jemals hatte zufrieden sein können. Es war, als ob er nicht gemerkt hatte, was ihm fehlte, bis er es selbst erlebt hatte.
    Auf der anderen Seite dachte er daran, wie oft er dem Tode nah gewesen war, wie viele Gefahren er bereits überstanden hatte und wie viele wohl auf dem Rest seiner Reise noch auf ihn warteten. Und er hatte immer noch keine Ahnung, was dabei herauskommen würde. Selbst wenn er die Federn finden würde, was dann? Es fiel ihm schwer, sich daran zu erinnern, wie viel sie ihm bedeutet hatten, als sie das erste Mal in seinem Traum aufgetaucht waren. Eines war sicher: Wenn er Grau und Krieg nicht begegnet wäre, wäre er niemals so weit gekommen. Und mehr noch, für die Freundschaft, die zwischen ihnen entstanden war, hatte sich das alles erst gelohnt. Es war mehr, als er jemals zu finden gehofft hatte.
    Joshua war so in Gedanken versunken, dass er nicht bemerkte, wie sehr sich seine Umgebung in den letzten zwei Stunden verändert hatte. Trotz der deutlich kälteren Luft war die Landschaft, die vor ihm lag, üppig und grün. Es fühlte sich beinahe tropisch an. Hinter einem Hügel in der Ferne war die Spitze der Zuflucht, eine zylindrische Formation, die hoch in den Himmel ragte, deutlich zu erkennen. Der sichtbare obere Teil bestand beinahe vollständig aus Glas.
    Der Weg, auf dem sie gingen, führte stetig bergauf und auf beiden

Weitere Kostenlose Bücher