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Die drei Frauen von Westport

Titel: Die drei Frauen von Westport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathleen Schine
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Frau sie doch war, dann so eine Haltung an denTag zu legen.
    Miranda schaute in den Spiegel. »Hey, ich hab R osenwangen.«
    Henry hielt ernsthaft in ihrem Gesicht nach R osen Ausschau.
    »Hallo, Henry«, sagte Cousin Lou, »erinnerst du dich noch an mich?«
    Henry lief zu der anderen Frau, die ins Haus gekommen war, und umklammerte ihr Bein.Von dort aus starrte er Cousin Lou verwirrt und stirnrunzelnd an.
    »Das ist Henrys Mutter, Leanne Maybank.«
    »Maybank«, sagte Betty. »So ein hübscher Name. Das fällt mir jedes Mal wieder auf, wenn ich ihn höre.«
    »Ja, nicht wahr?«, sagte Leanne. »Aber Kit hat meinen Namen nicht deshalb angenommen.«
    »Maybank?«, sagte Miranda.
    »Ihr Mann hat Ihren Namen angenommen und ihn nach derTrennung behalten?«, fragte Cousin Lou, sichtlich aufgeregt ob dieser Neuigkeit.
    »Wirklich klangvoller Name«, bemerkte Betty ein weiteres Mal.
    »Eine neueWelt, eine neueWelt«, äußerte Lou und gab einige unfrohe Grunzlaute von sich. »Manchmal habe ich das Gefühl, ich werde alt.«
    »Er mochte seinen eigenen Nachnamen einfach nicht«, erklärte Leanne.
    »Warum nicht?«, fragte Annie, die das Thema faszinierend fand. »Hieß er vielleicht Carson oder so?«
    »Tja … genau so war es.«
    Diese Information sorgte erst einmal für bedächtiges Schweigen.
    »Er ist in Wyoming aufgewachsen«, fügte Leanne dann hinzu. »Deshalb kamen seine Eltern wohl auf die Idee, ihn auch noch Kit zu nennen.«
    »Warte mal, wie alt war Kit denn dann, als er nach Maine zog?«, fragte Miranda. »Er hat mir so viel von seiner Kindheit in Maine erzählt. Hat mich richtig neidisch gemacht. Die vielen Geschwister, Muschelessen am Strand, Blumenpflücken auf den Wiesen. Die Bienenzucht …«
    Leanne warf ihr einen irritierten Blick zu. »Das hat er dir erzählt?«
    Miranda bereute ihreWorte auf der Stelle. Ihr war wohl bewusst, dass sie sich in Bezug auf Kit und Leanne in einer schwierigen Position befand. Ihre eigene Bitterkeit gegenüber Leannes Exmann musste sie unter allen Umständen für sich behalten. Miranda war schon vor langer Zeit dahintergekommen, dass nur der Expartner selbst den Expartner angreifen darf. Als Außenstehender konnte man beipflichten, durfte aber derlei Attacken niemals initiieren. Miranda hatte sich diesesVerhalten eingeprägt, obwohl sie es nie wirklich verstanden hatte. Glückliche Erinnerungen oder positive Äußerungen über den Expartner waren allerdings ebenso tabu. Eigentlich konnte man rein gar nichts zu diesem Thema äußern, ohne den gekränkten Partner wiederum zu kränken, und hielt deshalb lieber den Mund.Vor allem dann, wenn man mit dem Expartner geschlafen hatte. Und die Freundschaft des gekränkten Partners vonTag zuTag mehr genoss.
    Die Freundschaft mit Henrys Mutter war eine Offenbarung für Miranda. Sie hatte nie eine beste Freundin gehabt, nicht einmal als erwachsene Frau. Und als Kind war sie hauptsächlich mit Annie zusammen gewesen. Später dann hatte es massenhaft Freundinnen gegeben – aber es waren eben sehr viele gewesen. Und dann natürlich all die Männer. Sehr viele Männer. Und nun, in dieser Kleinstadt, gab es nur diese einzige Frau für sie. Hier war alles anders. Doch auch Miranda selbst war anders als früher.
    Konkurs – der leuchtendeTrennstrich zwischen ihrem früheren und ihrem jetzigen Leben. Zu ihrem eigenen Erstaunen hatte Miranda auf den Bankrott nicht mitWut oder Depression reagiert. Sondern sie empfand ein überwältigendes und bisweilen regelrecht verwirrendes Freiheitsgefühl. Sie war frei von Erfolg und frei vonVersagen. Sie war – plötzlich entsann sie sich einesWortes, das Frederick benutzt hatte – unbelastet.
    Miranda merkte, dass sie dieses neue Geschöpf zärtlich beschützen wollte; sie empfand es als eine Art kleinen grünen Schössling, was vielleicht daran lag, dass sie – ein Experiment ihres neuen Selbst – begonnen hatte, sich mit Gärten zu beschäftigen, weil die vereinzelten wilden Pflänzchen imVorgarten des Cottage sie faszinierten. Charlotte Maybanks Haus an der Beachside Avenue war von Gärten umgeben, und Miranda verbrachte zunehmend mehr Zeit dort. Sie jätete Unkraut und beschnitt Sträucher, wobei sie sowohl ihren Laptop als auch den alten Gärtner konsultierte, der einmal dieWoche vorbeikam, damit sie nicht irrtümlich kleine Blumen ausriss. Und sie kümmerte sich um Henry, wenn Leanne nach New Haven in die Bibliothek fuhr.Wenn Leanne zuhause arbeitete, spielte Miranda mit Henry, achtete darauf,

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