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Die drei Frauen von Westport

Titel: Die drei Frauen von Westport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathleen Schine
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promisken Millionären bewohnt wäre, wobei man ja nicht genau wusste, ob es nicht tatsächlich so war. Auf dem Bildschirm jedenfalls standen sich gerade in der neuen, bei den Figuren der Serie sehr beliebten Kunstgalerie zwei attraktive junge Männer gegenüber, von denen einer schwarzhaarig und der andere blond war. Die Atmosphäre war geprägt von zärtlichemVerlangen. Betty hatte einen solchen Gesichtsausdruck schon einmal gesehen. Kit Maybank hatte Miranda so angesehen. Allerdings stand Kit Maybank jetzt gerade in einer Galerie vor der R eproduktion – denn es konnte kein Original sein – eines Keith Haring (ihre Freunde Arnie und Maureen hatten vor vielen Jahren einen Haring gekauft, was Betty damals nicht nachvollziehen konnte, doch er hatte sicherlich inzwischen eine Gewinnsteigerung erfahren), ergriff die Hand des blonden jungen Mannes und trat auf ihn zu. Und dann lagen sich die beiden in den Armen und küssten sich vor dem Hintergrund der Keith-Haring- R eproduktion so leidenschaftlich, wie es in Fernsehserien eben üblich ist.
    »O mein Gott«, keuchte Miranda, die hinter ihr in der Tür stehen geblieben war.
    »Betty?«, sagte R osalyn am anderen Ende. »Betty, bist du noch da?«
    »Ich fasse es nicht!«, sagte Miranda.
    »Er spielt doch nur eine R olle, Miranda«, erwiderte Betty.
    »Betty?«, fragte R osalyn.
    »Ach, entschuldige, R osalyn. Mirandas junger Mann hat gerade im Fernsehen einen anderen jungen Mann geküsst.«
    »Was für ein junger Mann? Kit? Ist Kit schwul?«
    »Nur im Fernsehen.«
    Miranda trat näher an den Fernseher und sagte: »Kit ist in Los Angeles!«
    »Los Angeles?«, fragte R osalyn, die mitgehört hatte. »Da kann man nur hoffen, dass er geheiratet hat, bevor das Gesetz geändert wurde.«
    »Kit ist verheiratet?«, fragte Betty.
    »Kit ist verheiratet?«, wiederholte Miranda und riss ihrer Mutter dasTelefon aus der Hand. »Kit ist verheiratet?«, fragte Miranda dann R osalyn.
    »Im Ernst? Tja, was es nicht alles gibt unter der Sonne.«
    Auf dem Flug nach Los Angeles starrte Miranda ungeduldig aus dem Fenster. Obwohl sie alle drei froh waren, dem Zustand entrinnen zu können, den Miranda als »Hüttenarrest« bezeichnete, war es dennoch nicht leicht, sondern eine echte Herausforderung gewesen, die anderen beiden zu dieser R eise zu überreden. Aber in der guten alten Zeit, bevor ihr Leben aus den Fugen gegangen war, hatte Miranda eine echte Herausforderung immer zu schätzen gewusst, und auch diese hatte ihr gutgetan. Es hatte ihr Spaß gemacht, ein Ziel zu haben und ihre Mutter und ihre Schwester zu bearbeiten, so wie sie es früher mitVerlegern und Lektoren getan hatte. Der Jagdinstinkt setzte wieder ein, und sie empfing ihn wie einen alten schleimerischen Bekannten mit einer Art wohlwollender Duldsamkeit. Früher hatte sie Feingefühl ebenso elegant handhaben müssen wie Aggression, Liebenswürdigkeit ebenso wie bissigen Sarkasmus. Und sie hatte natürlich gesiegt. Miranda konnte sich nicht erinnern, dass es ihr jemals nicht gelungen wäre, sich in ihrer Familie durchzusetzen. Betty hatte zunächst gezögert, weil sie keinen Gefallen an derVorstellung fand, nun auch noch an einem anderen Ort als bettelarmeVerwandte aufzutreten. Doch sie hatte recht rasch nachgegeben. Wie zu erwarten war, hatte Annie sich am hartnäckigsten verweigert.
    »Sie bezahlen alles, das kannst du also nicht als Argument anführen«, hatte Miranda gesagt. »Und die Bibliothek gibt euch allen gezwungenermaßen zweiWochen unbezahlten Urlaub – diese Ausrede zieht also auch nicht.«
    »Fahr doch alleine«, erwiderte Annie. »Wenn dir so viel daran liegt.«
    Erst als Annie erfuhr, dass weder Charlie noch Nick anWeihnachten nach Connecticut kommen konnten, hatte sie nachgegeben.
    »Tut mir leid, dass wir die Jungs nicht sehen können«, sagte Miranda zu Annie.
    Doch es tat ihr nicht leid. Sie war hellauf begeistert. Jetzt wies die Nase des Flugzeugs Richtung Westküste. Irgendwo an dieser Küste befanden sich Kit und Henry Maybank. Irgendwo zwischen Los Angeles, wo Kit jetzt wohnte, und Palm Springs, wo er seine Wochenenden in einem gemieteten Haus verbrachte, das er sich mit einem Freund teilte. Das hatte sie in einem Blog von Fans der Serie gelesen. Miranda verstand jetzt, warum Kit so spurlos verschwunden war. Er spielte nicht bei einem kleinen Independent-Film mit, sondern in einer Seifenoper. Kein Wunder, dass er nichts mehr von sich hatte hören lassen. Er, der von einer Shakespeare- R olle

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