Die drei Musketiere
tat, als fiele er aus den Wolken, sagte, die Befehle, von denen ich faselte, seien gar nicht von ihm gegeben worden, und sollte ich mir einfallen lassen, zu jemand zu äußern, daß er mit der Geschichte irgend etwas zu tun gehabt hätte, würde er dafür sorgen, daß ich an den Galgen käme.«
»Aber, Athos?« rief d'Artagnan, der durch das Verhalten der Behörde in maßlose Wut geriet, »was ist aus Athos geworden?«
– »Er will nicht aus dem Keller heraus, obwohl ich ihm alles mögliche schon erklärt habe. Er sagt und bleibt dabei, man wolle ihm nur eine Falle stellen. Nach allerhand Hin und Her forderte er endlich, daß ihm sein Page wiedergegeben werde, und zwar in voller Bewaffnung. Herr Grimaud – denn so hat er sich uns gegenüber genannt – war verwundet, wurde aber zu dem Edelmann in den Keller hinuntergelassen. Das hat aber weiter nichts genützt, als daß uns nun befohlen wurde, oben in unserer Schenkstube zu bleiben und kein Wort weiter über die Räumung des Kellers zu verlieren.«
»Also finde ich meinen Freund im Keller?« rief d'Artagnan.
»Gewiß«, antwortete der Wirt; »er hat den Fuß nicht
herausgesetzt. Wir müssen ihm Tag für Tag durch das Luftloch Brot und Fleisch hinunterreichen. Aber das allein genügt ihm und seinem Pagen doch nicht. Von den Vorräten, die in meinem Keller lagen, werde ich nicht viel mehr sehen, weder vom Flaschen- und Faßwein, noch vom Bier und dem Speise- und anderm Öl, noch vom Speck und von den Würsten.«
»Das wäre nicht mehr als billig, Sie Schuft!« rief d'Artagnan.
»Ich dächte, uns könnte man es vom Gesicht ablesen, daß wir
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mit Falschmünzerei nichts zu tun haben!«
»Ach, das wohl, gnädiger Herr! Aber was kann ein armer Wirt gegen behördliche Anordnung?« – D'Artagnan wollte eben dem Wirt die rechte Antwort auf diesen wiederholten Versuch, sich reinzuwaschen, geben, als aus dem Keller herauf ein wilder Lärm erschallte. – »Da hören Sie nur, gnädiger Herr, wie er wieder rumort!«
»Gewiß habt Ihr ihn von neuem belästigt?« – »Was sollen wir denn machen? Es kommen doch fortwährend Gäste! Und nicht allein, daß wir selbst alle auf dem Trockenen sitzen und kaum wissen, wie wir uns Speise und Trank beschaffen sollen, seitdem Ihr Freund den Keller verbarrikadiert hält, können wir ja keinem Gast mehr etwas vorsetzen! Eben sind ein paar vornehme Engländer abgestiegen und haben Wein bestellt. Da habe ich die Frau hinuntergeschickt, um zu versuchen, ob sich mit ihrem Freund nicht ein vernünftiges Wort reden läßt.«
Der Lärm aus dem Keller verdoppelte sich. D'Artagnan erhob sich. Händeringend ging der Wirt vor ihm die Treppe hinauf, Planchet folgte mit der geladenen Muskete Die beiden
Engländer, hungrig und durstig von einem langen Ritt, forderten ungestüm Wein und Braten. Die Wirtin hatte ihnen erzählt, unter welcher Drangsal sie mit ihrem Mann zu leiden hätte.
»Aber das ist ja niederträchtige Tyrannei!« riefen sie im besten Französisch, wenn auch mit einem fremden Akzent, »wie kommt ein solcher Narr dazu, rechtschaffenen Leuten den Wein vorzuenthalten? Vorwärts! Wir schlagen die Kellertür ein, und wenn er es gar zu toll treibt, so schlagen wir ihn einfach nieder!«
»Das werden Sie bleibenlassen, meine Herren!« erklärte d'Artagnan und zog die Pistolen aus seinem Gürtel. »Von Totschlagen wird hier keine Rede sein!« – »Schön!« klang Athos' ruhige Stimme hinter der Kellertür hervor. »Sie sollen nur kommen, diese Maulhelden, und sehen, wie wir ihnen den Weg weisen.«
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So tapfer die beiden Herren aus England auch zu sein
schienen, so blickten sie einander doch bedenklich an, denn in dem Keller unten schien einer jener heißhungrigen Werwölfe zu stecken, die jeden, wie die Sage berichtet, zerreißen, der den Fuß in ihre Höhle setzt. Eine Weile herrschte Stille; schließlich schämten sie sich aber, unverrichteter Sache wieder abzuziehen, und derjenige von ihnen, der die meiste Courage hatte, ging das halbe Dutzend Stufen hinunter, das zum Keller führte, und stieß mit dem Fuß gegen die Tür.
»Planchet!« rief d'Artagnan, seine Pistolen ladend, »ich nehme den oben auf mich; sieh zu, daß du mit dem unten fertig wirst. Meine Herren«, wandte er sich an die Engländer, »Sie gehen wohl darauf aus, Händel mit uns zu suchen? Nun, Sie sollen welche haben!« – »Herrgott!« rief Athos mit seiner hohlen Stimme, »das ist doch d'Artagnan!« – »Allerdings!«
versetzte dieser. »Ja es
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