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Die drei Musketiere

Die drei Musketiere

Titel: Die drei Musketiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Sproß des Hauses Österreich, leicht über die Oberlippe vortrat, war der Mund doch äußerst graziös im Lächeln, aber ebenso tief geringschätzig im Groll. Ihr Haar, blond in der Jugend, jetzt kastanienbraun, bildete einen wundervollen Rahmen zu ihrem herrlichen Antlitz, dem der strengste Richter vielleicht nur einen Schatten weniger Rot und der anspruchvollste Bildhauer nur eine schärfere Kontur der Nase hätten wünschen können.
    Buckingham stand einen Augenblick wie geblendet da. Nie war ihm Anna von Österreich so schön erschienen, auf keinem Ball, keiner Festlichkeit, keinem Turnier, wie jetzt in der schlichten, weißen Seidenrobe und in Begleitung der Donna Estefania, der einzigen ihrer spanischen Damen, die der Eifersucht des Königs und den Nachstellungen des Kardinals standgehalten hatte.
    Anna von Österreich trat zwei Schritte vor. Buckingham warf sich auf die Knie und küßte, ehe die Königin es zu hindern vermochte, den Saum ihres Gewandes.
    »Herzog«, sprach sie, »Sie wissen schon, daß nicht ich Ihnen
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    habe schreiben lassen.« – »O ja, Madame, ja, Majestät!« rief der Herzog, »ich weiß, daß ich ein Narr war, hirnverbrannt genug, um zu glauben, der Schnee würde sich beleben, der Marmor sich erwärmen. Aber wer liebt, glaubt leicht an Liebe; zudem habe ich auf dieser Reise doch nicht alles verloren, denn ich sehe Sie ja!« – »Ja«, antwortete Anna, »aber Sie wissen, warum ich Sie sehe und wie ich Sie sehe: weil Sie, unempfindlich gegen mein Herzeleid, eigensinnig darauf beharren, aus einer Stadt nicht zu weichen, wo Sie durch Ihr Bleiben Lebensgefahr laufen und meine Ehre gefährden. Sie sehen mich nur, weil ich Ihnen sagen will, daß uns alles trennt, die Tiefen des Meeres, die Feindschaft zwischen zwei Königreichen, die Heiligkeit geschworener Eide.
    Wider so viele Dinge zu kämpfen, Mylord, ist sündhafter Frevel! Sie sehen mich endlich, weil ich Ihnen sagen will, daß wir uns nicht wiedersehen dürfen.«
    »Sprechen Sie, Madame, sprechen Sie, Königin!« rief
    Buckingham begeistert. »Die Milde Ihrer Stimme deckt die Härte Ihrer Worte. Sie sprechen von sündigem Frevel? Aber Frevel ist es, Herzen zu scheiden, die Gott füreinander bestimmt hat.« – »Mylord«, rief die Königin, »Sie vergessen, daß ich Ihnen niemals gesagt habe, daß ich Sie liebe.« – »Aber Sie haben mir auch niemals gesagt, daß Sie mich nicht lieben, und mir etwas derartiges zu sagen, Madame, wäre auch schreiende Undankbarkeit, denn sagen Sie mir, wo finden Sie eine Liebe, die der meinen gleicht? Eine Liebe, die weder Zeit, noch Abwesenheit, noch Verzweiflung ersticken können? Eine Liebe, die sich an einem verirrten Stück Band, einem verlorenen Blick, einem entfallenen Wort genügen faßt? Vor drei Jahren,
    Madame, sah ich Sie zum erstenmal, und seit drei Jahren liebe ich Sie!«
    »Welche Torheit!« murmelte Anna von Österreich, die nicht den Mut fand, dem Herzog darum zu grollen, weil er ihr Bild solange im Herzen getragen hatte, »welche Torheit, eine unnütze Leidenschaft mit solchen Erinnerungen zu nä hren!« –
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    »Und womit soll ich mein Leben fristen?« rief er; »was habe ich denn, als Erinnerungen? Erinnerungen sind mein Glück, mein Schatz, meine Hoffnung! Jedesmal, wenn mir Ihr süßer Anblick zuteil wird, schließe ich einen Diamanten mehr in meinen Herzensschrein. Heute ist's der vierte; denn in drei Jahren, Madame, habe ich Sie nur viermal gesehen: zum erstenmal wie ich eben schilderte; zum zweitenmal bei Madame de Chevreuse; zum drittenmal in den Gärten von Amiens.«
    »Herzog!« rief die Königin, errötend, »kein Wort mehr von jenem Abend!« – »Oh, im Gegenteil, Madame, lassen Sie uns davon plaudern, denn dieser Abend ist der glücklichste, herrlichste meines Lebens! Gedenken Sie noch der schönen Nacht? Wie süß war die Luft, wie balsamisch, wie blau der Himmel und mit Sternen besät. Oh, Madame, an diesem Abend durfte ich einen Augenblick allein sein mit Ihnen! An diesem Abend offenbarten Sie mir die Einsamkeit Ihres Lebens, die Kümmernisse Ihres Herzens. Auf meinen Arm, auf den hier –
    ich weiß es noch genau –, stützten Sie sich; Ihr herrliches Haar streifte mein Gesicht, und jedesmal durchschauerte es mich...
    Oh, Königin, Königin! Sie wissen nicht, welche
    Himmelsseligkeit ein solcher Augenblick in sich schließt! Alles, alles gäbe ich hin, meine Güter, mein Vermögen, meinen Ruhm für noch einen solchen Augenblick, noch eine solche

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