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Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später

Titel: Die drei Musketiere Trilogie 03 - Zehn Jahre später Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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will ich sagen, daß ich eine Forderung auf Pistolen von dem Vicomte von Bragelonne erhalten habe,« antwortete der Graf.
    »Vom Vicomte von Bragelonne!« rief der König in höchster Bestürzung. Dann schwieg er, wischte sich den Schweißvon der Stirn und murmelte: »Von Bragelonne, dem Verlobten des Fräuleins von ...« – »O, mein Gott, ja,« versetzte Saint-Aignan, »von dem Verlobten des Fräuleins von ...« – Doch auch ihn unterbrach der König, ehe er aussprechen konnte. »Er war doch aber in London.« – »Ich weiß, indessen ist er jetzt in Paris, das heißt bei dem Kloster der Franziskaner, wo er auf mich wartet.« – »Also weiß er alles?« stieß der König hervor. – »Es scheint so,« sagte der Hofmeister. »Dieses Briefchen hier, in dem er mir den Besuch seines Sekundanten anmeldet, läßt es vermuten; denn ich fand es im Schloß der Tür, die zu dem Treppenzimmer führt.« – »So ist unser Geheimnis entdeckt!« rief der König achselzuckend. »Wie mag er dorthin gekommen sein?« – »Majestät, nur auf dem Wege der Treppe selbst – vom obern Zimmer durch die Falltür zum unteren Zimmer. Es ist gar nicht anders möglich!« setzte er hinzu, als der König Zweifel äußerte.
    »Dann hat jemand das Geheimnis verkauft,« meinte Ludwig. – »Verkauft oder verschenkt,« sagte der Hofmeister. – »Wieso verschenkt?« – »Weil es gewisse Personen gibt, Sire, die zu hoch stehen, um sich wie Verräter bezahlen zu lassen.« – »Das geht auf Madame, nicht wahr?« fragte der König. »Und so meinst du, meine Schwägerin hätte Bragelonne von allem unterrichtet? Vielleicht gar ihn begleitet, ihn ins obere Zimmer geführt und von dort –?« – »Und von dort ins untere Zimmer, jawohl, Majestät,« antwortete Saint-Aignan. »Wissen Sie, Sire, ob Madame die Parfüms liebt?« – »Sie bevorzugt Eisenkraut,« sagte der König. – »Nun, und mein Zimmer hat nach Eisenkraut geduftet,« sprach der Hofmeister. »Doch, Majestät, die Stunde rückt heran;das Geheimnis soll in der Brust dessen sterben, der es sich angeeignet hat. Man muß gegen den Streich, den man uns gespielt hat, andere Streiche führen.« – »Ja, doch nicht von der Art, wie man sie im Walde von Vincennes führt,« antwortete der König streng.
    »Majestät vergessen, ich bin ein Edelmann und gefordert worden,« versetzte der Kavalier. »Ich bin ehrlos, wenn ich ausbleibe.« – »Die größte Ehre eines Edelmannes ist der Gehorsam gegen seinen König,« entgegnete Ludwig XIV. »Du bleibst!« – »Sire!« – »Gehorche!« – »Eure Majestät haben nur zu befehlen.«
    »Ich werde jetzt untersuchen, wer dieses kecke Spiel mit mir zu treiben sich erdreistet hat,« rief Ludwig zornig, »wer so frech in das Heiligtum der Dame gedrungen ist, die von mir geliebt wird. Das geht aber nicht dich an, denn man hat nicht deine Ehre angegriffen, sondern die meinige. Es ist hohe Zeit, gewissen Leuten zu zeigen, daß ich hier Herr im Hause bin.« – Kaum hatte der König diese Worte gesprochen, so trat ein Türhüter ein und sprach: »Majestät hatten befohlen, den Grafen de la Fère jederzeit vorzulassen, sobald er um Gehör bäte. Der Graf de la Fère ist hier und wartet.« – »Der Vater Bragelonnes,« murmelte der König und sah Saint-Aignan an. Doch nur einen Augenblick war er unentschlossen, dann sagte er: »Saint-Aignan, geh zu Luise und sage ihr, was geschehen ist, daß Madame abermals die Verfolgung aufnimmt und Leute ins Treffen führt, die besser daran täten, neutral zu bleiben. Wenn sie sich fürchtet, so sage ihr, die Liebe ihres Königs sei ein undurchdringlicher Schild, und ich würde sie diesmal nicht nur verteidigen,« setzte er, vor Zorn erglühend hinzu, »sondern rächen, und zwar so streng, daß fortan niemandmehr wagen wird, auch nur die Augen bis zu ihr zu erheben.« – »Ist das alles, Sire?« – »Ja, das ist alles, und bleibe mir treu, du, der du mitten in dieser Hölle stehst, ohne wie ich durch die Freuden des Paradieses entschädigt zu werden.« – Saint-Aignan küßte dem König die Hand und ging strahlend fort.
    Ludwig faßte sich, um dem Grafen de la Fère ruhig gegenüberzutreten. Er fühlte voraus, daß eine heikle, schwierige Unterredung bevorstand. Athos, im Galaanzug, jenen Orden auf der Brust, den er allein am Hofe von Frankreich zu tragen berechtigt war, trat so ernst und feierlich ein, daß der König auf den ersten Blick erkannte, seine Ahnungen würden sich erfüllen. Er ging dem Grafen entgegen und

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