Die drei Sinfonie der Angst drei Fragezeichen
erzählt, dass Yamada nicht nur Synästhetiker ist, sondern auch eine Art Krankheit hat, die ihn Geräuschen gegenüber hypersensibel macht. Ich habe heute Morgen also gleich bei einem Spezialisten angerufen. Der Mann ist Chefarzt im Bereich Hals-Nasen-Ohren und hat meinem Vater gerade vor zwei Wochen ein Interview gegeben.«
»Ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt? Was hat der mit unserem Fall zu tun?«, wollte Peter wissen.
»Warte es ab! Der Arzt hat sich an Dad erinnert und war sehr nett. Als ich ihm Yamadas Fall geschildert hatte, war er sich ziemlich sicher, dass der Dirigent eine sogenannte Phonophobie hat.«
»Als ob Synästhesie noch nicht genug ist.« Peter seufzte.
»Vereinfacht erklärt, bedeutet Phonophobie, dass jemand bestimmte Geräusche als belastend empfindet. Bei Yamada kann das durch die Synästhesie ausgelöst worden sein. Er wurde quasi mit Sinneseindrücken überlastet. Für ihn bedeuten manche Klänge daher unerträglichen Stress.«
»Darum trägt er auch permanent dieses spezielle Hörgerät«, mutmaßte Justus.
»Davon gehe ich auch aus«, sagte Bob. »Das Gerät filtert wahrscheinlich die Frequenzen heraus, die Yamada nicht ertragen kann.«
»Aber wenn er diese Phonophobie hat, warum macht er dann ausgerechnet Musik?«, wunderte sich Peter. »Ist das dann nicht der falsche Beruf?«
»Musik an sich muss keine negative Wirkung auf ihn haben«, erklärte Bob. »Phonophobie bezieht sich oft nur auf bestimmte Klänge. So könnte er beispielsweise ganz entspannt eine Sinfonie anhören, würde aber beim Klang eines Automotors oder einer Sirene zusammenbrechen. Abgesehen davon gilt bei Phonophobie dasselbe wie bei anderen Phobien: Man kann sich der Angst im Rahmen einer Verhaltenstherapie stellen.«
»So, wie wenn man Angst vor Spinnen hat und dann welche anfassen muss?«
»Du hast es erfasst.«
»Komisch, dass der Titel von Yamadas Komposition ausgerechnet Phonophobia lautet.« Peter beugte sich vor. »Könnte es sein, dass er mit dem Stück seine Ängste überwinden will? Dann wäre das Konzert im Gespensterschloss sozusagen seine ganz persönliche Spinne!«
»Vielleicht nutzt auch jemand anderes den Titel, um Yamada unter Druck zu setzen«, überlegte Bob. »Zum Beispiel ein Konkurrent, der testen will, was Yamada aushält?«
»Nun, Yamada selbst hat sein Stück Phonophobia genannt«, antwortete Justus. »Es muss für ihn auf jeden Fall eine besondere Bedeutung haben. Aber wir sollten auch unsere falsche Ärztin nicht vergessen. Außerdem werde ich heute verstärkt auf Mr Van de Wijdes achten!«
Bevor die drei ??? überhaupt jemanden beschatten konnten, stand jedoch ein ganzer Berg Arbeit an. Die Colorphoniker mussten mit ihrer kompletten Ausrüstung zum Gespensterschloss gebracht werden, wo die Generalprobe stattfindensollte. In der Villa der Künste herrschte Chaos. Lady Eunice verschüttete beinahe ihren Kaffee über dem Stapel mit den druckfrischen Programmen, jemand stieß gegen die Kosmoharmonika, Yamada bekam einen Stressanfall und musste sich im Blauen Salon bei einem Tee beruhigen. Er sah noch blasser und kränker aus als sonst. Mr Van de Wijdes hingegen war gar nicht erst erschienen. Seine Ausrüstung befand sich bereits komplett im Schloss und so schien er keinen Grund zu sehen, sich an diesem Vormittag noch in Hollywood Heights blicken zu lassen.
»Aus dem Weg!«, herrschte Lucie Bland die drei ??? an. Statt ihre Kosmoharmonika abzubauen, lief sie um das Gerät herum wie ein Hund, der Schafe hütete. »Das ist ein sensibles Instrument!«
»Keine Sorge, Madam«, sagte Peter schnell.
»Wir lassen die Finger davon!«, versprach auch Bob.
»Der Fluch wird uns alle treffen!«, erzählte Danielle Sherman jedem, der nicht schnell genug das Weite suchte. »Es wird ein großes Unheil geschehen!«
Peter wollte der Frau nicht glauben. Trotzdem spürte er, dass er eine Gänsehaut auf den Armen bekam.
Ganz zu Peters Erleichterung ließ Danielle Sherman ihn einfach stehen und ging weiter, um dem Nächsten von ihren Befürchtungen zu berichten. Kopfschüttelnd schlenderte der Zweite Detektiv zu seinen Freunden hinüber.
»Wie geht es Chloe?«, fragte Justus, während er Mr Shoomer half, die Laser-Harfe reisefertig zu machen.
»Es geht ihr besser!« Der Musiker sah sehr erleichtert aus. »Morgen wird sie aus dem Krankenhaus entlassen.«
»Das sind ja gute Neuigkeiten! Dann kann deine Tochter ja zum Konzert kommen«, stellte ein jüngerer Musiker mit blondem Zopf fest, der
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