Die drei Sinfonie der Angst drei Fragezeichen
vom Dekolleté der Frau los. »Ich muss wieder an die Arbeit.«
Justus nickte nur. Er musterte die Frau eingehend. Konnte sie die falsche Ärztin sein, die Peter im Krankenhaus verfolgt hatte? Und war sie vielleicht auch die edel gekleidete Dame, die sie bei ihrem ersten Besuch im Foyer der Villa der Künste gesehen hatten? Von der Statur her war das durchaus möglich. Und die langen Haare konnten sehr gut eine Perücke sein.
»Pass nur auf, dass dir die Augen nicht aus dem Kopf fallen!« Chloe Shoomer war zu Justus an den Tisch getreten.
»Was machst du denn hier?« Erschrocken blickte er sie an. Sie hatte ihre roten Haare hochgesteckt und ein ebenfalls rotes Kleid angezogen, das etwas unvorteilhaft aussah. Mehr denn je erinnerte sie ihn an eine Erdbeere.
»Ich werde mir das Konzert nicht anhören, aber ich wollte trotzdem herkommen. Immerhin ist mein Vater da drinnen!« Dann grinste sie breit und nickte mit dem Kopf in Richtung der jungen Frau im grünen Kleid, die nun direkt auf sie zukam. »Nicht in Ohnmacht fallen, wenn sie dir das Ticket gibt!«
Die Blondine lächelte dem Ersten Detektiv knapp zu, dann griff sie in eine schlichte schwarze Handtasche und kramte ihre Eintrittskarte hervor. Tatsächlich war es geradezu unmöglich, ihr nicht in den Ausschnitt zu gucken, aber Justus interessierte sich in erster Linie für ihr Gesicht. Wie sah diese Frau wohl mit braunen Haaren und Brille aus? Die Ähnlichkeit mit der falschen Ärztin war nicht zu leugnen. Doch als der Erste Detektiv sich noch einmal vergewissern wollte, hatte sie sich schon weggedreht und stöckelte auf hohen Schuhen davon.
Chloe grinste nun noch breiter, falls das überhaupt möglich war.
»Das war vielleicht eine verdächtige Person!«, presste Justus leise zwischen den Zähnen hervor.
»Schon klar.« Chloe musterte die Blondine von hinten. Der v-förmige Ausschnitt am Rücken ihres Kleides reichte beinahe bis zum Steißbein. »Sie wird sich die Nieren verkühlen. Und die Bronchien.«
»Das war die Ärztin aus deinem Krankenhaus! Ich bin mir fast sicher!«, flüsterte Justus angestrengt.
Das Lächeln verschwand schlagartig von Chloes Gesicht. »Wie?«
»Derselbe Duft, dieselbe Größe und Statur, passende Nasenform und Augenfarbe …«
»Dann musst du sie verfolgen!«
Justus lachte verbittert auf. »Ich kann hier nicht weg!«
»Doch, das kannst du!«, sagte Chloe entschieden. »Ich will mir das Konzert doch sowieso nicht anhören. Ich bin nur hier, weil ich Papa nicht im Stich lassen wollte. Also rück schon beiseite! Den Job hätte ich sonst eh gemacht.« Schon schob sie ihn unsanft von seinem Hocker. »Lauf ihr nach! Ich kontrolliere die Karten.«
Justus hielt sich nicht lange mit Diskussionen auf. Zum einen kamen bereits die nächsten Gäste und zum anderen gab es für den Ersten Detektiv eine ganze Reihe wichtiger Dinge zu erledigen: Er musste der falschen Ärztin folgen, Tante Mathilda und Onkel Titus warnen und Peter und Bob finden. Angespannt eilte er durch den Flur in die Echohalle. Von der Frau im grünen Kleid war nichts zu sehen. Auch Justus’ Onkel und seine Tante waren nicht in Sichtweite.
»Alles klar?« Bob und Peter kamen auf Justus zu.
»Nein, ganz und gar nicht!« Der Erste Detektiv sah seine Freunde besorgt an. »Das Konzert geht gleich los und wir haben hier gerade gar nichts unter Kontrolle!« Eilig berichtete er, was inzwischen passiert war.
»Deine Tante und dein Onkel sind bestimmt schon in den Vorführraum gegangen. Aber keine Sorge, ich habe eben gesehen, dass Yamada und Flint im Büro verschwunden sind.«
»Stimmt«, sagte nun auch Peter. »Es sah aus, als würden sie sich wegen etwas streiten.«
»Und solange sie im Büro streiten, kann das Konzert nicht anfangen!«
»Kommt mit, wir sollten versuchen, das Gespräch zu belauschen. Vielleicht geht es um Phonophobia!« Schon war Justus auf dem Weg nach draußen. Das Büro lag im linken Flügel im Erdgeschoss. Wenn man über die große Terrasse ging, konnte man sich unbemerkt bis zu einem der Fenster schleichen. Das Schloss hatte altmodische Fenster mit dünnen Scheiben und der Erste Detektiv hoffte, dass man von draußen hören konnte, was gesprochen wurde. An einem so warmen Abend hatte Flint vielleicht sogar eines der Fenster geöffnet.
Hintereinander liefen sie an Chloe vorbei hinaus. Dann drosselten sie ihr Tempo und duckten sich. Die Terrasse lagstill in der Dunkelheit. Von drinnen würde man sie nicht sehen können. Schritt für Schritt
Weitere Kostenlose Bücher