Die drei Steine der Macht
Praxisübungen unterwegs und in den Pausen verging die Zeit wie im Flug. Max hätte schwören können, dass sie noch keine Woche unterwegs waren, als eine größere Häuseransammlung vor ihnen auftauchte.
Das Gasthaus war sauber, einfach und zu Max´ Erstaunen bis auf ein Zimmer komplett belegt.
Während Anemone sich genüsslich in der Badewanne aufweichte, schauten Max und Mimbelwimbel sich kurz im Ort um. Die Kreuzung mit dem Abzweig nach Süden befand sich kurz hinter dem Dorf. Die zwei anderen Zimmer des Gasthauses waren von einer kleinen Reisegruppe belegt, die diese Straße heraufgekommen war und weiter nach Altseeburg wollte. Der Weg, der weiter nach Westen führte, war in einem schlechten Zustand, mehr ein Trampelpfad als eine Straße. Mimbelwimbel sah Max fragend an und ließ dann den Kopf hängen, als er die Antwort in seinem Gesicht las. Schweigend gingen sie zurück.
„Es gibt keinen Zweifel?“, fragte der kleine Mann, bevor sie den Schankraum betraten.
„Nein“, seufzte Max.
Anemone war nicht zu sehen.
„Ich gehe besser nach oben, nicht, dass sie in der Badewanne eingeschlafen ist.“
Mimbelwimbel kicherte.
„Dann würde sie wie eine schrumpelige Trockenpflaume aussehen.“
Max grinste.
Mimbelwimbel erklärte, dass er schon mal etwas zu trinken und zu essen bestellen wolle und suchte sich einen freien Tisch. Max vermutete, dass er sich einen großen Schnaps bestellen würde und beschloss, genau das dann auch zu tun.
Anemone war schon aus der Wanne raus und bereits angezogen. Die Hände in den Schoß gelegt, saß sie auf dem Bett und starrte ins Leere. Ihr blasses Gesicht leuchtete geisterhaft hell in dem dämmrigen Raum. Als Max sich neben sie setzte und den Arm um sie legte, erwachte sie aus ihrer Starre.
„Alles wird gut“, flüsterte Max in ihr Haar.
Sie schaute auf und lächelte tapfer.
„Davon gehe ich aus!“, sagte sie, aber ihre Augen sprachen etwas anderes.
Sie schaute sich um, als ob sie etwas erwartete.
„Wo sind Hund und Mimbelwimbel?“, fragte sie.
„Unten im Schankraum. Mimbelwimbel bestellt schon das Essen.“
Das brachte Anemone zum Lächeln. Mimbelwimbels immerwährender Appetit war ein unausgesprochener Witz. Dann runzelte sie die Stirn.
„Hoffentlich gibt er Hund nicht wieder eine Wurst. Er wird viel zu fett!“
Max verdrehte die Augen. Anemone boxte ihn leicht in die Seite.
„Das habe ich gesehen! Ihr beide steckt meinem Hund viel zu viele Leckereien zu!“
Max grinste ertappt. Er war immer der Meinung gewesen, es gut versteckt zu haben.
„Er ist nicht fett und bewegt sich viel. Du kannst ihm ruhig auch mal etwas gönnen!“, meinte er.
Anemone sah ihn nur skeptisch an.
„Los, komm! Sonst futtert Mimbelwimbel uns noch alles weg.“
Als sie nach unten kamen, brachte der Wirt Mimbelwimbel gerade das Essen. Hund lag dösend unter dem Tisch, was wohl bedeutete, dass er seine Mahlzeit bereits verspeist hatte. Sie aßen schweigend. Die Reisegesellschaft an den Tischen nebenan machte reichlich Lärm und wurde böse von den Einheimischen beäugt. Von dem lauten Gelächter und Geschrei genervt, gingen sie zeitig auf ihr Zimmer zurück.
Am nächsten Morgen brachen sie früh auf, ebenso wie die Reisegesellschaft. In dem Tumult, den diese veranstaltete, achtete niemand auf die Freunde, die still ihr Frühstück aßen, sich mit frischen Lebensmitteln versorgen ließen und das Wirtshaus in Richtung Westen verließen. Max hatte den Wunsch, ungesehen auf den Pfad, der weiter nach Westen führte, zu gelangen, um unerwünschten Fragen aus dem Weg zu gehen.
Unbeobachtet erreichten sie Kreuzung und verschwanden nach der ersten Biegung hinter den Büschen. Der schmale Pfad wand sich durch die Landschaft. Die Kreuzung schien irgendwie die Grenze zwischen Landwirtschaft und freier Natur gewesen zu sein. Wiesen mit Baumgruppen breiteten sich zu beiden Seiten des Weges aus. In einiger Entfernung konnten sie vereinzelt Häuser sehen, und hin und wieder drang das leise Muhen einer Kuh zu ihnen. Die Baumgruppen wurden größer und häufiger, und allmählich ging die Landschaft in Wald über.
Unter einer Gruppe Buchen richteten sie sich für die Nacht ein.
„Ab jetzt sollten wir unsere Vorräte mit den Dingen aufbessern, die wir in der Natur finden und fangen können. Hier im Wald treffen wir höchstens noch auf ein paar Köhler und Holzfäller, die vermutlich nicht darauf eingerichtet sind, Wanderer zu bewirten, auch nicht gegen Bezahlung“, meinte Mimbelwimbel,
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