Die drei ??? und das Bergmonster
horchte wieder, hörte aber nur das Blut in seinen Ohren rauschen. Doch dann vernahm er noch etwas – in bedrängender Nähe. Hinter sich, dicht an seiner Schulter, hörte er Atemzüge.
Langsam, ganz langsam, um das, was da atmete, nicht aufzu-scheuchen, fing Bob an, sich umzudrehen.
Im Nacken spürte er Wärme, und dann eine Berührung – eine sanfte Berührung, nur ein leichtes Streifen an seinem Hemd-kragen.
Bob zuckte zusammen und riß den Kopf herum, um das Wesen zu sehen, das da aus dem Wald gekommen war.
Hinterher konnte Bob nicht sagen, wer zuerst geschrien hatte, er oder das Geschöpf, das sich angeschlichen hatte. Er wußte nur, daß es ihm in den Ohren gellte und daß er in ein Paar dunkle, rotgeränderte Augen blickte. Er hatte den Eindruck von etwas Gewaltigem, von verfilztem Haar. Dann kam er auf dem schlüpfrigen Erdreich am Rand der Spalte ins Stolpern und Rutschen.
Er fiel. Er fiel rücklings und sah vor sich den Himmel und dann die steilen, kahlen Wände der Erdspalte. Dann drehte sich sein Körper im Sturz, und der Schnee auf dem Grund des Grabens raste jählings auf ihn zu.
Er spürte den Aufprall an Händen und Knien und hörte noch einen Schrei. Dann wurde ihm schwarz vor den Augen.
Spur von nackten Sohlen
Bob öffnete die Augen. Allmählich sah er klar: Schnee und die braunen, schlammigen Wände des Grabens. Er lag bewegungslos da und horchte. Jetzt waren keine Schreie und auch kein Atmen mehr zu hören. Nur das Zwitschern eines Vogels drang aus der Höhe zu ihm.
Behutsam wälzte er sich herum, bis er auf dem Rücken lag.
Die Hände taten ihm weh, und in einer Schulter spürte er einen Schmerz, aber gebrochen war offenbar nichts. Der Schnee auf dem Grund des Grabens hatte seinen Sturz gemildert, obwohl er für eine weiche Landung zu verharscht war.
Bob sah hoch zur Sonne und zum blauen Himmel. Rotgeränderte Augen und verfilztes Haar – der flüchtige Eindruck von dem Wesen, das ihm so nahe gekommen war, tauchte wieder vor ihm auf. Er dachte an Riesen, die durch Sky Village schleichen, hinter Kindern her, die abends noch auf der Straße sind.
Nach einigen Minuten stand er auf, erschauernd von der Kälte des verharschten Schnees. Sein Ortungsgerät lag nicht weit von ihm. Er hob es auf in der verzweifelten Hoffnung, daß es beim Sturz nicht entzweigegangen war. Es gab ein schrilles, durchdringendes Piepen von sich, und der Zeiger auf der Skala schlug nach Norden aus. Bob lächelte. Justus Jonas meldete sich also. Bob ließ das Gerät auf Empfang geschaltet und schaute zum Rand der Spalte hinauf. Die Grabenwände waren sehr steil. Er wußte, daß er es niemals schaffen würde, ohne Hilfe herauszuklettern. Er würde Justus und Peter zu Hilfe rufen müssen. Aber wenn dieses Geschöpf noch oben lauerte, dicht beim Graben? Dann holte er womöglich seine beiden Freunde mitten in die Gefahrenzone.
Bob erwog dies kurz, dann beschloß er herauszufinden, ob die Bestie noch oben war. Er war sicher, daß kein Tier wissentlich in einen Graben springen würde. Er konnte also ungefährdet rufen und dann feststellen, ob das Ding zu ihm herunterschauen würde.
»Hallo!« rief er. »Hallo da droben! Bist du noch da?«
Nichts bewegte sich am Rand der Spalte. Nach ein paar Minuten entschied Bob, daß das Tier weggegangen sein mußte. Er hob sein Signalgerät und rief »Hilfe!«. Dann rief er noch zweimal, damit sein Alarmruf auch bestimmt ankam.
Sofern Peter und Justus sich im Umkreis von zwei Meilen aufhielten, würden ihre Geräte sein Signal auffangen.
Er drückte den Knopf, um das Piepsignal auszulösen, das seine Freunde zum Graben geleiten würde. Dann setzte er sich in den Schnee und wartete.
Das Warten kam Bob stundenlang vor. Aber es dauerte nur fünfzehn Minuten, bis Peter in den Graben hinabschaute. Und gleich darauf erschien oben auch Justs rundes Gesicht.
»Bob, ist dir was passiert?« fragte Justus.
»Wie zum Kuckuck bist du denn da runtergekommen?« wollte Peter wissen.
»Reingefallen eben«, sagte Bob.
»Mach keine Witze!«
»Wäre euch auch passiert, wenn ihr das gleiche gesehen hättet wie ich«, erklärte Bob.
»Was hast du denn gesehen?« fragte Justus.
»Irgendein Tier – etwas ganz Großes. Ich weiß nicht, was es war. Es kam von hinten an und . . . ach, das erzähl ich euch alles später. Jetzt muß ich erst mal hier raus.«
Justus schätzte mit einem Blick die Tiefe des Grabens ab.
»Ein Seil«, entschied er. »Wir brauchen ein Seil.«
»Ich hol’ eins«,
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