Die drei ??? und der magische Kreis
alljährlich vier große Feiertage, Sabbat genannt. Eine Hexe der Alten Religion beteiligt sich stets an diesen Sabbatfeiern. Das sind der dreißigste April, also die Walpurgisnacht, der – erste August, der einunddreißigste Oktober – die Nacht vor Allerheiligen –, und der zweite Februar, Lichtmeß.«
Bob klappte sein Notizbuch zu. »So weit bin ich heute gekommen.
Es gibt noch mehr zu diesem Thema, und wir können auch Bücher aus der Bibliothek entleihen, wenn wir wollen. Mich interessiert vorerst nur eines: wenn jemand verhindern will, daß das Manuskript von Madeline Bainbridge als Buch erscheint, dann vielleicht doch, weil der oder die Betreffende eine Hexe ist? Es könnte jemand aus der Filmclique sein, entweder ein Angehöriger der Alten Religion, der das geheimhalten will, oder gar ein Satanist.«
Peter erschauerte. »Wenn wir es schon dabei mit einer Hexe zu tun bekommen, dann hoffe ich, daß es eine von der Alten Religion ist«, sagte er. »Mit jemandem, der sich dem Teufel verschrieben hat, will ich nichts zu tun haben.«
Justus nickte. »Ein Satanist handelt wahrscheinlich völlig gewis-senlos«, sagte er. »Oder sein Denken ist irgendwie eingeengt. Auf jeden Fall könnte das gefährlich werden. Aber was hast du denn gemacht, Peter, während Bob sich dem Studium der Hexen gewidmet hat?«
»Ich habe mich über Madeline Bainbridge informiert«, sagte Peter. »Ich bin in das Mikrofilm-Archiv gegangen.«
Der Zweite Detektiv zog eine unordentliche Sammlung von Zetteln aus der Tasche und begann die mit Bleistift hingekritzelten Notizen vorzulesen.
»Sie kam mit achtzehn aus Fort Wayne in Indiana hierher. Sie hatte eine Schönheitskonkurrenz gewonnen, und der Preis war eine Hollywoodreise. Dabei fiel sie Alexander de Champley auf, während sie sich das Film-Art-Studio anschaute. Drei Wochen später war sie schon bei Film-Art unter Vertrag und hatte die Rolle der Maria Stuart in Champleys Verfilmung des Dramas in der Tasche. Das ist schon ein sagenhafter Start für eine Karriere beim Film.«
Peter sah zu seinen Freunden auf. »Immer wieder heißt es, sie sei sehr, sehr schön gewesen.«
»Sie ist es noch immer«, sagte Justus. »Ich habe sie heute gesehen.
Sonst noch etwas, Peter?«
»Nur noch Allgemeines«, sagte Peter. »Sie hat anscheinend wenig von sich reden gemacht. Nie war sie in Skandale verwickelt. Sie hat in vielen hervorragenden Filmen mitgewirkt. Es waren meistens historische Rollen, zum Beispiel Kleopatra oder die Zarin Katharina die Große. Sie spielte mit den besten männlichen Partnern, aber wenn ein Film fertig gedreht war, hat sie sich nie groß mit ihnen abgegeben und nicht dauernd neue Freundschaften geschlossen. Sie war eine richtige Einzelgängerin, und nie gab es irgendwelchen Klatsch über Romanzen mit anderen Schauspielern
– bis zu ihrem letzten Partner, Ramon Desparto.«
»Und was war mit dem?« fragte Bob.
»Erstarb kurz nach den Dreharbeiten zu dem Film ›Es geschah in Salem‹. Das war ein sehr merkwürdiger Film über die Hexenpro-zesse in Salem und –«
»Schon wieder das Thema Hexerei«, warf Justus ein.
»An sich ja. Aber dieser Film war eher eine Art Grusel-Romanze.
Madeline Bainbridge spielte eine junge Puritanerin, die der Hexerei angeklagt wird und sich dadurch rettet, daß sie mit einem indianischen Krieger durchbrennt und so dem Henker entgeht.
Ramon Desparto spielte den Indianer. Übrigens verlobte er sich kurz vor Beginn der Dreharbeiten mit Madeline Bainbridge. Es gab dann häßliches Gerede, daß die Verlobung nur seiner Karriere nützen sollte. Er verlobte sich nämlich des öfteren mit seinen Partnerinnen. Kurz nach der Fertigstellung des Films kam er bei einem Autounfall ums Leben. Es passierte nach einer Party auf dem Landgut von Madeline Bainbridge, und sie erlitt einen Nervenzusammenbruch. Sie hat danach nie wieder gefilmt. Sie kaufte all ihre Filme auf und verbrachte die folgenden dreißig Jahre völlig abgeschirmt.«
»Und vermutlich riß der Kontakt mit den alten Freunden ab«, meinte Justus.
»Möglicherweise gab es gar nicht so viele alte Freunde«, meinte Peter. Er entfaltete die Fotokopie einer Aufnahme, die er zu seinen Notizen gelegt hatte, und reichte sie Justus über den Tisch.
»Dieses Foto wurde im Entstehungsjahr des Salem-Films bei ei-.
nem Festbankett der Filmbewertungsstelle gemacht«, sagte er.
»Die Gruppe von Gästen hier nannte sich ›Madeline Bainbridges magischer Kreis‹. Es waren die Leute, mit denen sie
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