Die drei ??? und der seltsame Wecker
der Hand (der Abzählreim hatte ihn an Fingerspiele mit kleinen Kindern erinnert). Kopf und Fuß weg: blieb »aume«. Und der neue Kopf – klar, das musste ein R sein – R wie Rumpelstilz!
Nun hatte er »Wo im Raume«. Mit Feuereifer arbeitete er weiter und führte dabei selbstvergessene Monologe, wie er es öfter tat, wenn er allein über einer Aufgabe saß. » › So bunt sind die Bäume im Herbst, Laura, bunt! Nimmt der Wind den zwei letzten das Laub – was bleibt? ‹ « Justus zog die Nase kraus. »Blödes Zeug!«, brummte er. Lyrische Ergüsse waren nicht gerade nach seinem Geschmack. Laura im Laub … Jetzt fiel ihm der gleiche Anfang bei beiden Wörtern auf. »Die ›zwei letzten‹ – das sind sicher Wörter«, murmelte er. »›Was bleibt?‹ Das Laub wird weggenommen … Ah ja! Die Wörter sind ›Laura‹ und ›bunt‹ aus der ersten Zeile. Minus L–A – U–B. Und was bleibt? RA und UNT. Raunt!« Er atmete tief auf. »Jetzt hätten wir also schon: ›Wo im Raume raunt –‹ Klingt wieder verflixt romantisch, aber nicht schlecht.«
Er schrieb »raunt« hin und machte sich dann an den nächsten Teil des Rätsels.
» › Schwur im Spiegel ‹ …« In Gedanken malte er einen kleinen quadratischen Spiegelrahmen. Das Kästchen erinnerte ihn – schon wieder! – an Kreuzworträtsel. Und plötzlich zündete es: Schwur mit drei Buchstaben – EID. Er lachte und kehrte die Buchstaben um. DIE hieß das gesuchte Wort!
Aber nun wurde es zum Schluss noch einmal ganz knifflig. » Ebbe und Flut – zwischen taG und Nacht. « Wieso war »Tag« nicht normal geschrieben? Sollte das G ein wichtiger Hinweis sein? Er sah genau hin. Das G und auch das N im Wort Nacht waren kaum merklich vom restlichen Teil der Worte »taG« und »Nacht« abgesetzt. »Zwischen G und N?«, fragte sich Justus. »Ebbe und Flut sind jedenfalls die Gezeiten.« Er schrieb Gezeiten in großen Buchstaben hin. »Hier ist auch ein G – aha! Das GE und das EN! und dazwischen steht Zeit!« Triumphierend fügte er das letzte Wort an seine Lösung an, und da stand nun:
Wo im Raume raunt die Zeit.
Aber die Zeit raunt ja nicht. Sie verstreicht ohne Laut. Oder auch markiert durch das Ticken einer Uhr, wenn man so will –
»Das ist es!«, rief Justus laut. »Die Uhren in Mr Clocks Bibliothek sind alle elektrisch – sie summen! Sie ›raunen‹ …«, wiederholte er mit komischem Pathos. »Dort, in diesem Raum, raunt die Zeit!«
Also hatte er nun zwei vollständige Mitteilungen:
Mein Ratschlag: Nimm dir das Buch vor.
Wo im Raume raunt die Zeit.
Der Raum musste das Zimmer in Mr Clocks Haus sein, das all die präparierten Uhren enthielt. Von welchem Buch allerdings die Rede war, wurde ihm immer noch nicht klar. Aber die Lösung würde sich vielleicht später ergeben. Zunächst nahm Justus wieder das zerrissene Stück Papier zur Hand, auf dem der erste Teil jener Botschaft stand, die ihnen Mrs Martha Harris gegeben hatte. Er nahm sich die erste Zahlenreihe vor.
3–27 4–36 5–19 48–12 7–11 15–9
Normalerweise hätten ihm solche Zahlen überhaupt nichts gesagt. Aber da es in den bereits entzifferten Mitteilungen um ein Buch ging, ahnte Justus die Lösung. Eine sehr gebräuchliche Art Nachrichtencode funktioniert mittels eines Buches. Der Absender der Nachricht sucht aus dem Buch die Wörter heraus, aus denen sich seine Mitteilung zusammensetzt, schreibt die Seitenzahl und die Wortnummer innerhalb der Seite auf und schickt dem Empfänger dann nur diese Zahlenliste. Der Empfänger besitzt auch ein Exemplar des benutzten Buches und erhält durch Aufschlagen der Seiten und Zählen der Wörter die an ihn gerichtete Mitteilung. Ja, die Zahlen hier bezogen sich sicherlich auf Seiten und Wörter in irgendeinem Buch.
Nur hatte Justus kein Exemplar dieses Buches – er wusste nicht einmal, um welches Buch es sich handelte, und hatte von vornherein nur die Hälfte der Seiten- und Wörterzahlen!
Doch für diesen Abend war genug getan. Justus legte die Blätter mit den Botschaften in den Schreibtisch zurück und wollte sich gerade wieder in Tunnel II hinablassen, als das Telefon läutete. Überrascht nahm Justus den Hörer ab.
»Drei Detektive, Justus Jonas am Apparat«, meldete er sich.
»Just!« Das war Bobs Stimme, und sie hörte sich ängstlich an. »Just, ich sitze ganz schlimm in der Tinte. Ich brauch Hilfe!«
Bob in der Klemme
Auch nachdem Bob allein heimwärts fuhr, bemerkte er den kleinen Lieferwagen nicht,
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