Die drei ??? und der Super-Wal
dir.« Ein letztes Zerren am Haar, und Justus stolperte blindlings in ein dunkles Zimmer. Die Tür schloß sich hinter ihm. Das Licht ging an.
Nun sah Justus mit einem Blick, warum der riesenhafte Mann der wie ein Turm dicht vor ihm stand, dem Anschein nach kein Gesicht gehabt hatte, als er ihn beim Pavillon im Park gesehen hatte. Er hatte nämlich einen Strumpf über den Kopf gezogen, und deshalb waren Augen, Nase und Mund nur als schat-tenhafte Umrisse zu sehen. Sollte Justus diesem Mann zuvor schon begegnet sein, so könnte er dies jetzt nicht beurteilen. Er würde ihn auch nicht wiedererkennen, falls er ihn später nochmals zu Gesicht bekommen sollte.
In, Licht sah der Mann noch größer und vierschrötiger aus.
Unter seinem Anorak mochte er eher mit Fett gepolstert als mit Muskeln bepackt sein, aber er hatte die Brust und die Arme eines Riesen.
Justus sah sich rasch im Raum um. Ein paar Holzstühle, ein wackliger Tisch mit einem Telefon, zerschlissene Vorhänge an den Fenstern. Keine Zeitungen oder Illustrierte. Keine Bilder an der Wand. Justus erkannte, daß der Mann hier erst seit kurzem wohnte.
»Da rein«, gebot der Riese. Er sagte ›raaain‹.
Er schubste Justus zu einer offenen Tür am anderen Ende des Zimmers, schob ihn durch, und dann knallte er die Tür zu und schloß ab. Wieder stand Justus im Dunkeln. Er tastete herum und fand heraus, daß er in einer ganz kleinen Kammer war, vermutlich in einem Einbauschrank.
»Hallo.«
Er konnte aus dem Zimmer nebenan die Stimme des Mannes hören. Nun telefonierte er. Justus lehnte sich an die Tür und horchte. »Hallo«, sagte der Mann wieder. »Ich möchte Miß Constance Carmel sprechen.«
Es entstand ein kurzes Schweigen, dann sprach der Mann weiter. »Ich finde, es müßte Sie interessieren, Miß Carmel, daß Ihr junger Freund, Justus Jonas, sich in meiner Gefangenschaft befindet.«
Pause.
»Ja, um es klar auszudrücken, Miß Carmel: Ich habe ihn entführt.«
Wieder Pause.
»Ich fordere kein Lösegeld. Ich will Ihnen nur eines mitteilen: Wenn Sie diesen kleinen Wal nicht sofort im Meer aussetzen und Ihre Pläne mit der Suche nach dem Boot Ihres Vaters aufgeben . . .«
Diesmal war die Pause ganz kurz.
». . . dann werden Sie Ihren jungen Freund, Mr. Jonas, nicht wiedersehen. Jedenfalls nicht leeebend.«
Dann hörte Justus, wie der Mann auflegte.
Die drei ??? hatten sich im Verlauf der Ermittlungen zu ihren Fällen schon in manch schwieriger – oft sogar gefährlicher –
Situation befunden. Sie waren von Haien bedroht worden. Sie waren mit gefesselten Händen und Füßen im Keller eines Spukhauses gelegen. Aber dies hier kam Justus als das Schlimmste vor, das er jemals mitgemacht hatte. Denn er wußte, daß der Mann nebenan Ernst machen würde.
Justus hatte zu Bob und Peter geäußert, daß drei Verdächtige dafür in Frage kamen, die Bremsen an Constances Transporter beschädigt zu haben. Oscar Slater und Paul Donner waren zwei davon. Der dritte Verdächtige, den Justus gemeint hatte, war der mysteriöse Anrufer, der ihnen für Flukeys Befreiung hundert Dollar versprochen hatte: ›Den Waaal ins Meer zurückbringen.‹
In Wirklichkeit hatte er den drei ??? diesen Auftrag gegeben, um zu verhindern, daß Oscar Slater Flukey für die Suche nach Kapitän Carmels Boot benutzte. Er wollte nicht, daß das Bootswrack aufgespürt würde. Er wollte nicht, daß die Ladung an Bord jemals wieder zum Vorschein kam.
Und wenn er schon zuvor in Kauf genommen hatte, daß Constance und die drei Jungen in Lebensgefahr gerieten – was sollte ihn davon abhalten, seine Drohung gegenüber Justus jetzt auszuführen?
Justus kniete an der Tür und zog sein Schweizer Messer heraus.
Wenn er das Schloß aufbekäme . . .
Gewiß war der Mann sehr groß, ja riesenhaft. Aber er war auch fett. Nicht stämmig, wie es Justus war. Er hatte wabbliges Fett unter der Haut. Justus hatte bemerkt, wie weich sich Arme und Brust anfühlten. Wenn er den Mann nun angreifen würde, solange dieser nicht darauf gefaßt war . . .
Justus bohrte die Klinge seines Messers in das Schloß.
Er arbeitete so geräuschlos wie möglich. Er konnte den Mann auf dem Holzboden im Raum nebenan auf und ab gehen hören.
Er war darauf bedacht, die Messerklinge nur zu bewegen, wenn ein Dielenbrett knarrte.
Und dann, ganz plötzlich, war vorsichtiges Vermeiden von Geräuschen überflüssig. Justus hörte ein ohrenbetäubendes Krachen. Es klang wie splitterndes Holz. War der Mann durch den Fußboden
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