Die drei ??? und der tanzende Teufel
Herrscher.«
»Die Khans waren Orientalen, aber keine Chinesen – obwohl Kublai Kaiser von China war. Sie waren Mongolen – Nomaden aus dem nördlichen China. Die Mongolen waren Reiter, berittene Krieger. Sie lebten in Zelten und zogen in kleinen Stämmen umher. Manche von ihnen leben dort tatsächlich noch so. Heute gehört ein Teil des Mongolenreichs zu China.«
»Also sind sie keine Chinesen und lieben Pferde und Kriegführen. Was hat das aber mit der Statue zu tun?«
»Etwa im Jahr 1206 versammelte Dschingis Khan mehrere Stämme um sich, meist indem er sie besiegte und die Führung übernahm, und dann zog er aus, um die ganze Welt zu erobern!
Ehe er und seine Söhne und Enkel gestorben waren, besaßen sie alles Land nördlich von Indien, von Korea im Osten bis Ungarn im Westen! Sie herrschten über Sibirien, China, Rußland, Persien und einen großen Teil von Osteuropa. Die Söhne trugen Namen wie Juchi, Ogadai und Chagatai. Kublai Khan war einer der Enkel, und Batu ebenfalls.«
»Na«, meinte Peter, »sogar die Namen klingen brutal.«
»Das waren sie auch«, sagte Justus. »Sie metzelten jeden nieder, der ihnen Widerstand zu leisten versuchte. Batu Khan hatte die Russen und die Ungarn besiegt und herrschte über den westlichsten Teil des Mongolenreichs. Seine Armee – und sein Teil des Reichs – hieß die Goldene Horde. Die Mongolen waren bessere Krieger als Herrscher, und das Reich währte nicht lange. Aber die Goldene Horde bestand in Rußland fort, bis 1480.«
»Schön und gut, aber was ist nun mit der Statue?« fragte Peter.
»Und mit diesen Schamanen?«
»Schamanismus«, erklärte Justus, »ist die Bezeichnung für Ba-tu Khans Religion – die mongolische Religion. Die Mongolen glauben, daß es Geister im Fels, im Wind, im Himmel, in der Erde und in den Bäumen gibt und daß ein Erwählter zu diesen Geistern reden kann – der Schamane.«
»Aha«, sagte Bob, »wie der Medizinmann bei den Indianern.«
»Genau! Die Indianer waren ja auch ursprünglich Asiaten und haben wahrscheinlich gemeinsame Vorfahren mit den Mongolen. Jedenfalls erzählte mir Professor Hsiang eine ganze Menge über Schamanen. Sie waren hervorragende Bauchred-ner, und sie beschworen die Geister durch Tanzen! Einige Schamanen – die mächtigsten – konnten Dämonen beschwören!
Während ihres Rituals waren sie maskiert, so daß den Geistern verborgen bleiben sollte, wer sie wirklich waren. Sie verhüllten sich mit Masken und Tierfellen, wie es die Statue zeigt.«
»Ja, und was ist nun so Besonderes an der Statue?« fragte Peter.
»Sie ist einmalig in der Welt!« antwortete Justus. »Die Mongolen machten nämlich keine Statuen – zumindest keine dauerhaften. Sie hatten Götzenbilder, aber die waren aus Lehm und Filz und anderem Material, das nicht lange hält. Diese Metallstatue schuf ein europäischer Künstler. Sie ist das einzige Exemplar einer mongolischen Figur, das die Jahrhunderte überdauert hat. Sie ist einmalig!«
»Mich würde interessieren, wie sie überhaupt nach China gekommen ist«, erwog Bob. »Du sagst, die Statue gehörte Batu, und er regierte ja im Westen.«
»Das weiß niemand, Bob. Professor Hsiang sagte mir, Batu habe sich nicht immer auf russischem Gebiet aufgehalten. Die Hauptstadt des Reiches war weit hinten in der Mongolei, am Karakorum. Dorthin mußten sich die russischen Fürsten bege-ben, um dem Großen Khan – dem Kaiser – den Treueschwur zu leisten. Batu mußte im Jahr 1242 seine Kämpfe unterbrechen und selbst dorthin reisen, um an der Wahl eines Großen Khan teilzunehmen, nachdem der alte Herrscher gestorben war. Vielleicht hat er die Statue mitgenommen und aus irgendeinem Grunde dort gelassen. Etwa vierzig Jahre später übernahm Kublai Khan China und wurde der Große Khan und verlegte die mongolische Hauptstadt in das heutige Peking. Vielleicht wurde die Statue dorthin gesandt. Wir werden nie genau erfahren, was geschehen ist.«
»Ja, und weißt du, wie die Statue dann hierher kam?«
»Lies mal den Rest der Unterschrift, Bob.«
Bob las laut: »Die Statue verblieb bis zum Zweiten Weltkrieg in China und verschwand dann während der japanischen Besatzung. Im Jahre 1956 tauchte sie in London wieder auf, wo sie von dem reichen Amerikaner H. P. Clay erworben und in seine Privatsammlung orientalischer Kunst aufgenommen wurde.«
»H. P. Clay!« sagte Peter. »Ist das nicht der reiche Ölmagnat, der unten bei Fernand Point seine Villa hat? Dann hieße das, daß die Statue jetzt seit
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