Die drei ??? und der unheimliche Drache
das mühsame Atmen zu hören.
»Was sollen wir sein lassen?« fragte Justus in die Muschel.
»Meine Höhle«, sagte die Stimme. Ein langes Keuchen folgte; dann war es still.
»Und warum?« forschte Justus. »Hören Sie, wer sind Sie eigentlich?«
Jetzt klang die Stimme schauerlich hohl. »Tote«, sagte sie langsam, »reden nicht!«
Es kam ein letztes zitterndes Atemringen, und dann blieb es still.
Justus legte auf. Im ersten Augenblick saß er mit Peter nur da und starrte das Telefon an. Dann sprang Peter auf.
»Mir ist gerade eingefallen, daß wir heute früher essen«, sagte er.
»Ich muß heim.«
Justus stand auf. »Ich muß auch weg. Tante Mathilda wäre es sicher recht, wenn ich auf dem Schrottplatz ein bißchen aufräumen könnte.«
Hastig verließen die beiden Jungen den Anhänger. Es fiel ihnen nicht schwer zu begreifen, was die gespenstische Stimme ihnen geraten hatte. Es war eine knappe, klare Botschaft.
Bleibt von meiner Höhle weg!
Tote reden nicht!
Der alte Mr. Allen hatte ihnen von einem Drachen erzählt, der in einer Höhle verschwunden war.
Von Toten – oder gar von Gespenstern – hatte er nicht gesprochen!
Alte Chronik – neue Spur
In der Zwischenzeit hatte Bob geduscht und sich umgezogen. Als er danach in der Stadtbibliothek von Rocky Beach ankam, wo er in den Ferien aushalf, waren seine Lebensgeister wieder erwacht.
Miss Bennett, die Bibliothekarin, sah auf und lächelte, als er hereinkam. »Oh, Bob«, sagte sie. »Heute bin ich richtig froh, daß du kommst. Es ging den ganzen Tag sehr lebhaft zu. So eine Menge Leser, und jetzt natürlich all die Bücher zum Aufräumen.
Kannst du gleich damit anfangen?«
»Klar«, antwortete Bob.
Er nahm den ansehnlichen Stapel zurückgegebener Bücher auf und stellte eines nach dem anderen ins Regal zurück. Dann wandte er sich den Tischen im Lesesaal zu. Auch dort war eine Menge Bücher liegengeblieben, und er räumte sie ebenfalls auf. Zuoberst auf dem Stapel sah er den Titel ›Kalifornische Chronik‹. Rasch blätterte er den Band durch und las die Kapitelüberschrift,
›Seaside – Zukunftstraum und Sterben einer Stadt‹.
»Hm«, sagte sich Bob. »Das könnte interessant sein.«
Nachdenklich legte er das Buch beiseite. Das war ein glücklicher Fund. Angespornt von dem Wunsch, sich das Buch vorzunehmen, sobald er seine Aufgaben in der Bibliothek erledigt hatte, machte sich Bob im Rekordtempo über die herumliegenden Bücherstapel her.
Als er alle Bände wieder ordentlich ins Regal gestellt hatte, bat ihn Miss Bennett, noch ein paar zerrissene Einbände zu reparieren. Er nahm die Bücher mit in den hinten gelegenen Lagerraum und flickte die Einbände mit Klebeband zusammen. Kurz darauf war er dann wirklich mit allem fertig.
Er ging zu Miss Bennetts Pult zurück.
»Alles in Ordnung, Miss Bennett. Jetzt muß ich ein paar Recherchen erledigen, falls Sie mich nicht weiter brauchen –«
Miss Bennett schüttelte den Kopf, und Bob lief zum Lesetisch mit der ›Kalifornischen Chronik‹. Über Seaside wußte er kaum etwas, wenn er es sich recht überlegte. Und auch Justus und Peter wußten nicht viel darüber. Eines stand fest: Keiner von ihnen hatte je vom Sterben dieser Stadt gehört!
Rasch schlug er das Buch bei dem Kapitel über Seaside auf. Es begann mit diesen Worten:
Es gibt Städte, die genau wie manche Menschen vom Unheil verfolgt sind. Seasides Traum, sich zur bekannten Kurstadt zu entwickeln, ist vor fünfzig Jahren in Rauch und Flammen aufgegangen.
Der Stadt voller Glanz und Leben, wie sie die Planer projektiert und mit ihrem Vermögen vorfinanziert hatten, war nie Verwirklichung beschieden. Das ausgeklügelte System von Kanälen und Wasser-straßen, das Besucher an Venedig erinnern sollte, ist zerfallen und mit Fabriken überbaut worden. Vor die einstigen eleganten Hotels setzte man Bretterzäune, oder man riß sie ganz ab, um Baugrund für die von Norden nach Süden führende Stadtautobahn zu schaffen.
Die vielleicht bitterste Enttäuschung für Seaside war das Scheitern des Untergrundbahn-Projekts, das das erste seiner Art an der Westküste war. Geldgeber und Bevölkerung standen aber den Plänen eines Schnellverkehrssystems, das den Strand von Seaside mit der Innenstadt und einigen Nachbarorten verbinden sollte, ablehnend gegenüber. Demzufolge wurde das unterirdische Schienennetz nie fertiggestellt, und der erst wenige Kilometer lange Tunnel ist heute mit Brettern verschalt und in Vergessenheit geraten –
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