Die dreißig tolldreisten Geschichten - 3 (German Edition)
schüchternen, nüchternen, verstohlenen Tänzchen unter Hangen und Bangen, unter Zittern und Zagen. Sie wollte auch einmal den Galopp und Kehraus der Liebe tanzen. So ein rechter Schuhplattler wäre einmal nach ihrem Herzen gewesen. Sah man darum alsbald ihr Zöfchen unterwegs nach dem Palast des Grafen (von dem sie nie mit leeren Händen wegging und den sie darum keineswegs haßte), um die glückliche Abwesenheit des Profosen zu vermelden, damit er die nötigen Vorbereitungen treffe, seine Geliebte für den Abend zu empfangen, die nicht verfehlen werde, einen guten Hunger und Durst mitzubringen, zur Abendmahlzeit wie zu allem andern.
Unterdessen spionierten auch die Pagen des verdammten Feldzeugmeisters um den Palast herum und konnten bald ihrem Herrn melden, wie der Galan sich bereits geschniegelt und gestriegelt in Bereitschaft halte und alles sich nach Wunsch füge. Dieser rieb sich schon die Hände vor Vergnügen, indem er sich in der Phantasie den Stoß vorstellte, den der Justizerich führen werde.
Er schickte sofort einen reitenden Kurier zu dem Profosen mit dem Befehl des Königs, unverzüglich in die Stadt zurückzukommen, um im Palast des genannten Herrn Grafen einen englischen Lord aufzuheben, der sehr im Verdacht stehe, ein schwarzes Komplott wider den König zu spinnen. Bevor er sich aber an Ort und Stelle begab, sollte der Profos vor dem König erscheinen, um mit ihm die nötigen Vorsichtsmaßregeln in dieser heiklen Sache zu beraten.
Der gute Lampel war stolz wie ein König in dem Gedanken, mit dem König sprechen zu dürfen. Er machte sich in höchster Eile auf den Weg und kam in die Stadt genau zur Stunde, als die Geliebten gerade zum erstenmal zur Vesper läuteten. Der König im Lande Hahnreiingen und Umgegend, einer vom Geschlecht der Koboldinger, fügte es so, daß die Lampeline zur selben Zeit mit dem Geliebten über die beste Methode, den Backofen zu heizen, beratschlagte, während ihr Mann mit dem Feldzeugmeister und dem König unterhandelte, was ihm ein großes Vergnügen war wie auch seiner Frau, ein seltener Fall in der Ehe.
»Ich sagte eben zu Ihrer Majestät«, sprach der Feldzeugmeister zu dem eintretenden Profosen, »daß innerhalb des Königreichs jedermann das Recht hat, seine Frau und ihren Geliebten zu töten, wenn er sie auf frischer Tat ertappt; aber unser königlicher Herr, der die Gnade in Person ist, hat mir erwidert, daß es nur erlaubt sei, den Kavalier zu töten. Was würdet denn Ihr tun, mein guter Profos, wenn Ihr einem Edelmann begegnetet, lustwandelnd in dem Gärtlein, dessen Blumen zu begießen und zu pflegen nach menschlichem und göttlichem Recht nur Euch allein zusteht?«
»Tausend Teufel noch einmal«, sprach der Profos, »ich würde alles umbringen, ich würde alles kurz und klein schlagen, Frucht und Blüte, Halm und Korn, Kind und Kegel, den Garten und die Blumen, die Frau und den Ritter.«
»Ihr tätet unrecht«, antwortete ihm der König. »So zu handeln ist wider die Gesetze der Kirche wie die des Königreichs. Denn Ihr würdet damit das unschuldige Ungeborene ohne Taufe in die Vorhölle schicken.«
»Majestät, ich bewundere die Tiefe Eurer Weisheit. Und wohl sehe ich nun, daß Ihr der Hort seid aller Gerechtigkeit.«
»Wir können also nur den Kavalier umbringen, Amen!« sprach der Feldzeugmeister. »Tötet den Reiter, für den weißen Zelter wäre es schade. Aber nun begebt Euch unverweilt nach dem Schloß des Grafen und habt wohl acht, daß man Euch keinen Bären aufbinde, laßt Euch nicht einschüchtern, verliert aber auch keinen Augenblick die Rücksicht aus dem Auge, die sein Stand und Name erheischen.«
Und der Profos, nicht zweifelnd, zum Kanzler von Frankreich erhoben zu werden, wenn er seinen Auftrag geschickt ausführte, eilt nach dem gräflichen Palast, besetzt alle Türen und Ausgänge mit seinen Bütteln und Sergeanten, verschafft sich leise Einlaß im Namen des Königs, erklimmt die Treppen, läßt die Dienerschaft verhaften, die er nach dem Aufenthalt ihres Herrn befragt, und klopft endlich an die Türe des Gemachs, wo der Graf und sein Schätzchen sich in jenem Kampfspiel übten, dessen Waffen euch bekannt sind.
»Öffnet«, ruft er, »im Namen des Königs, unsres Herrn!«
Die Lampeline erkannte die Stimme ihres Mannes und mußte bei sich lächeln, indem sie dachte, daß sie nicht den Befehl des Königs abgewartet hatte, zu tun, was sie gerade tat. Aber nach dem Lachen befiel sie Angst und Schrecken. Der Graf aber hüllt sich in
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