Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)
geschlossen. Erschrocken drehte sie sich um.
Max,
ihr Manager, stand hinter ihr, mit der schwarzen Kette in seiner
Hand. »Wie bist du hier reingekommen? Ich hab dir nie einen
Schlüssel gegeben.«
»Ich
brauche keine Schlüssel«, sagte Max und drehte die Kette
weiter in seiner Hand.
»Was
machst du hier? Wir wollten uns doch im Studio treffen?«
Max
trat nur einen Schritt näher, ohne etwas zu sagen.
»Was
ist mit dir los?« Sie wusste nicht, was sie davon zu halten
hatte. Teils nervös und teils erregt beobachtete sie, wie er mit
einem Blick – irgendwie mörderisch – auf sie zukam.
Ohne ein weiteres Wort zog er einen Dolch aus seiner Tasche und stach
zu.
*
S hirin
Hannah war glücklich. Mit wie vielen Produzenten und Chefs hatte
sie geschlafen und wie viele Intrigen hatte sie gesponnen, um an
diesem Platz zu stehen? Endlich wurde ihr Traum erfüllt, sie war
nun die Wetterfee der Nürnberg
Business Live Nachrichten .
Sie hatte ewig auf diesen Moment gewartet. Diese Idiotin Lavinia
hatte sich seit Tagen nicht mehr blicken lassen und Shirin war sich
sicher, dass sie bekommen hatte, was sie verdiente.
»Herr
Geuß, ich möchte Ihnen noch einmal meinen größten
Dank aussprechen! Es ist eine große Ehre für mich, das Wetter
anzusagen«, schleimte sie und ließ die Hand des
Programmdirektors vom NBL-TV nicht mehr los. »Gut dann gehen
Sie, und machen Sie Ihre Arbeit – und lassen Sie meine Hand
los!«
»Oh!
O ja, schon gut, ich bin weg!«
»Herzlich
willkommen beim Nürnberg Business Live Wetterprogramm. Sie
möchten wissen, was das Wetter heute macht? Dann sind Sie hier
genau richtig. Hihihi!«, ließ Shirin Hannah ein
gekünsteltes Lachen
hören.
*
M otzig
schaltete Wettervorhersage und Fernseher ab. »Das sieht Lavinia
aber gar nicht ähnlich, einfach so zu kündigen«,
sagte er.
»Vielleicht
hat sie nur Urlaub genommen«, schlug Maxim vor. Er spielte auf
der Playstation drei und aß eine Brezel. Sie saßen beide
im Wohnzimmer der Villa. Fenster bis zur Decke zeigten den nahen Wald
und durch den Wintergarten kam der Duft der groß gewachsenen
Sonnenblumen herein.
»Wo
ist Roxy hin? Wollte sie nicht längst hier sein?«, fragte
Maxim.
»Ja,
aber Nadia scheint ebenfalls ein Sturkopf zu sein, lässt sich
wohl nicht so schnell überreden.
Hast
du deine Sachen schon in dein Zimmer gebracht?«
»Sie
stehen noch in der Eingangshalle. Wir haben doch Zeit«, sagte
Maxim kauend.
»Nein,
es hat keine Zeit! Wir wissen nicht, wann Roxy zurück ist, und
dann müssen wir los, um Lavinia zu suchen.
»Ich
bring meine Sachen eben erst später in
mein Zimmer.« Motzig hörte sich an wie sein Vater.
»Nein!
Du bringst die Sachen jetzt hoch!«
Während
Motzig sprach, drückte sich der Power Knopf der Playstation wie
von selbst und das Bild wurde schwarz.
»Hey!
Das warst du!« Maxim stand auf, um die Playstation wieder
anzuschalten. Doch in dem Moment glitten alle Stecker aus der
Playstation und flogen auf Motzig zu.
»Räum
deine Sachen auf, dann bekommst du die Kabel wieder!«
»Du
hättest mich wenigstens speichern lassen können.«
Wütend ging er aus dem Wohnzimmer und hinterließ nur
Stille.
Motzig,
der von der nervtötenden Playstation bereits nach zehn Minuten
die Schnauze voll hatte, überlegte sich, wo er die Kabel
hinaufbeschwören könnte, damit Maxim niemals mehr daran
kam, ehe ihn ein lauter Schrei aufschrecken ließ.
Er
rannte in die Eingangshalle, wo immer noch Maxims Kartons und Koffer
standen, doch von ihm selbst gab es keine Spur.
»Was
hast du wieder angestellt?«, rief Motzig.
»Aaah«,
mehr kam nicht von Maxim.
Motzig
blickte zu ihm herauf, wo er am Geländer des dritten Stockwerkes
hing.
»Wie
zum Teufel bist du da so schnell raufgekommen?«
»Ich
weiß es nicht, plötzlich hing ich hier«, wimmerte
Maxim.
»Okay,
halt dich fest!«
»Ach
wirklich?«
»Jetzt
sei still und verbrauch nicht deine Kraft!« »Verdammt!
Hör auf mir Befehle zu erteilen!« M axims
Hände rutschten plötzlich von dem kalten Eisen ab und er
schwebte kopfüber zwei weitere Stockwerke hinauf.
»Verdammt, du kannst
fliegen«, rief Motzig. Ihm
blieb der Mund offen stehen.
»Hilfe«,
schrie Maxim und schwebte in das sechste Stockwerk.
»Halt
dich wo fest!«
Maxim
versuchte, sich kopfüber zu orientieren und konnte kurz über
seinen rechten Zeh den Kronleuchter sehen. Was war, wenn er
versuchte, sich in der Luft zu drehen? Würde er dann abstürzen?
Kribbelnd antwortete sein Magen und zog sich vor
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