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Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)

Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)

Titel: Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuel Scherzinger
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seinem
Schatzmeister erlauben würde, fortan nicht nur vor ausländischen
Besuchern die Hand aufzuhalten, sondern auch von jedem inländischen
Besucher, dessen Wohnsitz sich nicht in St. Benedikt befand, Steuern
beim Betreten der Stadt zu verlangen. Er tauchte seine Feder in das
dunkle Tintenglas und blieb mit der feuchten Feder über der
dünnen Linie auf dem Pergament stehen. Die Aussicht auf mehr
Steuern war sehr verlockend. Besonders jetzt, wo sie vorhatten, ihre
Wolkenwandlerflotte auszubauen, brauchten sie jeden Gulden, der ihnen
in die Finger fiel. Doch er musste aufpassen, seinen Meistern nicht
zu viel Macht zuzusprechen. Jeder von ihnen war seiner Meinung nach
hinter seinem Posten her. Er war ständig auf der Hut, wollte er
doch jeden möglichen Putsch frühstmöglich aufdecken,
und die Verantwortlichen lebenslang in die Kerker der Zentrale der
Krieger sperren. Vor nicht allzu langer Zeit hatte er sogar den
Kriegsmeister entlassen und sein Amt offiziell als unnötig
erklärt. Der damalige Kriegsmeister hatte seinen Job einfach zu
gut gemacht, das Volk liebte ihn wegen seiner charismatischen Art,
Reden zu halten. Die Truppen Arcancieels hatten zu dem Meister
aufgesehen, da er nicht nur verständnisvoll war, sondern auch
das richtige Maß von Zuckerbrot und Peitsche beherrschte.
Dieser Fall hatte, wie Korbinian zugeben musste, im ganzen Kontinent
und auch etwas darüber hinaus für Aufsehen gesorgt. Damals
hatte sich der Hohe Rat in seinen Nacken gesetzt und wollte ihn für
diese Tat zur Verantwortung ziehen. Denn schließlich war es
Pflicht, für jeden politischen Bereich einen Meister zu
beschäftigen. Indem der Hohe Rat die Macht auf mehrere Magier
aufteilte, versuchte er Alleingänge und ein mögliches
Zu-Kopf-Steigen der Macht zu verhindern.
    »Wir
leben in friedvollen Zeiten wie wir sie uns vorher nie hätten
erträumen können, und ich möchte diese positive
Entwicklung fördern, indem ich das Amt des Kriegsmeisters
abschaffe. Ein Abrüsten meiner Armeen wird folgen. Ich hoffe,
damit ein Vorbild für all jene Königreiche zu sein, die
sich diesem Trend des Friedens gerne anschließen wollen«,
hatte er damals in einer Liveübertragung über das Ventana Netzwerk erklärt.
Danach hatte der Hohe Rat erst einmal von ihm abgelassen, wobei Korbinian wusste, dass er ihn weiterhin misstrauisch
beobachtete. Doch seine Rede hatte beim einfachen Volk weltweit
Anklang gefunden.
Natürlich würde er seine Truppenstärke niemals
abbauen. Vor allem, weil sein Reich am Meer lag und nur ein paar
Hundert Kilometer weiter der Kontinent der äußerst
streitsüchtigen Länder Cieel und Impenta lag. Bisher waren
diese Königreiche damit beschäftig gewesen, sich
gegenseitig zu bekriegen. Doch was würde geschehen, wenn eines
der beiden Reiche das andere endgültig besiegt hatte?
Auf welches Reich würde sich die Gier der ausländischen
Siegernation richten? Ganz sicher auf sein Arcancieel. Es lag ohne
Zweifel dem verdammten Kontinent Mareel am nächsten.
    Außerdem
misstraute er dem Königreich Pascaal, das sich bockig weigerte,
den Vereinigten Völker
Ayorwedens beizutreten.
Zwar schoben sie die lahme Ausrede voran, sich durch einen Beitritt
womöglich in ungewollte Kriege zu verwickeln. Doch Korbinian war
sich fast sicher, sie wollten sich die Möglichkeit offen halten,
in einem günstigen Augenblick sein idyllisches und florierendes
Reich einzunehmen und zu unterwerfen. Sein Reich war umzingelt von
misstrauischen und feindseligen Ländern, die ihn mehr oder
weniger offenkundig, beobachteten und nur auf ein Zeichen der
Schwäche warteten. Er musste die Flotten seines Landes
aufstocken. Aber er durfte dies nicht auffällig tun, sonst
würden womöglich heftige Sanktionen des Hohen Rates auf ihn
herabregnen. Er war sich sicher, dass er die zusätzlichen
Steuern benötigte, um seine Flotten zu erweitern.
    Verdrießlich
ließ er die Feder zurück ins Tintenglas fallen. Er musste
wohl noch eine Nacht über den neuen Gesetzesentwurf seines
Schatzmeisters schlafen. Es klopfte an der Tür. Schnell ließ
Korbinian das Pergament unter seine Schreibtischablage verschwinden.
»Herein!«
    Die
Tür öffnete sich langsam und herein kam Walter Wacht, sein
Meister für Innere Angelegenheiten.
    »Schlechte
Neuigkeiten, mein Herr!«
    Korbinian
sackte das Herz in die Hose. Immer, wenn einer seiner Meister so
begann, kamen unheimliche Kosten oder unheimliche Forderungen oder
beides auf ihn zu, was mindestens doppelt so unheimlich

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