Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)
bemerkte Motzig
ihren plötzlich roten Kopf nicht. Um ihn weiter zu verstecken,
drehte sie sich um und ging zum Geländer. Unten sah einen
pinkfarbenen Fleck durch die Eingangshalle stöckeln.
»Ich
würde sagen wir verschieben das Training. Du bist heute wohl
nicht so fit«, sagte Motzig. Nadia drehte sich um und konnte
gerade noch erkennen, wie seine unteren Bauchmuskeln hinter einer
öden Wand aus Stoff verschwanden, aber nicht ohne einen Abdruck
auf dem Tanktop zu hinterlassen.
»J-ja
genau!«, sagte Nadia blinzelnd, um ihren Blick abwenden zu
können.
Motzig
schmunzelte. »Gut, ich werde schnell was erledigen. Gegen Abend
bin ich wieder da. Frag Lavinia, was diesmal wichtiger war als die
Kampfstunden mit mir.«
Sie
nickte und trank aus ihrer Wasserflasche, obwohl sie keinen Durst
hatte.
In
der Eingangshalle stand sie eine Weile allein da, ehe Lavinias
Schritte durch einen Nebengang näherkamen.
»Sag
mal wo warst du denn?«, rief Nadia.
»Arbeiten,
jemand muss ja was tun. Ich bin die Einzige hier, die arbeitet«
Lavinia stöckelte in die Halle.
»Ich
arbeite wie du«, erwiderte Nadia beleidigt. Lavinia nickte.
»Maxim
arbeitet ebenfalls«, fügte Nadia hinzu.
»Ach
was! Der bekommt keinen Lohn, nur Motorteile und Essen von seinen
Eltern. Das zählt nicht. Außerdem habe ich alles für
meinen Auszug aus dem Penthouse fertiggemacht. Morgen wird alles
angeliefert.«
»Ich
bin dann mal weg«, rief Motzig. Er war die Treppen von der
Empore heruntergekommen und verließ mit schnellen Schritten die
Eingangshalle.
»Wo
geht der denn schon wieder hin?«, fragte Lavinia.
»Ich
weiß es nicht, aber er verschwindet doch fast täglich.«
Jemand
klopfte sanft gegen die massive Holztür.
Sie
blickten sich gegenseitig an. Es klopfte zwei weitere Male sanft
gegen die Tür.
Nadia
blickte weiterhin fragend auf Lavinia. »Motzig würde doch
niemals anklopfen, wenn er was vergessen hat«, meinte Lavinia.
»Wer
kann das sein?«, flüsterte Nadia.
»Wir
werden sehen.« Lavinia ging zur Tür und öffnete sie.
»Hallo
ich bin Maxims Mutter. Bin ich hier richtig? Ich meine, es hat ewig
gedauert in dieser Gegend überhaupt ein Haus zu finden«,
hörte Nadia eine freundliche Stimme.
»Ja,
hier sind Sie richtig.« Lavinia hielt die Tür weiterhin
halb zu und sah zu Nadia. »Es ist Maxims Mutter, soll ich sie
reinlassen?«, fragte sie ohne die Stimme zu senken.
Nadia
schüttelte den Kopf. »Ja mach schon!«
»Na
gut, Sie dürfen reinkommen.« Lavinia ließ die Tür
aufschwingen.
Eine
blond gelockte, dicke Frau blickte verwundert von Lavinia zu Nadia
und hinauf zu dem großen Kronleuchter unter der Decke, sieben
Stockwerke über ihnen.
»Hallo!«,
grüßte Nadia.
»Mein
Name ist Paloma. Ich wollte mal sehen, wie mein kleiner Spatz jetzt
lebt.« Sie überreichte Nadia eine Frischhaltebox mit einem
Kuchen.
»Sind
Sie Lavinia?«
»Ich?
O nein, das ist Lavinia. Ich bin Nadia. Danke für den Kuchen.«
Paloma
gab ein enttäuscht klingendes »Oh« von sich. »Maxim
hat mir viel über Sie erzählt, Lavinia. Ich freue mich, Sie
endlich kennenzulernen. Ich finde es toll, wie Sie es geschafft
haben, meinen kleinen Jungen zu bändigen.«
Lavinia
wusste sichtlich überrascht offenbar nichts zu erwidern.
»Ja
… ich werde dann mal Geschirr holen …«, ergriff
Nadia prustend das Wort, »… für den Kuchen. Bis
gleich.«
L avinia
stand unbeholfen da. »Ich nehme an, Sie wollen sich jetzt
setzen?«, fragte sie mit einer kühlen Geste.
»Ist
denn mein Sohn nicht da?« Paloma wirkte ein wenig
eingeschüchtert.
Lavinia
schüttelte den Kopf und betrat den Gang, zum Wohnzimmer.
»Wo
ist er denn um diese Zeit?«
Lavinia
zuckte mit den Schultern, ohne sich umzudrehen.
»Setzen
sie sich doch«, bot sie dem Gast an, als sie das Wohnzimmer
betraten. »Ich helf Nadia mit dem Geschirr.«
Noch
ehe Paloma etwas sagen konnte, verschwand sie stöckelnd aus dem
Wohnzimmer.
Eine
süffisant lächelnde Nadia wartete in der Küche bereits
auf sie. Sie hielt drei Teller samt Kuchengabeln in ihren Händen.
»Na
da amüsiert sich jemand ja ganz prächtig«, sagte
Lavinia genervt.
»Hey,
ich hab mir das nicht so ausgesucht! Beschwer dich bei Maxim. Nimm
den Kuchen. Ich kann ihn nicht mehr tragen.«
»Ich
ruf ihn an! Das geht doch nicht! Vor allem, wer würde glauben,
dass ich, ich mit jemandem wie ihm schlafen würde?«
Sie
hörten Schritte im Gang, der zum Wohnzimmer führte.
»Jetzt
nimm den Kuchen! Wir können sie hier nicht allein
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