Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)
Nadias Nase schwebten.
»Pardon,
ich vergaß.« Mit einem Plopp erschien eine Schreibfeder.
»Sie
verpflichten sich mit der Unterschrift, folgende Nachricht an alle
Empfänger weiterzugeben. Sollten Sie das nicht tun, werden sie
laut Paragraf dreiundreißig des Magischen Post-Gesetzes für
drei Wochen in die Kerker der Stadt St. Benedikt eingesperrt.«
»Wo
sind die Briefe überhaupt?«, fragte Nadia verwundert und
hörte auf, die Pergamente zu unterschreiben.
»Ich
bin der Brief. Ich habe eine mündliche Einladung zu
überbringen.«
Während
Nadia die restlichen Pergamente unterschrieb, folgten ihr die kleinen
Pupillen des Zwerges aufmerksam. Stumm nahm er die Pergamente
entgegen.
»So,
das hätten wir erledigt! Das MaGIa-Register-Amt lädt Sie am
Dienstag, den fünfzehnten September um zehn Uhr vor. Es wurde
festgestellt, dass keiner von Ihnen einen gültigen MaGIa-Pass
besitzt. Nun muss die Frage geklärt werden, ob Sie überhaupt
rechtens in Ayorweden umherspazieren. Übrigens, das möchte
ich für euch hoffen, denn mit Eindringlingen wird nicht
unbedingt sanft verfahren«, drohte der Zwerg mit erhobenem
Zeigefinger.
»Wo
ist dieses Amt und wie wurde das bitte festgestellt? Wir wurden nie
kontrolliert.«
»Verdammt
schon so spät?«, sagte der Zwerg mit einem Blick auf seine
Uhr.
»Das
Amt ist am Spatzenplatz vier, direkt neben dem Ratshaus«, sagte
er, während er eilig zur Gartentür humpelte.
»Aber
woher wissen die von uns?«
»Ich
hab jetzt keine Zeit mehr, ihr habt schon genug von meiner Zeit
verplempert. Ein paar Kilometer von hier haben zwei Fenixmännlein ihre Kinder durch zwei
menschliche vertauscht. Das muss ich wieder geradebügeln.« Der Zwerg stieß die
Glastür auf. »Und
sagen Sie diesem Motzig
schöne Grüße. Den Kerl will ich mal kennenlernen … so ganz ohne Vornamen … Primo Voile. «
Sein Körper wurde plötzlich schwerelos und wie ein
Mini-Superman startete er ohne jedes weitere Wort Richtung Himmel. Er
flog über die Baumwipfel und verschwand. Ein fliegender Zwerg.
Wenigstens hatte Maxims Mutter nichts mitbekommen.
*
L avinia
war in den Hofgarten gegangen, um sich um ihre Saat zu kümmern.
»Ich liebe euch Sonnenblumen. Leider wollt ihr noch nicht so
recht blühen«, flüsterte sie und strich über den
rauen Stängel einer Sonnenblume.
»Was
machst du da?«, wurde sie von Maxim aus ihren Gedanken
gerissen.
»Schleich
dich gefälligst nicht so von hinten an, du Idiot!«
»Schon
gut! Ich habe dich gesucht. Wir gehen jetzt los.«
Es
war Dienstag der fünfzehnte September. Nadia hatte alle um sechs
Uhr früh aus den Betten geholt. Alle bis auf Motzig, der war
bereits unterwegs gewesen und um halb acht erst wieder nach Hause
gekommen. Nadia hatte Maxim gezwungen, einen schicken Anzug
anzuziehen, Lavinia konnte ihm ansehen, dass er sich darin nicht
wohlfühlte.
Roxy
hatte den gesamten Morgen damit verbracht, Nadia aus dem Weg zu
gehen. Doch dann erwischte sie sie im zweiten Stock.
»Mit
einer Lederjacke? Bist du denn ganz von Sinnen? Geh sofort in dein
Zimmer und zieh dir etwas Anständiges an! Die könnten uns
einsperren, und das für wer weiß wie lange!« Roxy
war über Nadias Dominanz so überrascht gewesen, dass sie
still Folge leistete.
Lavinia
trug einen weißen Hosenanzug, natürlich teuer, natürlich
Designerkleidung, natürlich maßgeschneidert. An ihr hatte
Nadia nicht herummäkeln können, stattdessen ihre eigene
Hochsteckfrisur im Spiegel überprüft und ihre Brille nervös
auf ihrer Nase hin- und hergerückt.
»Du
brauchst dir keine Gedanken machen. Motzig wird nicht lange sauer auf
dich sein. Er ist nun mal, naja motzig eben«, sagte Maxim. Er
hatte sanft gesprochen und Lavinia erkannte seine gute Absicht.
Motzig
hatte sehr gereizt auf die Vorladung reagiert und als Lavinia den
anderen ihr Zusammentreffen mit Bodo dem Hauptmann erzählt
hatte, war ihm klar geworden, weshalb die Vorladung gekommen war.
Mehr als gereizt hatte er Lavinia klar gemacht, wie dumm sie an dem
Abend gewesen sei.
»Das
kannst du dir sparen, Maxim, ich werde mir ganz sicher kein
schlechtes Gewissen einreden lassen von einem Menschen, der sich noch
nicht einmal die Haare kämmt«, sagte Lavinia.
»Ja,
so kennen wir dich«, flüsterte Maxim und folgte ihr auf
dem Fuß.
»Wo
ist Maxim? Maxim!«, hörte sie Nadias Stimme panisch durch
die Gänge des Hauses schallen.
»Immer
mit der Ruhe ich bin hier«, sagte er. Die anderen standen
bereits in der Eingangshalle und warteten auf die
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