Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)
deine Taschen ja abnehmen, aber ich muss erst meine
Kiepe loswerden.«
Lavinias
Blick fiel auf den Rücken des Jungen. Ein mittelalterlicher
Rucksack war dort fest auf seinen Träger geschnürt. Als
sich der Junge drehte, fiel etwas Erde durch den Boden der Kiepe.
Oben blickten einige Blätter, Wurzeln und rote Blüten mit
weißen Kernen heraus.
»Macht
nichts, ich kann sie einfach abstellen«, sagte Lavinia und ließ
ihre Taschen alle auf einmal fallen. Sie war das erste Mal in einem
magischen Haushalt.
»Mit
wem sprichst du da, Fobio?«
»Komm
in die Küche. Ich stell dir meinen Onkel vor.« Der Junge
stieß mit seinem Fuß eine der beiden Türen auf. Sie
folgte ihm und war erstaunt, wie die Küche einer Magierfamilie
aussah. Es gab nur wenige typische Küchenmöbel. Ein alter
Kachelofen stand in der Ecke neben einem kleinen Fenster mit bunten
Gläsern, darunter eine schäbige alte Theke. An
einem Holztisch in der Mitte fanden vier
Personen Platz. Jetzt saß ein dicker Mann dort, offensichtlich
der Onkel des Jungen. Der Rest der winzigen Küche war übersät
mit Pflanzen aller Art. Lavinia kannte nur den Efeu, der direkt über
der Küchentür hing. Natürlich hatte
sie generell von Botanik keine Ahnung ,
doch sie war sich sicher, diese Arten gab es nur in Ayorweden.
»Fobio,
du darfst den Mogus Lilium doch ned doat mit hineinquetschn. De geht
doch a!«, schimpfte der Mann am Tisch, als der Rüsseljunge
die Kiepe auf der kleinen Theke neben dem Herd abstellte und eine der
roten Blüten von seinem Stiel auf dem Boden fiel.
»Das
tut mir leid Cuno! Aber dafür habe ich extra drei mitgebracht!
Diesmal hab ich viel bessere Einkaufspreise für die Dracorium
aushandeln können«, sagte der Junge, und jetzt, wo er die
Kiepe abgesetzt hatte, sah er sehr schmächtig aus.
»As
wundert mi ned! De han doch froh, de so schnell wia mögli los
zuabekomma. Doat obn soi es schon längre Zeit ned mehr geregnet
hobn!« Cuno stand auf, um sich eine glitschig glänzende
Ranke anzusehen die der Rüsseljunge auf den Tisch geklatscht
hatte.
Cuno
war, sanft ausgedrückt, beleibt. Er trug eine Weste mit roten
Pailletten, darunter ein langes schwarzes Hemd und eine weite
schwarze Stoffhose.
Lavinia
hatte das Bild eines dicken Zirkusdirektors vor Augen.
Er
holte aus seiner Westentasche eine Brille hervor, setzte sie auf und
hielt die Ranke dicht vor die Gläser. »Wia
i vermutet hob! Vuie gloae Risse in da Haut, schlechte Qualität!
Mia werdn de wohl an koa Obotheke verkauffa könna. Dann gibt es
de nächstn Doge ebn nur noch Dracoaiumeintopf!«
Der
Rüsseljunge blickte betreten zu Boden.
Der
dicke Cuno sah zu Lavinia. »Wa
is denn deine Freindin da?«
»Oh,
das ist … das … ist …«
»Ich
bin Lavinia Herz, die Wetterfee, der Nürnberg Business Live
Nachrichten. Bald
kommt auch
meine Autobiografie heraus«, sagte Lavinia und ihre Brust
schwoll an.
Cuno
und der Rüsseljunge blickten sie nur fragend an.
»Noch
nie gehört! Aba egoi, i bin Cuno und as is mein Neffe Fobio, da
Elefantenjunge.«
Lavinia
hatte keine Zeit, beleidigt zu sein.
»Mia
han de Botanik Händla hia in St. Benedikt. De Numma eis im ganzn
Land Arcancil! Mein Neffe kauft obn in Sirencia von den Floaistn a
und i verkaufe hia ois an de Obothekn und Privatleite.«
»Wie
bitte?«
»Was
er meinte, ist, dass er der Botanikhändler in St. Benedikt ist.
Wir kaufen im Dorf Sirencia bei den Floristen und Botanikzüchtern
ein und verkaufen die Ware in der Stadt an die Apotheken und Kunden
weiter«, klärte Fabio sie auf.
»Schon
gut. Ich hätte eine Bitte an euch. Hat einer von euch einen
Magiergrad, der hoch genug ist, um jetzt noch aus der Stadt gelassen
zu werden?«, fragte Lavinia ungeduldig. Es war nun so dunkel
geworden, dass sie nichts mehr vor dem Fenster erkennen konnte.
»I
hob oan, da houch genug is.« Cuno
richtete seine Aufmerksamkeit einer weiteren Pflanze aus dem Rucksack
zu und zupfte vorsichtig an den kleinen runden Blättern.
»Das
ist super! Sie sind sicherlich so freundlich und begleiten mich bis
zum Portal.«
»Ne, des is mir
zua hoas! Verstehst du, vuie böse Gschöpfe doat draußn!
Mein Freind Joona Chrys hod mi erst heid davoa gewarnt, in den Wald
zua gehen.«
Lavinia
ließ sich seufzend auf einen Stuhl fallen.
»Du
könntest doch hier übernachten. Ab sieben Uhr sind die Tore
wieder geöffnet und Abendessen mach ich auch. Es wird zwar nur Dracoriumeintopf
geben, aber besser als nichts«, bot Fabio strahlend an.
Lavinia
hatte für ihn
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