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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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ihm kein besonderes Vergnügen, die Berge und Seen, Meere und Täler. Würde er sie vermissen? Er bezweifelte es.
    Er warf einen Blick auf Varsava und sah, daß der Messerkämpfer angespannt und erwartungsvoll war. Eskodas lächelte. Kein Grund zur Angst, dachte er.
    Es ist doch nur der Tod.
    Die beiden Männer erstiegen die Steinstufen zum Tor der Inneren Festung. Das Tor stand offen und war unbewacht. Als sie hindurchgingen, hörte Eskodas brüllendes Gelächter aus der Halle. Sie gingen zum Haupteingang und warfen einen Blick hinein. Ungefähr zweihundert Männer saßen um drei riesige Tische, und am anderen Ende, auf einer etwa anderthalb Meter hohen Empore, saß Cajivak. Er saß in einem riesigen, kunstvoll geschnitzten Ebenholzstuhl und lächelte. Vor ihm, auf dem Ende eines Tisches, stand Sieben.
    Die Stimme des Dichters erfüllte den Saal. Er erzählte eine Geschichte von einer derartigen Anzüglichkeit, daß Eskodas der Mund offenstehen blieb. Er hatte gehört, wie Sieben epische Geschichten erzählte, wie er antike Gedichte rezitierte und über Philosophie diskutierte; aber er hatte den Dichter noch nie über Huren und Esel reden hören. Varsava lachte laut, als Sieben die Geschichte mit einer obszönen Zweideutigkeit beendete.
    Eskodas schaute sich in der Halle um. Über ihnen verlief eine Galerie, und er entdeckte die verborgene Treppe, die nach oben führte. Dies könnte ein gutes Versteck sein. Er stieß Varsava an. »Ich sehe mich mal oben um«, flüsterte er. Der Messerkämpfer nickte, und Eskodas schlenderte unbemerkt durch die Menge und stieg die Treppe hinauf. Die Galerie war schmal und verlief rings um die Halle. Es gingen keine Türen davon ab, und ein Mann, der hier saß, war für die Leute unten praktisch unsichtbar.
    Sieben erzählte inzwischen die Geschichte eines Helden, der von einem boshaften Feind gefangengenommen wurde. Eskodas hörte ein wenig zu:
    »Man schleppte ihn vor den Anführer und sagte ihm, daß er nur eine Chance habe, mit dem Leben davonzukommen: Er müsse vier Gottesurteile überleben. Das erste war, barfuß über einen Graben mit heißen Kohlen zu gehen. Das zweite, einen Liter vom stärksten Schnaps zu trinken. Drittens mußte er in eine Höhle gehen und mit einer kleinen Zange einer menschenfressenden Löwin einen entzündeten Zahn ziehen. Zum Schluß, sagte man ihm, müsse er mit der häßlichsten Vettel des Dorfes schlafen.
    Nun, er zog seine Stiefel aus und forderte die Leute auf, die heißen Kohlen zu bringen. Mannhaft marschierte er darüber hinweg zur anderen Seite, nahm dort den Liter Schnaps und trank ihn aus. Den Krug schleuderte er beiseite. Dann taumelte er in die Höhle. Anschließend hörte man die furchtbarsten Geräusche – Knurren, Heulen, Fauchen, Quieken und Krachen. Den Männern, die draußen lauschten, gefror das Blut in den Adern. Schließlich stolperte der Krieger wieder ans Tageslicht. ›So‹, sagte er, ›und wo ist jetzt die Alte mit den Zahnschmerzen?‹«
    Von den Balken hallte das Gelächter wider, und Eskodas schüttelte erstaunt den Kopf. Er hatte Sieben in Capalis beobachtet, wie er den Kriegern lauschte, wenn sie Scherze und Witze erzählten. Nicht einmal hatte der Dichter gelacht oder zu erkennen gegeben, daß er die Geschichten amüsant fand. Doch hier stand er und gab dieselben Geschichten mit scheinbarem Vergnügen wieder.
    Der Bogenschütze blickte zu Cajivak hinüber und sah, daß der Anführer nicht mehr lächelte, sondern zurückgelehnt in seinem Stuhl saß und mit den Fingern auf der Armlehne trommelte. Eskodas hatte viele schlechte Männer gekannt und wußte, daß manche wie Engel aussahen – mit angenehmen Zügen, klarem Blick, goldenen Haaren. Doch Cajivak sah so aus, wie er war: dunkel und bösartig. Er trug Druss’ schwarzes Lederwams mit den silbernen Schulterstücken, und Eskodas sah, wie er sich hinabbeugte und den Schaft einer Axt streichelte, die an seinem Stuhl lehnte. Es war Snaga.
    Plötzlich stand der riesige Krieger auf. »Genug!« brüllte er, und Sieben verstummte. »Mir gefällt deine Vorstellung nicht, Barde. Deswegen werde ich dich auf einen Eisenspieß pfählen lassen.« Im Saal war es jetzt mucksmäuschenstill. Eskodas zog einen Pfeil aus seinem Köcher und legte ihn auf die Sehne. »Nun? Noch ein paar Witze, ehe du stirbst?«
    »Nur einen«, antwortete Sieben, der dem Blick des Wahnsinnigen standhielt. »Letzte Nacht hatte ich einen Traum, einen schrecklichen Traum. Ich träumte, ich war jenseits der

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