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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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barg.
    Sie erzählte Michanek von ihren Visionen und sah, wie ein Ausdruck des Kummers über sein schönes Gesicht glitt. Er hatte sie in die Arme genommen und festgehalten, so, wie er es auch während ihrer Krankheit getan hatte. Michanek hatte riskiert, ebenfalls an der Pest zu erkranken, doch in ihren Fieberträumen bezog sie viel Kraft aus seiner Anwesenheit und seiner Hingabe. Und sie hatte überlebt, obwohl alle Ärzte ihren Tod vorausgesagt hatten. Ihr Herz sei zwar noch schwach, hieß es, und jede Anstrengung ermüdete sie, doch mit jedem Monat kehrten ihre Kräfte zurück.
    Die Sonne schien strahlend über dem Garten, und Pahtai ging hinaus, um Blumen zu pflücken, mit denen sie die Zimmer schmücken wollte. Sie hielt einen flachen Weidenkorb in den Armen, in dem ein scharfes Messer lag. Als die Sonne ihr Gesicht berührte, legte sie den Kopf zurück und genoß die Wärme auf der Haut. In der Ferne ertönte plötzlich ein hoher Schrei, und sie wandte den Blick in die entsprechende Richtung. Schwach konnte sie das Klirren von Stahl auf Stahl hören, und sie vernahm die Rufe und Schreie von Kriegern in verzweifeltem Kampf.
    Wird es denn nie enden? dachte sie.
    Ein Schatten fiel über sie, und sie drehte sich um und sah, daß zwei Männer in den Garten gekommen waren. Sie waren mager, ihre Kleider zerrissen und schmutzig.
    »Gib uns was zu essen«, forderte einer und trat auf sie zu.
    »Ihr müßt ins Verpflegungszentrum gehen«, sagte sie und kämpfte ihre Angst nieder.
    »Du lebst doch auch nicht von Rationen, oder, du naashanitische Hure?« sagte der zweite Mann und stellte sich dicht vor sie. Er stank nach altem Schweiß und billigem Bier, und sie sah, wie seine hellen Augen zu ihren Brüsten wanderten. Sie trug eine dünne Tunika aus blauer Seide, und ihre Beine waren bloß. Der erste Mann packte ihren Arm und zog sie an sich. Sie dachte daran, nach ihrem Messer zu greifen, doch im selben Augenblick fand sie sich selbst wieder, wie sie auf ein schmales Bett in einem kleinen Zimmer niederblickte. Darauf lagen eine Frau und ein krankes Kind. Ihre Namen durchzuckten ihre Gedanken.
    »Was ist mit Katina?« fragte sie plötzlich. Der Mann stöhnte und wich zurück, ließ sie los, die Augen weit aufgerissen und schuldbewußt. »Dein kleiner Sohn stirbt«, sagte sie leise. »Stirbt, während du trinkst und Frauen angreifst. Geht in die Küche, ihr beide. Fragt nach Pudri und sagt ihm, daß …«, sie zögerte, »… daß Pahtai sagt, ihr sollt etwas zu essen bekommen. Wir haben noch ein paar Eier und ungesäuertes Brot. Geht jetzt! Beide!«
    Die Männer wichen vor ihr zurück; dann machten sie kehrt und rannten zum Haus. Pahtai, die vor Schreck zitterte, setzte sich auf eine Marmorbank.
    Pahtai? Rowena … Der Name stieg aus den tiefsten Tiefen ihrer Erinnerung empor, und sie begrüßte ihn wie ein Morgengebet nach einer stürmischen Nacht. Rowena. Ich bin Rowena.
    Ein Mann kam über den Gartenpfad auf sie zu und verbeugte sich, als er sie sah. Sein Haar war silbern und geflochten, doch sein Gesicht war noch jung und faltenlos. Er verbeugte sich noch einmal. »Ich grüße dich, Pahtai. Geht es dir gut?«
    »Mir geht es gut, Darishan. Aber du siehst müde aus.«
    »Der Belagerung müde, das ist sicher. Darf ich mich zu dir setzen?«
    »Natürlich. Michanek ist nicht da, aber du kannst gern auf ihn warten.«
    Er lehnte sich zurück und schnupperte. »Ich liebe Rosen. Ein herrlicher Duft. Sie erinnern mich an meine Kindheit. Weißt du, daß ich immer mit Gorben gespielt habe? Wir waren Freunde. Wir haben uns in Büschen wie diesen hier versteckt und so getan, als würden wir von Attentätern gejagt. Jetzt verstecke ich mich wieder. Aber kein Rosenstrauch ist groß genug, um mich zu verbergen.«
    Rowena sagte nichts, sondern blickte in sein gutaussehendes Gesicht und sah die Angst, die dort unter der Oberfläche schlummerte.
    »Ich habe auf das falsche Pferd gesetzt, meine Liebe«, sagte er mit einem Anflug von Heiterkeit. »Ich hätte nicht gedacht, daß die Naashaniter zuschauen, wie Gorbens Vater das Reich zugrunde richtet. Aber ich habe nur einem jüngeren Löwen Krieg und Eroberung beigebracht. Glaubst du, ich könnte Gorben davon überzeugen, daß ich ihm im Grunde einen Gefallen getan habe?« Er sah ihr ins Gesicht. »Nein, wohl nicht. Ich muß meinem Tod ins Auge sehen wie ein Ventrier.«
    »Sprich nicht vom Tod«, schalt sie. »Noch halten die Mauern, und wir haben zu essen.«
    Darishan lächelte. »Ja. Es

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