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Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende

Titel: Die Drenai-Saga 6 - Druss-Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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geleitet wurde.«
    »Und hat diese abstoßende Geschichte auch eine Moral?« fragte der Ventrier.
    »Ja, hat sie. Eskodas wird bis zum Tode für dich kämpfen. Er wird niemals fliehen. Frag ihn nach seiner Meinung, und er wird dir ehrlich antworten. Gib ihm einen Beutel mit Diamanten und trag ihm auf, er soll ihn einem Mann in tausend Kilometer Entfernung übergeben, und er wird es tun – und nicht einmal daran denken, auch nur einen einzigen Stein zu stehlen.«
    »Das hoffe ich«, meinte Bodasen. »Ich würde nichts weniger von einem ventrischen Dienstboten erwarten, den ich beschäftige. Warum tust du so, als wäre Ehrlichkeit eine großartige Tugend?«
    »Ich kenne Steine, die haben mehr gesunden Menschenverstand als du«, erwiderte Borcha und hielt mühsam seinen Zorn im Zaum. Bodasen lachte leise. »Ach, ihr Barbaren seid seltsam. Aber du hast ganz recht, was Druss angeht. Ich bin dafür verantwortlich, daß er schlimme Wunden davongetragen hat. Deshalb lasse ich einen Platz auf der Donnerkind für ihn frei. Und jetzt wollen wir ein Lokal suchen, in dem es gutes Essen und einen passablen Wein gibt.«
     
    Shadak, Sieben und Borcha standen mit Druss am Kai, während die Hafenarbeiter an ihnen vorbeigingen und den letzten Proviant über den Laufsteg auf das einzige Deck des Schiffes schleppten. Die Donnerkind lag tief im Wasser; das Deck war gerammelt voll mit Söldnern, die an der Reling lehnten und den Frauen, die den Kai bevölkerten, zum Abschied zuwinkten. Die meisten waren Huren, doch es waren auch ein paar Ehefrauen und kleine Kinder darunter, und es flossen viele Tränen.
    Shadak packte Druss’ Hand. »Ich wünsche dir eine gute Reise, mein Freund«, sagte der Jäger. »Und ich hoffe, daß die QUELLE dich zu Rowena führt.«
    »Das wird sie« antwortete Druss. Die Augen des Axtschwingers waren geschwollen, die Lider verfärbt – eine Mischung aus stumpfem Gelb und blassem Lila –, und unter dem linken Auge hatte er eine große Beule, auf der die Haut aufgeplatzt und ungeschickt zusammengenäht war.
    Shadak grinste ihn an. »War ein guter Kampf. Grassin wird noch lange daran denken.«
    »Ich auch«, grunzte Druss.
    Shadak nickte; sein Lächeln schwand. »Du bist ein seltener Mann, Druss. Versuch, so zu bleiben. Denk an den Ehrenkodex.«
    »Das werde ich«, versprach Druss. Die beiden Männer schüttelten sich noch einmal die Hand; dann schlenderte Shadak davon.
    »Was für ein Ehrenkodex?« fragte Sieben.
    Druss schaute dem schwarzgekleideten Jäger nach, der in der Menge verschwand. »Er hat mir einmal erzählt, daß alle wahren Krieger nach einem Ehrenkodex leben: Mißhandle nie eine Frau. Tue nie einem Kind etwas zuleide. Du sollst nicht lügen, betrügen oder stehlen. Das tun nur geringere Männer. Schütze die Schwachen vor den starken Bösen. Und lasse nie zu, daß Gewinnstreben dich auf den Pfad des Bösen lockt.«
    »Wie wahr, gewiß«, sagte Sieben mit einem trockenen, spöttischen Lachen. »Ach, Druss, ich höre die Fleischtöpfe und die Tavernen rufen. Und mit dem Geld, das ich auf dich gesetzt hatte, kann ich monatelang fürstlich leben.« Er streckte seine schlanke Hand aus, und Druss ergriff sie.
    »Gib dein Geld vernünftig aus«, riet er ihm.
    »Das werde ich … für Frauen und Wein und Glücksspiel.« Lachend drehte er sich um.
    Druss wandte sich an Borcha. »Ich danke dir für dein Training und deine Freundlichkeit.«
    »Die Zeit war sinnvoll angelegt, und es tat gut zu sehen, wie Grassin gedemütigt wurde. Trotzdem hätte er dir um ein Haar ein Auge ausgedrückt. Ich glaube nicht, daß du je lernen wirst, dein Kinn in Deckung zu halten.«
    »He, Druss, kommst du an Bord?« schrie Bodasen vom Deck, und Druss winkte.
    »Komme schon«, rief er. Die beiden Männer umfaßten sich mit dem Griff der Krieger, Handgelenk um Handgelenk. »Ich hoffe, wir sehen uns wieder«, sagte Druss.
    »Wer kann sagen, was das Schicksal bringen wird?«
    Druss schwenkte die Axt und wandte sich zum Laufsteg. »Sag mir ehrlich – warum hast du mir geholfen?« fragte er plötzlich.
    Borcha zuckte die Achseln. »Du hast mir Angst eingejagt, Druss. Ich wollte einfach sehen, wie gut du wirklich bist. Jetzt weiß ich es. Du könntest der Beste sein. Das macht es leichter verdaulich, was du mir angetan hast. Sag mir, was ist es für ein Gefühl, als Meisterkämpfer abzureisen?«
    Druss lachte leise. »Es tut weh«, sagte er und rieb sich sein geschwollenes Kinn.
    »Beweg dich, Arschgesicht!« brüllte ein Krieger,

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