Die dritte Ebene
Lazard, als er Dwain erblickte.
Dwain schüttelte den Kopf. »Auf dem Flug hörte ich im Radio einen kurzen Bericht«, erklärte er. »Aber Näheres wusste ich noch nicht.«
»New Orleans ist von Wasser und Schlamm überspült worden. Fast siebzig Prozent aller Gebäude sind zerstört oder schwer beschädigt. Das ist eine einzige Katastrophe.«
Dwain nickte. »Ich verstehe nicht, warum nicht rechtzeitig evakuiert wurde.« Er bedeutete Lazard, näher zu kommen. Verschwörerisch beugte er sich vor. »Der Tote ist der Vermisste aus Kanada, das ist ziemlich sicher.«
»Woher weißt du das?«
Dwain bat ihn, ihm in sein Büro zu folgen. Als die Tür geschlossen war, holte Dwain das Schächtelchen mit dem Zahn von Robert Allan Mcnish hervor.
»Ich brauche eine DNA-Analyse davon«, sagte er. »Ich zweifle zwar nicht mehr daran, aber ich möchte trotzdem absolute Sicherheit haben.«
»Robert Allan Mcnish aus Kanada«, murmelte Lazard. »Was hat er hier unten gesucht?«
Dwain erzählte ihm, was er in Kanada erfahren hatte. Lazard hörte nachdenklich zu.
Als Dwain geendet hatte, sog Lazard tief die Luft ein.
»Ein Hellseher, einer dieser Wolkenschieber«, folgerte er. »Damit ist deine Theorie über das Marinecamp wohl endgültig erledigt.«
»Kein Hellseher«, sagte Dwain. »Ein Medium. Dieser alte Mann, Grease, hat von übersinnlichen Fähigkeiten gesprochen. Von einer metaphysischen Begabung, wie man sie nur bei Naturvölkern antrifft, oder so ähnlich.«
»Wenn du mich fragst, dann war er ein Spinner, einer dieser Freaks. Und ein Junkie. Also vergiss ihn einfach. Wenn du wegen eines solchen Fantasten unsere glorreiche Armee in Misskredit bringst, dann hält dich wirklich jeder für verrückt. Damit wärst du erledigt.«
Dwain schaute auf das Schächtelchen, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Schließlich nahm er es in die Hand und reichte es Lazard.
»Möglicherweise hast du recht«, sagte er. »Vielleicht war der Junge wirklich drogensüchtig und ein Freak. Aber trotzdem will ich Gewissheit. Nur für mich, versteht sich. Erst dann kann ich den Fall auf Eis legen.«
Lazard ergriff das Schächtelchen. »Ich werde sehen, was ich für dich tun kann.«
Orlando International Airport, Florida
Die Boeing 737-200 der American Airlines landete planmäßig um 14.22 Uhr auf dem Orlando International Airport im Süden der Stadt. Der kleine Tom wurde von einem Krankenwagen direkt am Terminal abgeholt und in das Flughafenhospital gebracht.
In der Ankunftshalle wartete Robert, Peggys Ehemann, bereits auf sie. Er schloss Peggy und Sarah in die Arme, so als ob er sie nie wieder loslassen wollte.
»Woher hast du gewusst, dass wir hier ankommen?«, fragte Peggy erstaunt. Tränen liefen ihr über die Wangen. Seit Stunden versuchte sie vergeblich, Robert zu erreichen.
»Der Colonel hat es mir gesagt. Ich weiß, was geschehen ist, auch die Sache mit Mutter …« Er hauchte Peggy einen Kuss auf die Stirn. »Unsere Einheit wurde verlegt. Gestern tobte ein Wirbelsturm über New Orleans. Achtzig Prozent der Stadt sind zerstört. Der Sturm ist weitergewandert und richtet auf seiner Spur schwere Zerstörungen an. Nachdem ich erfuhr, dass ihr heute zurückgeflogen werdet, habe ich den Colonel gebeten, mir für diesen Tag freizugeben. Tom ist wohl schon im Krankenhaus?«
Peggy nickte und trocknete sich die Tränen ab. »Es ist ein Beinbruch. Der Arzt meint, in ein paar Wochen wird er wieder ganz normal gehen können. Ich will gleich zu ihm.«
Robert gab Suzannah die Hand und deutete eine Umarmung an. »Es tut mir leid, was mit Mutter passiert ist«, sagte er.
Suzannah nickte. »Das ist Brian, er begleitet mich.«
Robert nickte Brian zu. »Ich habe ein Zimmer im Motel nebenan angemietet. Ich denke, ihr seid müde. Mal sehen, vielleicht ist ja noch ein Zimmer frei.«
»Schon gut, wir werden bestimmt zurechtkommen.«
Gemeinsam verließen sie die Ankunftshalle. Neben dem riesigen Flughafenareal befand sich das Days Inn Motel. Sie hatten Glück, es war noch ein Zimmer frei, allerdings nur ein Doppelzimmer.
»Ich brauch jetzt erst einmal eine Dusche«, sagte Suzannah, nachdem sie ihr Zimmer bezogen hatten. Brian nickte und setzte sich auf das Bett. Eine harte und schlaflose Nacht lag hinter ihnen. Mit einem Hubschrauber waren sie von Santiago de Cuba nach Havanna geflogen worden, wo sie in der Abflughalle eine kurze und ungemütliche Nacht verbrachten, bis sie, zusammen mit weiteren hundert Evakuierten, das bereitstehende Flugzeug
Weitere Kostenlose Bücher