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Die dritte Ebene

Die dritte Ebene

Titel: Die dritte Ebene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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besteigen konnten.
    Brian blätterte in der Zeitung, die er an der Rezeption mitgenommen hatte. Das Rauschen des Wassers drang aus dem Badezimmer. Plötzlich erhob sich Brian vom Bett, ging an die Badezimmertür und klopfte.
    »Was ist los?«, dröhnte Suzannahs Stimme dumpf durch die geschlossene Tür.
    »Sie haben Professor Paul gefunden.«
    »Wo war er nur?«
    »Professor Paul ist tot«, sagte Brian. »Sie haben ihn samt seinem Wagen aus einem See gezogen.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Es steht hier in der Zeitung. Ich muss sofort Wayne Chang anrufen.«
    Er nahm sein Notizbuch heraus und wählte dessen Nummer, doch niemand meldete sich am anderen Ende. Er versuchte es ein weiteres Mal. Vergeblich.

7
National Aeronautics and Space Administration, Headquarters, Washington D.C.
    Direktor Bruce T. Traverston schob den Zeitungsbericht zur Seite und warf seine Lesebrille auf den Schreibtisch.
    »Wir werden nie erfahren, was ihn dazu getrieben hat«, sagte Donald Ringwood und steckte den Zeitungsbericht in seine Aktentasche. »Wenn ich darüber nachdenke, dann hat er sich in letzter Zeit immer mehr zurückgezogen. Als ich mit ihm über die Kosten seines Expertenteams sprach und ihm mitteilte, dass die Sonderausgaben auf Kosten unseres Jahresbudgets gehen, machte er einen sehr angespannten Eindruck.«
    Traverston schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass der Tod von James etwas mit seiner Arbeit zu tun hat. Er hat für die NASA gelebt und wusste, dass er jederzeit meine Rückendeckung gehabt hätte. Es muss etwas anderes dahinterstecken. Etwas Persönliches vielleicht. Aber jetzt ist es zu spät, wir werden es wohl nie mehr erfahren. Alle Spekulationen führen nur in eine Sackgasse.«
    Ringwood nickte.
    Traverston erhob sich und trat ans Fenster. »Ich habe James Paul stets geschätzt. Seine fachliche Qualifikation und sein Improvisationstalent in außergewöhnlichen Lagen waren einzigartig. Ich erinnere mich noch daran, wie wir zusammen angefangen haben, damals beim Apollo-Programm. Er hat der Raumfahrt seine Seele verschrieben. Sein Verlust wird für uns unersetzbar sein.«
    »Da stimme ich Ihnen in vollem Umfang zu«, sagte Ringwood.
    »Sie werden die Leitung der Abteilung so lange übernehmen, bis wir einen geeigneten Nachfolger für James gefunden haben.«
    Das Lächeln in Ringwoods Gesicht erstarb. Seine Augen funkelten nervös. »Aber ich dachte …«
    »Sie sind ein ausgezeichneter Verwaltungsbeamter, Donald«, unterbrach Traverston ihn. »Ich schätze Ihre Dienste sehr. Aber ein Shuttleprogramm braucht einen wissenschaftlichen Leiter. Damit möchte ich nicht sagen, dass ich Ihnen die Sache nicht zutrauen würde, aber Ihr Platz ist hinter den Kulissen. Ich verlasse mich auf Ihre Loyalität der NASA gegenüber. Wir brauchen jeden Mann am richtigen Platz, gerade jetzt, wo wir mit weiteren finanziellen Einschränkungen im kommenden Jahr rechnen müssen.«
    Donald Ringwood schaute betroffen zu Boden. Innerlich bebte er, doch nach außen versuchte er ruhig und gefasst zu wirken, was ihm nicht gänzlich gelang. »Ich dachte, jetzt, nachdem Professor Paul sich das Leben genommen hat, wäre gerade Kontinuität in der Führung des Shuttleprojekts ein Garant für den Erfolg der geplanten ISS-Mission«, unternahm Ringwood einen erneuten Vorstoß.
    »Das ist auch meine Meinung. Gerade deshalb denke ich an eine leitende Wissenschaftlerin, die Paul sehr nahe war und die letzten Jahre über als seine rechte Hand fungierte.«
    »Sie meinen Lisa White Eagle?«, entfuhr es Ringwood. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!«
    »Sie haben, nachdem ich Ihnen die vorübergehende Leitung übertrug, weil James unauffindbar war, die beiden Astronauten in ein Sanatorium überführt und die Wissenschaftler nach Hause geschickt.«
    Ringwood blickte Traverston unsicher an.
    »Das war unklug«, fuhr Traverston fort. »Wir sorgen für unsere Leute und schieben sie nicht ab. Und wir stoßen vor allem keine Wissenschaftler vor den Kopf, die zu den Koryphäen unseres Landes gehören. Wenn sich so etwas herumspricht, dann werden wir unseren guten Ruf verlieren, und gerade in diesen schwierigen Zeiten können wir es uns nicht leisten, Gegenstand einer öffentlichen Diskussion zu werden.«
    »Ich wollte doch nur die Kosten minimieren«, sagte Ringwood kleinlaut. »Das Team kostete uns jeden Tag mehrere tausend Dollar.«
    »Sehen Sie, es gehört eben mehr dazu, als nur die nackten Zahlen zu bilanzieren. Deswegen ist meine Entscheidung

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