Die dritte Ebene
entsetzt. »Sie haben dich laufen lassen, Gott sei Dank.«
Dwain trat aus dem Schatten eines Baums.
Der Senator eilte herbei und umarmte ihn. »Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht, fürchtete schon, du wärst tot«, sagte er.
»Ich bin nicht tot, Onkel Joe«, entgegnete Dwain trocken und löste sich aus der Umarmung. »Ich werde dir jetzt eine Geschichte erzählen, die vollkommen unglaublich klingt, aber so wahr ist, wie ich jetzt vor dir stehe.«
Der Senator blickte verwirrt auf seinen groß gewachsenen Neffen.
Dwain hakte sich bei seinem Onkel unter und zog ihn zu einer Sitzgruppe in dem weitläufigen Park. »Es ist besser, wenn du dich hinsetzt«, sagte er und rückte einen der Stühle für ihn zurecht.
Zögernd nahm der Senator Platz. »Was ist nur passiert, Junge?«
»Du kennst Senator Lee aus Washington?«, begann Dwain seinen Bericht.
»Natürlich kenne ich den alten, verschrobenen Genossen. Aber erzähle, was ist geschehen?«
Dwain erzählte seinem Onkel von der Verhaftung der beiden Trekker im Cibola Forest, von dem schrecklichen Verdacht, der sie in das Gebiet um den Mount Withington geführt hatte, von dem Erscheinen der NSA-Agenten und dem nächtlichen Überfall auf das Socorro Sheriff-Office. Dunkle, vermummte Gestalten, ihre Gesichter hinter Masken versteckt, bewaffnet mit Automatikgewehren, die ohne Fragen zu stellen um sich geschossen hatten und den armen Dave kaltblütig töteten. Anschließend zeigte er dem Senator die Fotos. Zur Bekräftigung seiner Aussage spielte er die Tonbandaufnahme der Vernehmung vor.
»Dieser Brian Saint-Claire ist felsenfest davon überzeugt, dass die Kerle im Camp für den Hurrikan verantwortlich sind, der New Orleans zerstörte. Er glaubt, dass die Antennen, die du hier auf dem Foto siehst, der Manipulation des Wetters dienen.«
Joseph Hamilton hörte gespannt zu. Seine Augen wurden immer größer. »Aber was für einen Sinn macht es, das eigene Land durch Hurrikans zu verwüsten?«
Dwain zuckte mit den Schultern. Auf diese Frage hatte er keine Antwort.
»Du glaubst diesem Kanadier?«, fragte der Senator.
»Ich glaube ihm jedes Wort.«
Der Senator räusperte sich. »Du weißt, wie ich darüber denke, Dwain. Ich habe dich mehrfach davor gewarnt, mit fliegenden Fahnen gegen eine Wand zu laufen. Was, glaubst du, wirst du zur Antwort kriegen, wenn du diese Geschichte jemand anderem als mir erzählst? Die Navy der Vereinigten Staaten von Amerika produziert Wirbelstürme und zerstört damit die Südküste der Staaten. Überlege selbst, was denkt man über jemanden, der einem eine solche Geschichte auftischt?«
»Ich weiß nicht«, antwortete Dwain zögerlich. »Vielleicht war es ein Unfall, vielleicht ist irgendein Versuch fehlgeschlagen.«
»Kleiner, ich schätze deinen wachen Verstand«, entgegnete der Senator. »Du bist ein echter Hamilton, und du bist für mich wie mein eigener Sohn. Ich kann nicht zulassen, dass die Öffentlichkeit über dich lacht und uns Hamiltons als Spinner und Fantasten brandmarkt. Wir beide haben einen Ruf zu verlieren. Deswegen müssen wir unserer Sache ganz sicher sein, bevor etwas an die Öffentlichkeit dringt. Diese Antennen im Wald können ganz normale Abhöranlagen sein, und die Aussage des Arztes ist ohne Beweise nicht viel wert. Aber das muss ich dir nicht erläutern, du bist schließlich von uns beiden der Sheriff.«
Dwain blickte zu Boden. Die Worte des Senators hatten ihn nachdenklich gestimmt. Im Grunde genommen hatte Onkel Joe recht. Ohne ausreichende Beweise – und das waren die Bilder vom Camp und die Aussage eines alkoholkranken Militärarztes beileibe nicht – würde ihnen niemand Glauben schenken. Die Navy würde alles als Spinnerei eines übergeschnappten Geisterjägers und eines verrückten Sheriffs abtun, der dem Whiskey zugetan war und bei dem es nicht einmal die eigene Frau ausgehalten hatte.
»Wir werden ins Camp gehen und die Beweise liefern«, antwortete Dwain entschlossen.
»Das lässt du schön bleiben, mein Junge!«, sagte Onkel Joe. »Ich will euch helfen, ich muss mir nur überlegen, wie. Auf alle Fälle wirst du nichts unternehmen, bevor ich dir dafür das Okay gebe. Versprichst du mir das?«
»Aber …«
»Keine Widerrede, mir wird schon etwas einfallen, du weißt doch, ich habe Verbindungen. Nur muss ich in dieser Sache sehr sensibel vorgehen. Lass mir als Erstes die Fotos und das Band mit der Aussage des Arztes zukommen.«
»Und ich brauche von dir ein paar Dinge, vor allem etwas zu
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