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Die dritte Jungfrau

Die dritte Jungfrau

Titel: Die dritte Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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der wahre Dreckskerl. Eine erbärmliche Eifersucht auf die Vorrangstellung des anderen hatte ihn zu diesem mörderischen Entschluß getrieben, er hatte nicht mehr klar denken können. Danglard fuhr hoch, als er sah, daß der leuchtende Punkt auf dem Bildschirm zum Stillstand gekommen war.
    »Mordent, sie halten an. Rue des Écrouelles, auf halbem Wege. Noch sitzen sie im Wagen. Zeigen Sie sich nicht.«
    »Wir lassen den Wagen vierzig Meter entfernt stehen. Den Rest gehen wir zu Fuß.«
     
    » Wir werden die Sache schmerzlos hinter uns bringen. Pierrot, wisch die Fingerabdrücke von der Karosserie. Niemand wird je erfahren, was du in Saint-Denis wolltest, niemand wird je erfahren, warum du auf einer Baustelle gestorben bist. Und man wird nie wieder was von dir hören, Veyrenc, auch nicht von deiner verfluchten Mähne. Und wenn du schreist, bist du ganz einfach schneller tot. «
     
    Unter Sirenengeheul raste Adamsberg über den fast leeren Périphérique. Lieber Gott, mach, daß. Hab Erbarmen. Er glaubte nicht an Gott. Dann eben die Jungfrau, die dritte Jungfrau. Seine. Mach, daß Veyrenc es schafft. Mach, daß. Es war Danglard, verflucht, anders konnte er sich’s nicht erklären. Danglard, der es für richtig gehalten hatte, die beiden letzten der Bande aus Caldhez zu alarmieren, um sie vor Veyrenc zu schützen. Ohne ihn davon zu informieren. Ohne sie zu kennen. Er nämlich hätte ihm sagen können, daß Roland und Pierrot nicht die Burschen waren, die sorglos eine Gefahr abwarteten. Es war vorauszusehen, daß sie reagieren würden, und zwar schnell und überstürzt.
    »Mordent?«
    »Sie sind auf der Baustelle. Wir gehen rein. Schlägerei, Kommissar. Veyrenc hat einem der Typen seinen Ellbogen in den Magen gerammt. Der Typ ist in die Knie gegangen. Er rappelt sich hoch, hat immer noch seine Knarre in der Hand. Der andere hat Veyrenc erwischt.«
    »Schießen Sie, Mordent.«
    »Zu weit weg, zu dunkel. Soll ich in die Luft schießen?«
    »Nein, Commandant. Beim leisesten Schuß schießen die zurück. Schleichen Sie sich ran. Roland redet gern, der spielt sich gern auf. Das wird ihn erst mal abhalten. Wenn Sie auf zwölf Meter ran sind, schalten Sie die Taschenlampe ein und schießen.«
    Adamsberg fuhr von der Autobahn runter. Hätte er diese verfluchte Geschichte doch bloß nicht Danglard erzählt. Doch er hatte gehandelt wie alle anderen: Er hatte sein Geheimnis einer Person erzählt. Einer einzigen, und das war eine zuviel.
     
    » Ich hätte dich ja liebend gern auf der Hochwiese umgelegt. Aber so ’n Idiot bin ich nicht, Veyrenc, ich werd’ die Bullen nicht noch mit der Nase drauf stoßen. Und dein Chef? Hast du ihn gefragt, was er da wollte? Würdest du gern wissen, was? Daß ich nicht lache, Veyrenc, bei deinem Anblick muß ich immer noch lachen. «
     
    »Dreizehn Meter«, sagte Mordent.
    »Los, Commandant! Auf die Beine.«
    Über seinen Bordfunk hörte Adamsberg drei Schüsse. Er fuhr mit hundertdreißig Sachen nach Saint-Denis hinein.
    Roland, der von hinten ins Knie getroffen worden war, brach zusammen, Pierrot wandte sich mit einem Satz um. Mit ausgestreckter Waffe stand ihnen der Wildhüter gegenüber. Roland versuchte einen ungeschickten Schuß, der durch Veyrencs Bein ging. Maurel zielte auf den Wildhüter und streifte seine Schulter.
    »Die beiden Typen wurden getroffen, Kommissar. Einer am Arm, einer am Knie. Veyrenc am Bein, er liegt am Boden. Alles unter Kontrolle.«
    »Danglard, schicken Sie zwei Krankenwagen hin.«
    »Schon unterwegs«, antwortete Danglard mit tonloser Stimme. »Krankenhaus Bichat.«
    Fünf Minuten später betrat Adamsberg das schlammige Gelände der Baustelle. Mordent und Maurel hatten die drei Verwundeten aus dem Morast gezogen und auf Bleche gelegt.
    »Üble Wunde«, sagte Adamsberg und beugte sich über Veyrenc. »Er blutet wie verrückt. Geben Sie mir Ihr Hemd, Mordent, wir müssen versuchen, das abzubinden. Maurel, Sie kümmern sich um Roland, den Größeren, stellen Sie sein Knie ruhig.«
    Adamsberg zerriß Veyrencs Hose und verband die Wunde mit dem Hemd, das er über dem Schenkel fest verknotete.
    »Wenigstens wird ihn das aufwecken«, sagte Maurel.
    »Ja, er ist immer abgeklappt, und er ist immer wieder aufgewacht. Das ist so seine Art. Hören Sie mich, Veyrenc? Drücken Sie meine Hand, wenn Sie mich hören.«
    Adamsberg wiederholte seinen Satz dreimal, bevor er spürte, wie sich die Finger des Lieutenant zusammenkrampften.
    »Es ist alles gut, Veyrenc, machen Sie die

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