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Die dritte Jungfrau

Die dritte Jungfrau

Titel: Die dritte Jungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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damals, als man sich im Dorf erzählte, sie bringe Unglück. Und dann hatte sie irgendwann ein Rad ab und hat’s nie wiedergefunden.«
    Wie die Berufung, sagte sich Adamsberg und fragte sich, ob er die Brigade für immer verlassen würde, nachdem er eines Morgens Schnee auf den Zweigen und eine Frau auf einem Fahrrad gesehen hätte.
    »Sie besucht Sie also nicht mehr?«
    »Doch, natürlich«, sagte der Pfarrer und beobachtete wieder die Fliege, die über die Buchstaben seiner Tastatur lief. »Das erinnert mich übrigens an etwas. Es war vor sechs oder sieben Monaten. Pascaline hatte mehrere Katzen. Eine von ihnen ist massakriert und blutüberströmt vor ihrer Tür liegengelassen worden.«
    »Und wer war das?«
    »Man hat es nie erfahren. Wahrscheinlich war’s irgend so ein Kinderstreich, das kommt in allen Dörfern vor. Ich hatte den Vorfall schon vergessen, aber ihr war das Ganze sehr nahegegangen. Neben dem Kummer hatte sie dann auch noch große Angst.«
    »Wieso das?«
    »Angst, daß irgend jemand sie verdächtigen könnte, sie wäre lesbisch. Das war so eine fixe Idee von ihr, habe ich Ihnen ja schon erzählt.«
    »Ich sehe da keinen Zusammenhang«, sagte Veyrenc.
    »Aber ja«, sagte der Pfarrer, eine Spur gereizt. »Es war ein Kater, und man hatte ihm die Genitalien abgeschnitten.«
    »Für ein Kinderspiel ist das reichlich brutal«, kommentierte Danglard mit einer Grimasse.
    »Hatte auch Élisabeth Katzen?«
    »Nur eine. Aber sie hatte nie Ärger mit ihr, nichts dergleichen.«
     
    Schweigend kehrten die drei Männer nach Haroncourt zurück. Adamsberg fuhr mit der Schrittgeschwindigkeit eines Pferdes, als müsse das Auto im selben langsamen Tempo dahinrollen wie seine Gedanken.
    »Was halten Sie von ihm, Capitaine?« fragte Adamsberg.
    »Ein wenig nervös, ziemlich schrullig, was begreiflich ist, wenn er gerade den großen Sprung wagt. Aber der Besuch hat sich trotzdem gelohnt.«
    »Wegen des Buches natürlich. Ist es ein Reliquienverzeichnis?«
    »Nein, es ist die bedeutendste Abhandlung über deren Verwendung. Von den heiligen Reliquien und ihrem Gebrauch. Das Exemplar des Pfarrers ist in sehr gutem Zustand. Selbst mit vier Jahresgehältern könnte ich es mir nicht leisten.«
    »Die Reliquien wurden zu irgendwas verwendet?«
    »Für alles mögliche. Gegen offenen Leib, Ohrenschmerzen, Fieber, Hämorrhoiden, Lustlosigkeit, hysterische Zustände.«
    »Wir sollten es Dr. Romain schenken«, meinte Adamsberg lächelnd. »Und warum ist diese Ausgabe so kostbar?«
    »Ich habe es Veyrenc schon erzählt. Weil sie die berühmteste aller Medikationen enthält, jene nämlich, die von der Kirche jahrhundertelang verdammt wurde. Sie ausgerechnet bei einem Pfarrer vorzufinden ist schon ziemlich ungewöhnlich. Und genau auf der entsprechenden Seite läßt er das Buch kurioserweise aufgeschlagen. Vermutlich eine kleine Provokation.«
    »Im Grunde ist er ganz gut plaziert, um Hieronymus’ Gebeine selber entwendet zu haben. Eine Medikation wofür, Danglard? Um seine Berufung wiederzufinden? Um sich teuflische Versuchungen auszutreiben?«
    »Um das ewige Leben zu erlangen.«
    »Auf Erden oder im Himmel?«
    »Auf Erden und in alle Ewigkeit.«
    »Dann sagen Sie sie, Capitaine.«
    »Wie soll ich mich daran erinnern?« grummelte Danglard.
    »Ich erinnere mich«, sagte Veyrenc sehr diskret.
    »Ich höre, Lieutenant«, sagte Adamsberg, noch immer lächelnd. »Vielleicht verrät uns dieser Text, was dem Pfarrer tatsächlich durch den Kopf geht.«
    »Gut«, meinte Veyrenc zögernd, er konnte nicht unterscheiden, was bei Adamsberg echtes Interesses war und was bloße Laune. » Unfehlbares Mittel, das Leben zu verlängern durch die den Reliquien innewohnende Kraft, die Miasmen des Todes zu mindern, basierend auf den wahrheitlichsten Verfahren und von einstmaligen Irrtümern gereinigt. «
    »Das ist alles?«
    »Nein, das ist nur die Überschrift.«
    »Erst danach wird’s kompliziert«, sagte Danglard, der zugleich verblüfft und beleidigt war.
    » Fünfmal verstreicht die Zeit der Jugend, da du sie umkehren mußt, sie ihrem Lauf entreißt und den gegangenen Weg zurückgehst. Dafür zermahlst du zu Pulver die heiligen Reliquien, nimmst drei Prisen, vermischst sie mit jener Manneskraft, die sich nicht beugen läßt, desgleichen mit dem Lebendigen von Jungfrauen, selbigem dextra, angesetzt zu drei gleichen Teilen, welches du zerstößest mitsamt dem Kreuz, das im Ewigkeitssproß lebt, adiacens in gleicher Menge, wobei all dies dem Kreis

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