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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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anderen notwendigen Vorbereitungen für die Rückkehr der Herrschaft und die Trauerfeier, die selbstverständlich auch abgehalten werden musste, noch jede freie Minute kosten. Miss de Burgh war erfahrungsgemäß sehr anspruchsvoll, was ihre persönlichen Belange anging. Schnell eilte die Haushälterin hinunter zu den Stallungen, in der Hoffnung, Aaron dort anzutreffen. Zum Glück war er gerade nur mit dem Ausbessern des Zaumzeuges beschäftigt, was auch verschoben werden konnte. In dürren Worten erteilte sie ihm den Auftrag. Erstaunlicherweise zuckte der sonst so charmante junge Mann sichtlich dabei zusammen und hatte Mühe, ihr in die Augen zu sehen, aber das sollte sie jetzt nicht weiter kümmern, sie hatte wahrlich andere Sorgen.
    Aaron schluckte schwer. Er sollte Cathy bei den Finleys abholen. Wie würde sie darauf reagieren, wenn sie ihn wiedersah? Seit dieser Sache am Weiher hatte er sie nicht mehr aufgesucht. Zu groß war seine Scham. Die Fahrt vom kleinen Anwesen des Wildhüters bis nach Whitefell würde auch mindestens eineinhalb Glocken [17] in Anspruch nehmen. Zeit, die er mit ihr allein verbringen würde. Tatsächlich hatte er nach diesem letzten, so katastrophal verlaufenen Zusammentreffen mit Cathy erwogen, wieder einmal davonzulaufen, hatte sogar schon seine Sachen gepackt. Aber dann waren ihm ihre Tagebücher, die sie ihm anvertraut hatte und für die er sich verantwortlich fühlte, in die Hände gefallen. Er hatte sie unter seinem Bett bei seinen anderen Habseligkeiten verstaut gehabt. Da hatte er es nicht über sich gebracht zu gehen. Letztlich wusste er ja längst, dass das Davonlaufen ihn auch nicht von seiner Vergangenheit befreien konnte. Seine Angst würde ihn weiterverfolgen – diese entsetzliche Angst, die ihn meist des Nachts überfiel, dann, wenn er aus widerwärtigen Träumen hochschreckte. Sicher, es hatte auch Zeiten gegeben, wo dies weniger oft geschah, Zeiten, in denen es ihm gelang, das Geschehene und die gierig keuchende Stimme Cecil Turners zu verdrängen. Aber nun, seitdem die Angst ihn im Beisein Cathys überfallen hatte, war es schlimmer als je zuvor. Als wären die Dämonen unruhig geworden in ihm.
    Und dennoch hatte gerade Cathys Nähe ihm auch eine Linderung verschafft, wie er sie nie zuvor gespürt hatte und das hatte ihn letztlich zum Bleiben bewogen. Du bist nicht schuld! Das waren ihre Worte gewesen, und er hatte ihnen so sehr Glauben schenken wollen. Vielleicht hatte sie recht. Wie hätte er sich auch gegen Turner wehren sollen, wie hätte er es wagen sollen, aufzubegehren? Wie konnte ihn eine Schuld dafür treffen, dass der Mann sich wieder und wieder an ihm vergangen hatte? Er war damals ein hilfloser Junge von zwölf Jahren gewesen, nichts weiter.
    Aaron schüttelte sich, um die bedrängenden Gedanken zu vertreiben. Er musste Blossom, das Kutschpferd, einspannen und seinen Auftrag ausführen. Mrs Branagh hatte sehr dringlich geklungen. Irgendetwas Schwerwiegendes musste vorgefallen sein. Nun, er würde es früh genug erfahren. Es tat ihm nur um Cathy leid, die jetzt wieder zurück nach Whitefell musste, um sich auf ihre künftige Aufgabe als Zofe Isobel de Burghs vorzubereiten. Sie fürchtete sich davor, das wusste er mit Sicherheit. Würde sie dem standhalten können oder erneut so krank werden? Auch dieser Gedanke machte ihm regelrecht Angst. Schließlich hatte er das Pferd eingespannt, schwang sich auf den Kutschbock und machte sich mit sehr gemischten Gefühlen auf den Weg.
    ****
    »Cathy soll nach Whitefell kommen!« Aaron hatte Mrs Finley im Gemüsegarten, der nahe beim Haus lag, entdeckt und ihr vom Kutschbock aus zugerufen. »Ist sie da?«
    Mrs Finley wischte sich die erdverschmutzten Hände an der Schürze ab und richtete sich fragend auf. »Schon? Ich dachte, die de Burghs wollten länger in London bleiben.«
    »Da muss irgendetwas passiert sein. Mrs Branagh wirkte recht aufgeregt. Auf jeden Fall kommt Miss de Burgh wohl in den nächsten Tagen nach Hause und Cathy soll noch in ihre Pflichten eingewiesen werden.«
    »Tatsächlich? Cathy wird nicht gerade glücklich darüber sein. Sie ist im Haus und bessert die Kleider der Kinder aus. Du kannst selbst hineingehen und ihr Bescheid sagen.«
    Aaron nickte, rastete die Bremse des Pritschenwagens ein und sprang vom Kutschbock. Da öffnete sich schon die Tür des Wildhüterhauses und ein kleines braunhaariges Mädchen von etwa drei Jahren, das jüngste Kind der Finleys, schaute neugierig heraus. »Na, was gibt es

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