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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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jetzt, nachdem er nur noch ein Schatten seiner selbst ist, umso mehr. Du weißt genau, dass wir für eine Heirat die Erlaubnis des Herrn erfragen müssen. Wenn sie es will, wird er es verbieten. Und sie wird das nie zulassen. Schon um ihrer Eifersucht willen. Du kennst sie nicht gut genug. Du weißt nicht, wozu sie fähig ist. Sie wird ihre Rache nehmen, wenn wir es je wagen sollten, glaub mir!«
    »Aber …«
    »Nein! Es geht einfach nicht, Aaron! Vergiss es!« Die Stimme versagte ihr fast. »Das musst du doch verstehen! Ach, Aaron, es geht nicht!« Als sie sah, wie das Leuchten in seinen Augen zusehends erlosch, kamen ihr die Tränen. Es brach ihr fast das Herz, ihn abzuweisen und doch wusste sie, dass es keinen Weg für sie beide gab. Nicht, solange Isobel Anspruch auf sie und vor allem auf Aaron erhob. Abrupt wandte sie sich ab und rannte davon.

Kapitel 36

    Die kleine Kapelle von Whitefell war trotz der sehr spärlichen Anzahl von Hochzeitsgästen immerhin leidlich gefüllt. Havishams Eltern waren zugegen, beide recht betagt, dazu eine Tante und zwei weitere entfernte, ebenfalls ältliche Verwandte. Von Isobels Seite her waren nur ihr Vater und der Earl anwesend. Eine Einladung an Miss Hunter, wie es eigentlich zum guten Ton gehört hätte, hatte Isobel vehement und mit Nachdruck abgelehnt. Das hätte ihr noch gefehlt, um ihr diesen ohnehin wenig erquicklichen Tag völlig zu verderben. Nur Mrs Branagh als offizielle Vertreterin des gesamten Hausstandes verharrte in gemessenem Abstand zu den anderen Gästen im Hintergrund des kleinen Sammlungsraumes.
    Und das war nun ihre Hochzeit! Der angeblich schönste und wichtigste Tag im Leben einer Frau, die Krönung und Vervollkommnung einer romantischen Liebesgeschichte! So wurde es schließlich in sämtlichen Büchern, die sie bisher nur zu gern verschlungen hatte, frech behauptet. Jemina Craven hatte ja so recht! Das alles war eine abgefeimte Lüge und sie, Isobel, war das unschuldige Opfer. Nicht einmal ihr wirklich traumhaft schönes Hochzeitsgewand konnte ihr über die wütende Enttäuschung, die sie verspürte, hinweghelfen. An allem war allein ihr Vater schuld, dieser unglaubliche Narr! Hätte er sich nicht völlig verspekuliert in seiner an Dummheit kaum mehr zu überbietenden Unfähigkeit in wirtschaftlichen Dingen, wäre sie nicht gezwungen, sich nun mit einem Mister Havisham zu bescheiden.
    Dieser stand, sichtlich mit sich und der Welt zufrieden, in seinem neuen, aus edelstem Tuch und nach der neuesten Herrenmode geschnittenen Anzug neben ihr und lauschte den ermüdend salbungsvollen Worten, die Pfarrer Browning unnötigerweise seit geraumer Zeit glaubte, über die beiden Ehewilligen ergießen zu müssen. Isobel betrachtete, während sie ihre Gedanken zu der einschläfernden Begleitmusik des priesterlichen Geschwätzes schweifen ließ, ihren zukünftigen Ehemann verstohlen genauer. Schließlich würde sie nun für eine lange Zeit auch sehr privat mit ihm verkehren. Geschmack und Sinn für Stil hatte er jedenfalls. Auch schien er Wert auf exquisite Kleidung zu legen. Das immerhin versprach Erfolg für ihre eigenen Wünsche diesbezüglich. Sicher, er war deutlich älter als sie, aber seine breite Stirn und das energische Kinn zeugten von großem Durchsetzungsvermögen. Ihm würde gewiss kein solches finanzielles Desaster wie ihrem närrischen Vater widerfahren. Dass er Geschäftssinn hatte, hatte er mehr als bewiesen, und nun war ihm durch die Eheschließung mit ihr auch noch das Anrecht auf einen der begehrtesten Herrensitze in ganz Wiltshire zugefallen. Keine schlechte Karriere für den Sohn eines gewöhnlichen mittelständischen Kaufmanns aus Salisbury. Beiläufig durchrann Isobel das ungute Gefühl, dass sie selbst vielleicht nur ein weiteres Mosaiksteinchen in der unverkennbar zielstrebigen Karriereplanung dieses Mannes sein könnte. Obwohl – er hatte schließlich schon um sie geworben, als er noch nicht darauf hoffen konnte, Whitefell einmal zu übernehmen. Daniels frühen Tod hatte er nicht vorausahnen können, oder?
    Oder …?
    Diese kleine zweifelnde »oder« ließ sie erstarren. Daniels Tod hatte sich wirklich sehr überraschend und für Havisham mehr als günstig ereignet. Der Mann hatte ausgezeichnete geschäftliche Kontakte in alle Welt. Was, wenn diese Kontakte nicht nur geschäftlicher Natur waren? Es wäre immerhin möglich … Sie wagte nicht weiterzudenken – der Gedanke war schlicht ungeheuerlich. Aber sie betrachtete ihren Fast-Ehemann

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