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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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»Dann hat sich sicher eine Lösung für Ihren verkrüppelten Jungen gefunden.«
    Thomson erstarrte sichtlich. Isobel konnte sehen, dass er sich mit einem Anflug von Panik fragte, ob sie plante, den nutzlosen Esser vom Gut zu verstoßen. Schützend legte er seine Hand um die Schultern des Jungen, der beschämt den Kopf senkte, seinen verkümmerten Arm, so gut es ihm möglich war, verbergend. »Billie hilft uns, so gut er kann. Er hütet das Vieh und passt auf Wycliff auf, damit er sich nicht verletzt, wenn wir arbeiten müssen.«
    »Das glaube ich ganz bestimmt.« Isobel lächelte wieder überaus freundlich. So manches konnte man von Havisham lernen. »Ich habe mir allerdings überlegt«, Vater und Sohn starrten sie furchtsam an, doch sie fuhr unbeirrt fort: »ob sich für Billie nicht hier auf Whitefell die eine oder andere Gelegenheit fände, sich nützlich zu machen. Ich könnte gelegentlich einen Laufburschen gebrauchen, spätestens, wenn die Bauarbeiten im Haus beginnen. Wäre das nicht eine gute Idee? Natürlich würde das als Arbeitsleistung angerechnet und würde Ihre angeordneten zusätzlichen Arbeitsstunden ersetzen, Mr Thomson.«
    Die Erleichterung im Gesicht des Mannes war augenfällig. »Wenn Sie meinen, dass Billie dafür der Richtige ist, Ma’am! Ich muss zugeben, es wäre mir schon eine Hilfe, wenn ich um die Arbeitsstunden herumkäme. Ich weiß sonst nicht, wie ich die Ernte schaffen soll. Komme schon jetzt kaum herum.« Isobel lachte ihr perlendes Lachen, das sie in langen Jahren im Umgang mit ihrem Vater bestens trainiert hatte. »Aber sicher ist er der Richtige! Seine Beine sind doch stramm und gesund und seine Augen schauen munter. Er soll sich morgen bei mir melden.«
    Billie konnte sein Glück kaum fassen. Die Begeisterung sprang ihm förmlich aus den Augen. Auch Mr Thomson lächelte nun voller Dankbarkeit. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Ma’am. Dann vielen Dank auch! Selbstverständlich wird Billie sich morgen bei Ihnen melden.«
    »Gut, dann ist das abgemacht!« Sie fuhr dem Jungen gönnerhaft über das lockige rote Haar. Er würde ein leichtes Opfer werden. Dann wandte sie sich ab. Beifälliges Gemurmel unter den Umstehenden versüßte ihr zusätzlich den geglückten Vorstoß. Da hatte sie tatsächlich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Sie hatte ihren geheimen und natürlich gegenüber dem kleinen nutzlosen Krüppel, für den sie nicht das geringste Mitleid empfand, nicht sehr freundlichen Plan glücklich eingefädelt und sich dabei auch noch die wohlwollende Anerkennung der Angestellten gesichert. Havisham wäre sicher stolz auf sie gewesen, wenn er nur eine Ahnung von ihren Plänen hätte haben dürfen. Auf ihr hübsches Gesicht stahl sich ungewollt ein boshaftes Lächeln. Das stand allerdings keinesfalls zur Debatte! Das ängstliche Misstrauen in Cathys Blick störte sie kein bisschen. Ganz im Gegenteil! Dass Cathy im Gegensatz zu den Umstehenden offensichtlich spürte, dass sie etwas plante, konnte ihr nur recht sein. Cathy sollte sich fürchten.
    ****
    Havisham hob die Teetasse an den Mund, aufmerksam die Wirtschaftsnachrichten in seiner Tageszeitung studierend, die er sich täglich aus London kommen ließ. Ein nicht ganz billiger Service, aber seinen Worten nach unbedingt notwendig für eine erfolgreiche Geschäftsführung.
    »Ich werde übrigens die nächsten Tage nicht zugegen sein können. Ich muss dringend geschäftlich nach Portsmouth«, teilte er Isobel lapidar mit.
    Sie nahm es überrascht zu Kenntnis. Das lief ja besser, als sie hoffen konnte. »Ich hoffe, du hast deshalb keine Einwände. Tatsächlich werde ich nun, nachdem sich die Dinge hier geklärt haben, wieder öfter geschäftlich unterwegs sein.«
    »Es macht mir nichts aus, seien Sie dessen versichert. Ich habe hier ja mit dem Umbau genug zu tun«, sagte Isobel schnell. »Habe ich freie Hand, was die Wahl der Handwerker und Materialien betrifft?«
    Havisham ließ die Zeitung sinken und lächelte sein Raubtierlächeln. »Selbstverständlich, meine Teure! Allerdings zähle ich auf dein Augenmaß.«
    »Selbstverständlich!« Isobel wusste nun, woran sie war. Ganz so verschwenderisch würde sie sich nicht gebärden können. Sie vermutete, dass Havisham in so einem Fall sehr unangenehm werden konnte. Das wollte sie nicht ausprobieren. Zumindest jetzt noch nicht!
    Havisham wechselte das Thema, indem er sich noch einen mit Buttercreme bestrichenen Teekuchen nahm. »Übrigens hat mich der alte Frederick vorhin

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