Die dritte Sünde (German Edition)
Whitefell –, mehr abzuschmeicheln, als ihm wohl bewusst war. Auch seine deutlich nachlassenden nächtlichen Aktivitäten waren ihr mehr als recht. Vermutlich stillte er seine männlichen Bedürfnisse auf seinen Geschäftsreisen in entsprechenden Etablissements … Es war ihr eigentlich gleichgültig. Immerhin teilte er noch hin und wieder das Bett mit ihr. Sollte es doch trotz ihrer Vorsichtsmaßnahmen zu einer Schwangerschaft kommen, wegen der hingegen sehr regelmäßigen und häufigen Vergnügungen, die sie sich mit Aaron Stutter gönnte, würde sie ihrem Gatten weismachen können, dass er selbst der Vater sei. Alles lief also bestens. Sie hatte einige weitere Briefe von Lady Craven erhalten, der es nach eigenem Bekunden nach einer längeren Krankheitsphase nun wieder besserging. Ausführlich hatte Isobel ihr ihrerseits schriftlich von ihren Erfahrungen als junge Ehefrau berichtet. Sie hatte Jemina Cravens damals so überraschend offen geäußerte Ansichten dazu in allen Punkten bestätigt und ihr mehr als einmal für die hilfreiche Unterweisung gedankt. Sicher würde sich auch ein Besuch in London, nun, da die Renovierungsarbeiten abgeschlossen waren und auch Havisham so etwas angedeutet hatte, bald verwirklichen lassen. Das Leben sah recht rosig aus. Allein ein einziger Punkt bereitete ihr Kopfzerbrechen: Die Verschlechterung der Witterung verbot es, dass sie sich weiterhin mit Aaron in der freien Natur vergnügte. Es war einfach zu kalt und nass geworden. Die Vorstellung, sich mit ihm wie im Sommer auf den blumengeschmückten Lichtungen in den Wäldern Whitefells den exquisiten und ausgesprochen anregenden Unternehmungen zu widmen, war jetzt mehr unangenehmer Art. Das lag aber einzig und allein an den äußeren Umständen, Aaron Stutter selbst hatte sie keinesfalls enttäuscht. Er erwies sich als ein wahrer Künstler auf dem Gebiet, ihre geheimsten Wünsche zu erahnen und prompt zu erfüllen. Lediglich ihrer starken Vorliebe für rauere – sehr viel rauere – Spielarten der Lust hatte er partout nicht nachgeben wollen mit dem Hinweis, dass verräterische Spuren auf ihrem Körper entstehen würden, was sie gegenüber Mr Havisham in Erklärungsnot bringen könnte. Ungern hatte sie ihm darin recht geben müssen, obwohl sie auch den Verdacht hegte, dass er noch andere Motive für seine Weigerung hatte, die in ihm selbst begründet lagen. Es ärgerte sie nicht wenig, dass ihr diese Erfahrung verschlossen bleiben musste, da sie sich ein unendliches Vergnügen, einen nicht zu überbietenden Reiz davon versprach. Immerhin konnte sie sich jedoch in der Regel darauf verlassen, dass er immer geistesgegenwärtig genug war, den Liebesakt gerade noch rechtzeitig abzubrechen, bevor er sich ergoss. So waren nicht einmal die lästigen Spülungen wie nach Havishams langweiligen Bemühungen notwendig. Lediglich zwei Mal war es ihm in der ganzen Zeit nicht geglückt. Selbstverständlich hatte sie ihm heftigste Vorwürfe deshalb gemacht. Aber nach einer Zeit der erhöhten Nervosität ihrerseits und ängstlichem Warten auf ihre monatliche Blutung hatten selbst diese beiden Missgeschicke nicht zu der befürchteten Stockung des Blutes geführt. Offenbar war also eine Schwangerschaft nicht immer die zwingende Folge eines Samenergusses, sodass sie auch in diesem Punkt etwas entspannter geworden war. Da Isobel heute in den späten Abendstunden noch die Rückkehr Havishams erwartete, hatte sie sich vorgenommen, sich zuvor noch ein kleines Vergnügen mit Aaron zu gönnen. Sie pflegte dies wegen der Möglichkeit einer Entdeckung sonst zu vermeiden, wenn ihr Gatte auf Whitefell anwesend war, obwohl sie diese aus Vorsicht getroffene Regelung auch mehr und mehr störte.
Isobel ließ den Blick von ihrem Damensekretär, der nun in ihren eigenen Räumen stand, hinaus auf die Weiden und Wälder Whitefells wandern, dort hatte der Spätherbst schon Einzug gehalten. Die Bäume waren schon fast kahl und die Wiesen hatten eine bräunliche Färbung angenommen. Zu dumm, es sah schon wieder nach Regen aus und es war heute auch ungemütlich kühl. Von einem Ausritt oder Spaziergang mit einem verabredeten Ziel würde sie wohl absehen müssen. Sie zog an der Klingelschnur und kurze Zeit später erschien Cathy im Zimmer. Der Befehl war schnell erteilt. »Cathy, ich möchte, dass du hier gründlich aufräumst.« Noch immer neigte Isobel dazu, innerhalb kürzester Zeit ihre Umgebung in ein Chaos zu verwandeln. »Ich werde noch etwas hinausgehen … nein,
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