Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
Vom Netzwerk:
Branagh sah ihn beunruhigt an, was ihn dazu brachte, ihr die Natur dieser Auflage näher zu erläutern. Nach einem Moment nachdenklichen Schweigens meinte die Haushälterin: »Ich hoffe doch sehr, dass Mrs Havisham Cathy jetzt endlich freigeben wird. Sie müssen wissen, dass Cathy Thomson schon seit Kindertagen von der damaligen Miss de Burgh zur Spielkameradin bestimmt worden ist und seitdem auf Whitefell lebt. Ich meine aber, man hätte das Kind damals besser in seinem ursprünglichen Umfeld belassen. Der Vater ist übrigens Wycliff Thomson, der Feldpfleger von Whitefell, den Sie sicher kennenlernen wollen. Er steht dort drüben mit seiner Familie«, sie zeigte in die entsprechende Richtung.
    »Nun, vielleicht wollte Mrs Havisham ihr ja einfach abschließend eine Wohltat zukommen lassen«, meinte der neue Gutsverwalter achselzuckend und beobachtete etwas neidisch, wie der als einer der letzten in die Scheune gekommene Aaron Stutter nun rasch zu der rothaarigen Schönheit ging und sie zärtlich in die Arme nahm. Seltsam, dass seine junge Braut diese doch sehr verliebte Geste nur zögernd, geradezu widerwillig erwiderte.
    »Hoffen wir, dass Sie mit Ihren Ansichten über die Motive der Herrin recht behalten«, erwiderte Mrs Branagh abschließend und lud ihn dann ein, ihn allen Anwesenden vorzustellen.
    Aaron hielt Cathys Hand fest umschlossen. Er hatte nicht vor, sie je wieder loszulassen. Seit Tagen – seit Isobel diesen wahnwitzigen und doch für ihn so glückverheißenden Plan ausgeheckt hatte – schwamm er in einer verwirrenden Mischung aus Seligkeit und schlimmen Ahnungen. Er wusste kaum mehr, wo ihm der Kopf stand, sehnte nur den Augenblick herbei, an dem Cathy endlich seine Frau wurde. Es war ihm seither nicht gelungen, mit ihr alleine zu sprechen. Mrs Branagh hatte sie eifersüchtig bewacht und ihn mit empörten Blicken bedacht. Daran war ohne Zweifel das von Isobel in die Welt gesetzte und an Boshaftigkeit kaum noch zu überbietende Gerücht über sein angebliches Schäferstündchen mit Cathy schuld, das sich wie ein Lauffeuer im Herrenhaus verbreitet hatte. Doch es gab ja keine Möglichkeit, die Dinge richtigzustellen. Er hätte Isobel dafür schlagen können, aber diese hatte sich seit dem Ausritt nicht mehr bei ihm blicken lassen. Aaron hatte seine Zeit damit verbracht, neben der Arbeit im Stall, bei der ihm jetzt William umfangreich half, die Hochzeit und ihr zukünftiges Heim vorzubereiten und die Tiere der Pennywood Farm zu versorgen. Das Anwesen war tatsächlich ziemlich heruntergekommen, hatte aber eine gute Substanz. Mit Arbeit und Fleiß ließe sich daraus sicher etwas machen. Alles andere, auch die Möbellieferung, die Isobel ihm gesandt hatte – und er hatte sehr wohl verstanden, was dies bedeutete – hatte er aus seinen Gedanken verbannt. Er weigerte sich einfach, diesen unangenehmen Teil der Abmachung zur Kenntnis zu nehmen. Doch nun, als er Cathy bei der Hand hielt und ihr Widerstreben spürte, holte ihn die Realität unsanft wieder ein. Unsicher sah er sie an. Doch im Stimmengewirr, Lachen und Stampfen der Leute, übertönt von Bridges falschem Fiedelspiel, gelang es ihm kaum, ein vernünftiges Wort an sie zu richten. Da zog Billie ihn an der Hand und brüllte: »Hallo, Aaron! Stimmt das, dass du Cathy heiraten willst? Die Leute haben das eben meinem Vater erzählt.«
    »Ja, das stimmt!« Aaron presste die Lippen zusammen. Eigentlich hätte es sich gehört, dass er zunächst beim Vater der Braut um dessen Zustimmung nachfragte, zumal Cathy ja nicht volljährig war, aber dieser Gedanke war ihm angesichts der Umstände gar nicht gekommen. Das musste er umgehend nachholen. »Komm!«, sagte er zu Cathy, verstärkte entschlossen seinen Griff und zog sie hinter sich her. Als er ihren wachsenden Widerstand spürte, wandte er sich im Gewühl der Tanzenden zu ihr um und sah ihr in die Augen. Die seltsame Hoffnungslosigkeit in ihrem Blick machte ihn frösteln, doch er war sich sicher, dass er das Richtige tat. Dann waren sie auch schon bei den Thomsons angekommen. Wycliff Thomson empfing ihn kühl und mit abweisender Miene. Kein guter Auftakt für die Bitte um die Hand seiner Tochter.
    »Mr Thomson, ich bin Aaron Stutter. Ich denke, Sie kennen mich bereits«, begann Aaron, indem er allen Mut zusammennahm. Am besten, er brachte das schnell hinter sich. Sein Gegenüber hielt eine Antwort wohl nicht für nötig. Aaron fuhr dennoch tapfer fort: »Mr Thomson, Sir, ich möchte Ihre Tochter heiraten. Ich

Weitere Kostenlose Bücher