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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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herrschte. Eine Spannung, die dem normalen Verhältnis einer Herrin zu ihrer Zofe nicht angemessen war. Angesichts des ausnehmend gut aussehenden Bräutigams keimte in ihm plötzlich ein Verdacht auf, den er aber wohl besser für sich behielt. War dieser – allerdings wirklich unerhörte – Verdacht womöglich der wahre Grund dafür, warum es zwischen den Eheleuten Havisham am Morgen beim Frühstück zu einer unschönen Auseinandersetzung gekommen war? Mrs Havisham hatte sich strikt geweigert, ihren Mann nach Salisbury zu begleiten, wie dieser es ausdrücklich gewünscht hatte. Gruber, der als leitender Angestellter des Guts das Recht hatte, mit den Herrschaften zu speisen, hatte sich schließlich, um die Wogen etwas zu glätten, angeboten, Mrs Havisham zu diesem Trauungsgottesdienst zu begleiten, der am Nachmittag stattfinden sollte. Nach einigem Zögern hatte sich der Herr wohl oder übel darauf eingelassen, denn seine Gattin war nicht bereit gewesen, auch nur einen Fuß breit nachzugeben. Als hinge ihr Leben davon ab, hatte sie darum gekämpft, dieser Trauung beizuwohnen, und das, obwohl es sich nur um die Vermählung zweier ehemaliger Angestellter handelte. Das war zumindest erstaunlich zu nennen. Allerdings schien offenbar nur er sich darüber zu wundern. Alle anderen Bewohner Whitefells nahmen das eigenartige Gebaren der Herrin hin, wie sie den aufkommenden Wintersturm hinnahmen. Keiner wunderte sich also darüber, dass Mrs Havisham nun zum Schluss, ohne den Pfarrer noch eines Blickes zu würdigen und dessen Redefluss rüde ignorierend, zum Brautpaar hinüberging. Sie sagte ein paar knappe Worte zum Bräutigam, die dieser mit unbewegter Miene hinnahm. Dann beugte sie sich zur Braut hinüber und flüsterte ihr etwas ins Ohr, was die junge Frau aber seltsamerweise eher verängstigte als erfreute. Dann wandte die Herrin von Whitefell sich mit einem zufriedenen Lächeln zu ihm um, gab ihm einen Wink, und ließ sich gnädig von ihm in die Kutsche helfen.

Kapitel 53

    »Komm jetzt, Cathy!«, sagte Aaron sanft und führte seine junge Frau zum Pritschenwagen, vor den er das Arbeitspferd gespannt hatte. Cathy folgte ihm willenlos. Ihr nahezu apathischer Zustand beunruhigte ihn sehr, aber er hoffte, dass sie sich auf der Fahrt zur Pennywood Farm wieder erholen und die lähmende Furcht ablegen würde, die sie umgab wie eine Mauer. Er holte von der Ladepritsche des vierrädrigen Bauernwagens einen Kapuzenmantel aus dicht gearbeitetem Schafwollfilz, den er mit einigen anderen Kleidungsstücken und Nahrungsmitteln für Cathy und sich in Wilton gekauft hatte, und legte ihn ihr liebevoll um die Schultern. Cathy sollte nicht frieren auf der fast sechs Meilen dauernden Fahrt zur einsam gelegenen Farm. »Steig auf, mein Herz«, meinte er dann und gab seiner Stimme bewusst einen fröhlichen, aufmunternden Klang, »nun geht es in dein neues Heim. Ich bin gespannt, was du dazu sagen wirst. Ich hoffe, es gefällt dir.« Cathy antwortete nicht, setzte sich aber folgsam auf den Kutschbock. Aaron ließ erneut einen Moment lang besorgt seinen Blick auf ihr ruhen. Dann bestieg er den Kutschbock und setzte sich neben seine junge Ehefrau. Unsicher sah er sie von der Seite an. Sie saß da, still wie eine Puppe und starrte teilnahmslos vor sich hin. Eine noch größere ängstliche Unruhe erfasste ihn. War es nicht letztlich Wahnsinn, auf was sie sich nach Isobels Willen eingelassen hatten? Und doch … er konnte nicht anders, er liebte sie doch so sehr! Aaron seufzte tief auf, schnalzte dann mit der Zunge und gab dem Pferd durch ein Rucken an den Zügeln zu verstehen, dass es sich auf den Weg machen sollte. Folgsam setzte sich der kräftige Braune in Bewegung.
    Bald hatten sie das kleine Dorf hinter sich gelassen und schwenkten auf den matschigen Feldweg ein. Der führte, an Erdwällen und Zäunen vorbei, über den Rücken der Anhöhe hinweg bis in das Tal, in das sich die Pennywood Farm inmitten winterlich-brauner Wiesen und Felder kauerte. Es war kalt. Einige Schneeflocken trieben vom grau verhangenen Himmel hinunter, setzten sich den beiden einsamen Reisenden auf Mantel und Gesicht und bedeckten die Welt um sie her mit einer dünnen, brüchigen weißen Decke, während sich die frühe Dämmerung langsam herabsenkte.
    »Frierst du, Cathy?«, fragte Aaron nach einer Weile vorsichtig. Einen Augenblick zögerte sie, doch dann schüttelte sie unmerklich den Kopf.
    »Du kannst es mir ruhig sagen, ich habe noch ein paar Schaffelle auf dem

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