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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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ihres Vaters wieder vor Augen trat, »er war sehr wütend, das letzte Mal.«
    Das war nicht das, was Isobel zu hören erwartet hatte. Wie konnte das Mädchen es wagen, ihre Einladung auszuschlagen? »Miss Hunter hat überhaupt nichts zu sagen in dieser Sache. Mein Vater hat mir erlaubt, einzuladen, wen immer ich einzuladen wünsche. Und ich denke nicht, dass dein Vater etwas dagegen haben kann, wenn es der Tochter seines Herrn gefällt, seine Tochter einzuladen«, fügte sie spitz hinzu.
    Cathy spürte förmlich körperlich, wie die gnädige Stimmung des herrschaftlichen Mädchens einer weitaus ungnädigeren Gemütslage wich. Das musste sie unbedingt verhindern. Hastig sagte sie: »Ich könnte sicher zu Besuch kommen. Aber nicht heute. Es ist wegen Billie. Er ist krank.« Auf Verständnis hoffend, deutete sie auf Billies verletzten Arm, der auch folgsam seinen Verband vorwies und dabei mit großen Augen nickte. »Billie hat einen ganz schlimmen Arm«, bestätigte er wichtig.
    »Nun gut.« Isobel de Burgh war nur halb besänftigt. »Ich erwarte aber, dass du dich morgen zur Teezeit auf Whitefell einfindest. Soll doch deine Schwester«, sie ruckte ungeduldig mit dem Kinn in Marys Richtung, die unsicher und auf den Fußballen wippend in der Nähe des Wohnhauses geblieben war, »auf dieses ungeschickte kleine Balg aufpassen. Und wasche dich vorher, damit Mrs Branagh nicht wieder einen Grund findet, ihre lange Nase zu rümpfen.«
    Isobel wendete ihr Pferd und ritt grußlos davon. Sie ärgerte sich heftig. Dass dieses Mädchen es wagte, ihr zu widersprechen, war allerhand, aber es imponierte ihr auch ein wenig. Diese Geschwister waren so gewöhnlich und fade wie die anderen Kinder auf Whitefell, aber das Mädchen mit dem rötlichen Haar hatte etwas, das sie interessierte. Sie wollte sie gerne näher kennenlernen. Aber wenn Cathy auf ihre Geschwister und vor allem auf diesen dummen, kleinen Kerl mit seinem albernen Verband aufpassen musste, hieß das, dass sie weiter die erstickende Langeweile mit Miss Hunter und dem Stickrahmen ertragen musste. Diese Aussicht war absolut inakzeptabel. Sie würde sicher verrückt werden, wenn sie noch einen Plättstich ausführen sollte. Warum das Bauernmädchen nicht für ein paar Tage nach Whitefell einladen? Dann könnte sie sie ganz für sich haben und Cathy könnte nicht wieder ihre unerquicklichen Geschwister als Entschuldigung für ihren Ungehorsam vorbringen. Auf dem Weg nach Hause reifte ein kühner und ungewöhnlicher Plan in Isobel de Burghs Kopf. Ein Plan, der gleich für mehrere der Probleme, die sie beschäftigten, eine Lösung bot.

Kapitel 8

    »Hast du noch nicht genug Unheil angerichtet?«
    Es war der erste zusammenhängende Satz, den der Vater seit Billies Unfall zu ihr gesagt hatte. Nur war er nicht das, was Cathy erhofft hatte, als der Vater an diesem Abend mit der Laterne in der Hand den Stall aufsuchte, um mit ihr zu sprechen. Mary musste ihm etwas erzählt haben. Sie selbst hatte es einfach nicht gewagt, von dem Besuch Isobel de Burghs am Nachmittag zu berichten. Noch bevor der Vater zum Essen nach Hause gekommen war, hatte sie sich deshalb ängstlich in ihre Schlafnische, die sie sich im Heulager errichtet hatte, zurückgezogen. Wie sollte sie nur aus dieser vermaledeiten Zwickmühle herauskommen? Sie fühlte sich wie ein Kaninchen in der Schlinge. Egal wohin sie zerrte, die Falle wurde nur noch enger.
    »Ist es das, was du willst? Zu den feinen Herrschaften gehören? Du bist ein gewöhnliches Kind eines gewöhnlichen Landarbeiters und nicht mehr! Deine Unvernunft hat deinen Bruder, der dir anvertraut war, fast das Leben und sicher seine Gesundheit gekostet. Ist dir nicht klar, dass Billies Arm nie mehr richtig zu gebrauchen sein wird? Und das ist allein deine Schuld!« Die Stimme des Vaters schwankte zwischen Zorn und Verzweiflung.
    Cathy schüttelte heftig den Kopf. »Nein, nein, Vater, das will ich doch gar nicht! Ich wollte das alles nicht, glaub mir doch! Es tut mir so leid, wirklich!« Sie spürte, wie Tränen ihre Wangen herunterrannen.
    »Dazu ist es jetzt zu spät!« Das Gesicht des Vaters war schon wieder hart und fremd geworden. Der Moment, in dem sie wieder hätten zusammenfinden können, war so schnell vorbeigegangen, wie er gekommen war. »Wenn Miss de Burgh wünscht, dass du morgen zu ihr kommst, wirst du eben gehen. Ich habe ohnehin überlegt, dich fortzuschicken. Marcus hat mir vorgestern erzählt, dass seine Schwester Witwe geworden ist und deshalb

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