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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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Form halber noch ein Friedensangebot gemacht zu haben, hoffte jedoch, dass Baker es ausschlagen würde. Dann würde er zum vernichtenden Gegenschlag ausholen. Diesem sturen und selbstgerechten alten Narren würde er zeigen, dass es sehr unklug war, Mr Horace Havisham zu unterschätzen.
    Baker tat ihm den Gefallen prompt! Er stand auf und blickte sein Gegenüber erbost an. »Sir, Sie dürfen versichert sein, dass ich mit Ihnen unter keinen Umständen eine geschäftliche Verbindung eingehen werde. Das wäre so, als wenn ich dem Teufel meine Seele verkaufte. Das widerspräche allen meinen Überzeugungen. Nein! So etwas werde ich niemals auch nur in Betracht ziehen. Gewiss, mein Unternehmen könnte wirtschaftlich besser aufgestellt sein, aber Sie können mir glauben, dass ich bereits Gegenmaßnahmen ergriffen habe und nicht im Geringsten auf Ihr zweifelhaftes Angebot angewiesen bin. Denken Sie, ich bin so dumm zu glauben, dass Ihr Angebot so ungemein günstig ist, wie Sie behaupten? Das ist es mitnichten! Es würde mich mein politisches Amt, meine Überzeugung sowie die Entscheidungsbefugnis in meinem eigenen Unternehmen kosten – und das zum Schaden der von mir abhängigen Menschen. Verzeihen Sie, Mr Havisham, aber gerade um Leuten wie Ihnen nicht zu viel politische Macht einzuräumen, ist es meine hehre Pflicht, Ihnen die Tür zu weisen. Guten Tag, Sir.«
    Nun war Havisham richtig verärgert. Eine solch unverblümte und überhebliche Abfuhr hatte er in seiner ganzen Laufbahn noch nicht hinnehmen müssen. Offenbar hatten Armindales Nachforschungen den Mann auf das Höchste erbost und völlig gegen den Auftraggeber eingenommen. Doch letztlich war es Bakers Entscheidung! Wenn er offenen Krieg wollte, sollte er ihn bekommen. Havisham erhob sich ebenfalls und blickte dem Hausherrn scharf in die Augen. »Ich denke, damit sind die Fronten geklärt, Mr Baker. Sie werden zu gegebener Zeit von mir hören.« Da eilte die Schwiegertochter herbei, einige trockene Blüten seltener Pflanzen in den Händen. »Oh, Sie wollen uns schon verlassen, Mr Havisham? Ich hatte gehofft, Sie doch noch zu einem zweiten Frühstück überreden zu können.« In ihren jadegrünen Augen spiegelte sich Bedauern.
    »Nein danke, Mrs Baker!«, schnappte Havisham grob, obwohl ihn der seltsam sanfte, empfindsame Ausdruck ihrer faszinierenden Augen merkwürdig anrührte. Die zarte Gestalt zuckte erschrocken zusammen ob seines harschen Tonfalls. Havisham verspürte jäh ein ungewohntes Gefühl des Bedauerns. Beinahe hätte er sich in aller Form entschuldigt. Doch dann riss er sich zusammen und wandte sich zur Tür. Das fehlte ihm ja gerade noch, dass er Mitleid für die junge Frau empfand, die zweifellos ebenfalls unter seinen nun zwangsläufig erfolgenden Maßnahmen zu leiden haben würde. Er verstand sich selbst nicht. So etwas kümmerte ihn doch sonst nicht! Besser, er machte wirklich, dass er diesem Haus und dieser Stadt so schnell wie möglich den Rücken kehrte. Hier konnte er ohnehin nichts mehr ausrichten.

Pennywood Farm, Wiltshire, 27. November 1838

Kapitel 59

    Aaron saß in der Wohnstube und schnitzte missmutig an neuen Holzzinken zur Ausbesserung der Heurechen herum. Eine jener kleinen Arbeiten, denen sich die Landbevölkerung für gewöhnlich an langen, dunklen Winterabenden widmete, doch Aaron hatte schon am Vormittag damit begonnen. Das Wetter war nach wie vor schlecht. Immer wieder kam heftiger Wind auf und schüttete eiskalte Regengüsse über das wintergraue, aufgeschwemmte Land. Die Straßen wurden dadurch nahezu unpassierbar und auch der Querfeldeinritt zu Pferde, obwohl besser zu bewerkstelligen, war alles andere als ein Vergnügen. Dennoch hätte er diese Mühen nur zu gerne auf sich genommen, um heute Wycliff Thomson aufzusuchen, aber er konnte nicht. Noch nicht! Er musste erst noch Isobels erneuten Besuch abwarten und sie hatte ihm nicht gesagt, zu welcher Tageszeit sie sich auf den Weg zu machen gedachte. Vielleicht kam sie auch gar nicht. Es war typisch für sie, dass sie wie selbstverständlich davon ausging, dass er, trotz der Arbeit, die auf der Farm getan werden musste, den ganzen Tag damit verbringen würde, auf sie zu warten. Und leider blieb ihm auch nichts anderes übrig. Sie zu versetzen wäre überaus gefährlich. Aber heute, so schwor er sich erneut, würde es das letzte Mal sein, dass er mit der Herrin von Whitefell hurte. Aaron sog scharf den Atem ein. Ja, das war letztlich das Beste, was sie tun konnten: sich endlich

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