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Die dritte Sünde (German Edition)

Die dritte Sünde (German Edition)

Titel: Die dritte Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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hoffentlich nicht mehr mit den meinen kreuzen werden. Guten Abend, Mr Armindale!«
    Armindale öffnete den Mund, um erneut sein vermeintliches Recht einzufordern, aber der unnachgiebige Blick seines Auftraggebers brachte ihn dazu, sich eines anderen zu besinnen. Zornig griff er nach seinem Umhang und dem Zylinder, den er neben sich abgelegt hatte, und verließ den Raum. Green sah Havisham unsicher an, dann seufzte er tief. »Tun Sie, was immer Sie glauben tun zu müssen, Havisham. Ich sehe, ich kann doch nichts dagegen unternehmen.«
    ****
    Havisham traf früh am nächsten Morgen vor Bakers Stadtwohnung ein. Beinahe wäre er beim Aussteigen aus der Kutsche mit einem Gentleman zusammengestoßen, der mit gesenktem Blick, eine große lederne Tasche wie sie Mediziner mit sich zu führen pflegten in der Hand, das Haus verließ. Der Mann grüßte flüchtig und eilte dann weiter, offenbar war er sehr beschäftigt. Havisham runzelte die Stirn. Was hatte das zu bedeuten?
    Er klopfte an. Es dauerte eine Weile, bis sich innerhalb des schmucken, aber nicht zu eleganten Stadthauses etwas tat. Ein sichtlich besorgter Bediensteter öffnete die Tür und sah ihn fragend an. »Sie wünschen, Sir …?«
    »Ich möchte zu Mr Baker. Es ist dringend!«, gab Havisham kurzangebunden zurück.
    »Oh, ich fürchte, das wird nicht möglich sein, Sir. Mr Baker ist überraschend ernsthaft erkrankt. Aber Sie könnten mit der jungen Mrs Baker, der Schwiegertochter von Mr Baker, sprechen, wenn Sie es wünschen.«
    Havisham stutzte. Das war ja sehr interessant! Konnte es sein, dass ihm das Schicksal so glücklich in die Hände spielte? Die Neugier, was hinter der plötzlichen Erkrankung Bakers stecken mochte, ließ ihn nach kurzem Überlegen auf den Vorschlag des Bediensteten eingehen. »Ja, gut! Ich werde mein Anliegen Mrs Baker vortragen.«
    »Sehr wohl, Sir!«, sagte der Bedienstete und öffnete die Tür, um den Gast einzulassen. »Wen darf ich melden, Sir?«
    Havisham zog es vor, seinen Namen nicht zu nennen. Wahrscheinlich würde man ihm sonst die Tür weisen. »Einen Geschäftsfreund aus Wiltshire. Das mag genügen. Mrs Baker kennt mich bereits.«
    Der Bedienstete schien zu besorgt, um sich über seine ungenügende Auskunft zu wundern. Er nickte nur kurz und verließ dann schnell den Salon, in den er den Besucher geführt hatte. Kurze Zeit später ging die Tür auf und Mrs Meredith Baker, das bedauernswerte Eheweib von Bakers missratenem Sohn, trat ein. Sie erschrak sichtlich, als sie sah, um wen es sich bei dem Besucher handelte. Offenbar war sie kurz versucht, sich gleich wieder zurückzuziehen, aber dann besann sie sich, schluckte und blickte dem Feind ihres Schwiegervaters, der so unerwartet vor ihr stand, gefasst entgegen. Havisham räusperte sich. Wieder fiel ihm der sanfte, melancholische Blick ihrer bemerkenswert grünen Augen auf und berührte ihn eigenartig.
    »Mr Havisham! Ich bin doch etwas erstaunt, dass Sie uns aufsuchen«, begann Mrs Baker das Gespräch. »Ich muss Ihnen leider sagen, dass es meinem Schwiegervater im Augenblick sehr schlecht geht. Der Arzt war eben hier.«
    »Ja … ja!« Havisham schüttelte sich unwillig, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Warum übte diese doch eigentlich eher unscheinbare Frau so eine starke Anziehungskraft auf ihn aus? Er konnte es sich nicht erklären. Solche Regungen kannte er sonst nicht von sich. »Ja, ich bin dem Arzt wohl eben auf der Straße begegnet«, bestätigte er. »Was hat Mr Baker denn? Ich hörte bereits, dass es ernst sein soll.«
    »In der Tat, Sir! Mein Schwiegervater kam gestern sehr aufgebracht, um nicht zu sagen verstört nach Hause. Er wollte mir nicht sagen, um was es ging. Dann hat er sich in sein Arbeitszimmer zurückgezogen und als ich später nach ihm sehen wollte, fand ich ihn hilflos auf dem Boden liegen. Der Arzt spricht von einem Schlaganfall. Wir wissen noch nicht, ob er es überleben wird. Er ist sehr schwach und das Sprechen fällt ihm schwer.« Sie senkte traurig den Blick und seufzte. »Ich hoffe doch sehr, dass er sich wieder einigermaßen erholen wird, er ist ein so guter Mensch.«
    Gegen seinen Willen fühlte Havisham beim Anblick ihrer Besorgnis ein leises, unangenehmes Gefühl der Schuld in sich aufsteigen. Er hatte keinen Zweifel daran, dass die Information, die Armindale Baker hatte zukommen lassen, zu diesem Schlaganfall geführt hatte. Er fragte sich plötzlich und zu seinem eigenen Erstaunen, was aus dieser sanften und völlig schuldlosen

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