Die dritte Sünde (German Edition)
selbst erschreckte. Und doch – kaum dachte sie an die Brosche, wurde ihr bewusst, dass deren Rückgabe nur bedeuten konnte, dass sich Cathy ihrem Zugriff schließlich doch entwunden hatte. Und vor allem, dass Aaron Bescheid wusste und sich deshalb gegen sie gewandt hatte! Cathy hatte letztlich die Trophäe namens Aaron davongetragen. Die Vorstellung, dass sie selbst es gewesen war, die die beiden zu Eheleuten gemacht und ihnen die Pennywood Farm zur Verfügung gestellt hatte, ließ sie inzwischen fast wahnsinnig werden vor Eifersucht. Das Schlimmste daran war: Sie konnte absolut nichts dagegen unternehmen. Sie saß hier in London fest und es sah nicht so aus, als würde sie in absehbarer Zeit nach Whitefell zurückkehren – zumindest hatte Havisham nichts Derartiges geäußert, aber er sprach ja ohnehin nicht mit ihr über seine Pläne. Das war seine Art ihr zu zeigen, dass er sie im Grunde nicht als Ehefrau schätzte. Cathy, die falsche Schlange, konnte sich in der Zwischenzeit Tag für Tag mit Aaron vergnügen und das sogar, ohne dass ein lästiger Ehemann sie daran hinderte. Es war zum Aus-der-Haut-Fahren! Wahrscheinlich hatte das rothaarige Luder das alles von Anfang an geplant und sie, Isobel, war nun die Dumme, hereingelegt von einer Bauerndirne. Wieder einmal überkam sie heftiges Mitleid mit sich selbst und Wut über die Ungerechtigkeit ihrer Situation. Schließlich hatte sie sich für ihren Vater opfern müssen, hatte ihren Körper buchstäblich verkauft an Havisham, diesen aufgeblasenen Emporkömmling, und jetzt war sie von dieser hinterhältigen Kreatur Cathy auch noch ihrer verdienten Freuden beraubt worden. Eines war sicher: Sobald sie nach Whitefell zurückkehrte, würde zumindest dieser Missstand aus der Welt geschafft werden. Cathy sollte sich nur in Acht nehmen. Keiner sollte es wagen, sich an Isobel Havishams Besitz zu vergreifen.
Kapitel 64
»Wie konnten Sie nur so unvorsichtig sein, Armindale? Ich komme mehr und mehr zu der Überzeugung, dass Sie das Geld, das ich in Sie und Ihre Nachforschungen bisher investiert habe, nicht wert sind.« Horace Havisham schlug ärgerlich sein Notizbuch zu und ließ es mit vernehmlichem Knall auf die Schreibfläche seines Schreibtisches niedersausen. Armindale starrte ihn gekränkt an. »Sir, Sie selbst haben mir den Auftrag gegeben, Mr Baker und seine Kontakte im Auge zu behalten. Es war nur eine Frage der Zeit, dass er meiner gewahr wurde. So eine Überwachung kann man nicht beliebig lange aufrechterhalten.«
»Ja, mag sein, aber nun weiß er durch Ihre unverzeihliche Nachlässigkeit, dass Sie immer noch hinter ihm her sind. Und da Sie so unvorsichtig waren, bereits in Trowbridge seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und er Sie mit mir in Verbindung gebracht hat, weiß er nun vielleicht auch, dass ich hinter den aktuellen Nachforschungen ihn und seinen Sohn betreffend stecke. Das könnte sowohl für mich wie für Mr Green unangenehme Folgen haben. Wenn Baker das bei seinen Parteifreunden streut, kann ich die Kandidatur vergessen. So etwas werden mir die Whigs nicht verzeihen, die Wähler schon gar nicht. Durch Ihre Unvorsichtigkeit bin ich nun zum Handeln gezwungen. Sie glauben ja wohl nicht, dass ich diesen Dilettantismus Ihrerseits auch noch bezahle.«
»Sir, ich versichere Ihnen, ich habe mein Bestes getan. Es war einfach nicht zu vermeiden«, insistierte Armindale erneut. Er schien keineswegs erfreut darüber, dass man seine Kompetenz in Zweifel zog. Green räusperte sich vernehmlich. »Sie sagen also, Baker hat Sie vorhin persönlich aufgesucht? Woher wusste er, wo Sie wohnen?«
»Das möchte ich auch gern wissen. Offenbar hat auch er weitreichende Kontakte. Immerhin bin ich nicht der einzige Spion in London«, gab Armindale zerknirscht zu.
»Und was genau hat er von Ihnen gewollt?«, fragte Green beunruhigt. Die ganze Angelegenheit entwickelte sich mehr und mehr zu einem Desaster.
Armindale rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her. »Er hat mir auf den Kopf zugesagt, dass ich für Mr Havisham arbeite und dass ich Ihnen beiden bestellen könne, dass er diese kriminellen Aktivitäten – damit meinte er wohl meine Nachforschungen seine Person betreffend – an die Presse weitergeben werde.«
»An die Presse?« Green stöhnte entsetzt auf, griff nach seinem Einstecktuch und wischte sich damit über sein Gesicht. Das wurde ja immer schlimmer. »Weiß er darüber Bescheid, dass Sie auch Nachforschungen seinen Sohn betreffend unternommen haben?
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