Die dritte Sünde (German Edition)
Ich hoffe nicht!«
»Nun, Sir, da Sie es offen ansprechen … er weiß es. Ich habe es ihm gesagt.«
»Sie haben was?«, brauste Havisham auf und sprang erregt auf. »Sind Sie des Wahnsinns, Mann? Wie konnten Sie ihn darüber in Kenntnis setzen, ohne vorher Rücksprache mit mir zu halten?«
Armindale sah seinen wütenden Auftraggeber störrisch an. »Es schien mir die einzige Möglichkeit, um zu verhindern, dass sich Mr Baker umgehend an die Presse wendet. Es war schlicht keine Zeit, Sie noch in Kenntnis zu setzen, Sir.«
»So?« Havisham ließ sich wieder in den lederbezogenen Sessel hinter seinem Schreibtisch fallen. Nervös knetete er seine Unterlippe. Dann blickte er Green fest an. »Die Würfel sind gefallen, denke ich. Ich werde Baker morgen früh aufsuchen und mit ihm sprechen. Ich kann nur hoffen, dass er noch nicht mit der Presse in Kontakt getreten ist. Andererseits wird er wohl angesichts der Informationen, die ihm Mr Armindale so freigiebig erteilt hat, auch davor zurückscheuen. Immerhin steht auch für ihn einiges auf dem Spiel. Es bleibt mir nur, ihm nun doch die Pistole auf die Brust zu setzen. Er muss jetzt so vernünftig sein und zurücktreten, sonst bin ich gezwungen, die Sache mit seinem Sohn zur Anzeige bringen. Nur wenn wir einen noch größeren Skandal lostreten, können wir hoffen, dass wir einigermaßen unbeschädigt aus der Sache herauskommen. Unsere Beteiligung daran wird in dem Medienrummel, der dann über London hereinbrechen wird, so hoffe ich, doch eher eine untergeordnete Rolle spielen. Wenn er jedoch einlenkt, dann wird die ganze Angelegenheit still beerdigt werden können.«
Green sah ihn zweifelnd an. »Havisham, ich glaube nicht, dass Sie das tun sollten. Eigentlich will ich mit der ganzen verfluchten Sache nichts zu tun haben.«
»Das kommt ein bisschen spät, mein verehrter Green.« Havisham lächelte gefährlich und senkte die Stimme. »Sie stecken bereits viel zu tief mit drin. Außerdem haben Sie mein Geld genommen. Sollten Sie jetzt abspringen wollen, werde ich diesen Umstand nicht weiter verschweigen. Ich gehe wohl recht in der Annahme, dass dann auch Ihre Tage in der Politik gezählt sein werden.« Green starrte Havisham schockiert an. Erneut sammelte sich Schweiß auf seiner Stirn, den er fahrig mit seinem bereits feuchten Einstecktuch abwischte.
Havisham sah es und grinste böse. Green war letztlich ein feiger und viel zu wankelmütiger Mann, kein echter Gegner für ihn. Armindale jedoch hatte sich, wie er es eigentlich schon in Trowbridge vermutet hatte, als echter Fehlschlag erwiesen. Wie hatte er ihm nur weiterhin geheime Aufträge erteilen können? Warum hatte er nicht auf die warnenden Stimmen in seinem Inneren gehört? Nun hatte dieser ihn erneut in Zugzwang gebracht und das schätzte Havisham ganz und gar nicht, obwohl er – anders als Green – davon überzeugt war, dass er nun die Frage seiner Kandidatur doch noch für sich entscheiden konnte. Green fehlte es eben einfach an dem Mut, im rechten Augenblick alles auf eine Karte zu setzen. Er war ein Taktierer, ein Diplomat, aber eben kein erfolgreicher Unternehmer wie er selbst. Havisham erhob sich. »Mr Armindale. Ich brauche Ihre Dienste nicht länger. Verlassen Sie bitte mein Haus.«
»Und mein Honorar?«, fragte Armindale verärgert. »Sie schulden mir noch die vereinbarten Zahlungen für die letzten vier Wochen zuzüglich meiner nicht unerheblichen Ausgaben im Zuge der Überwachung.«
»Mr. Armindale, an Ihrer Stelle wäre ich nicht so vermessen, auch noch auf eine Bezahlung für diese beispiellose Unfähigkeit zu bestehen. Sie können von Glück sagen, dass ich über Ihre unzureichende Tätigkeit Stillschweigen bewahren werde und Sie weiterhin Ihrem zweifelhaften Beruf werden nachgehen können. Sie sollten sich nicht mit mir anlegen.«
Armindale erhob sich, blass vor unterdrücktem Zorn. »Das werden Sie noch bereuen, Mr. Havisham!«
»Wollen Sie mir etwa drohen, Armindale?« Havisham lächelte maliziös. »Bedenken Sie, dass Ihre Tätigkeit Sie häufig alles andere als legale Wege gehen lässt. Das werden Sie ja wohl nicht bestreiten. Ich denke, Sie haben kaum eine Handhabe, sich gegen diese mehr als berechtigte Verweigerung Ihres sogenannten Honorars zu wehren. Außerdem hatten Sie bereits kürzlich einen großzügigen Vorschuss bekommen, der Ihre Auslagen mehr als gedeckt haben dürfte. Ich würde Ihnen doch sehr raten, es nun dabei bewenden zu lassen und Ihrer Wege zu gehen, die sich
Weitere Kostenlose Bücher