Die dritte Todsuende
Frau, von der dieses Blut stammt, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit an irgendeiner Krankheit leidet. Oder wenigstens einer ernsten physiologischen Störung.«
»Könnten Sie sagen, um was für eine Krankheit es sich dabei handelt?«
»Ah, nein«, gestand Dr. Ho mit einem sorgenvollen Stirnrunzeln. »Das übersteigt meine Erfahrung und meine Befähigung. Auch die Hämatologen, die ich befragt habe, sahen sich nicht in der Lage, aus den Ergebnissen auf die Krankheit, das Leiden oder den genetischen Fehler der Blutspenderin zu schließen.«
»Tja.. .«.sagte Delaney und lehnte sich mit über dem Bauch gefalteten Fingern auf seinem Stuhl zurück, »dann stecken wir in einer Sackgasse, oder nicht?«
Dr. Ho war entsetzt. Seine dunklen Augen wurden groß, die rosigen Lippen spitzten sich, die rundlichen Hände flatterten durch die Luft.
»Aber nein!« protestierte er. »Nein, nein, nein! Ich habe mir die Namen der drei besten Diagnostiker von New York geben lassen. Ich werde mit unserem Blut zu diesen Ärzten gehen, und sie werden mir sagen, um was für eine Krankheit es sich handelt.«
Delaney lachte. »Sie geben wohl nie auf, was?«
Dr. Patrick Ho blickte den Chief ernüchtert an. Seine Augen wirkten plötzlich stechend und gerissen.
»Nein«, sagte er. »Ich gebe nie auf. Sie etwa?«
»Nein«, sagte Delaney und erhob sich, um Ho zum Abschied die Hand zu geben.
Auf dem Weg nach draußen machte Dr. Ho noch einen Abstecher in die Küche und zeigte Monica, wie man rohe Karotten zu lustigen Löckchen schneidet.
Am 25. Juni wurden bei der üblichen Morgenkonferenz des Sonderkommandos zur Aufklärung der Hotel-Ripper-Morde einige personelle Veränderungen beschlossen.
Lieutenant Wilson T. Cranes Truppe wurde auf ein Minimum reduziert, und die frei werdenden Männer wurden damit beauftragt, die Liste der Frauen, die Zugang zu den Terminplänen der Kongreßveranstalter haben konnten, zusammenstellen und komplettieren zu helfen. Lieutenant Crane wurde das Kommando über diese Gruppe übertragen.
Die Truppe von Detective Daniel Bentley wurde ebenfalls reduziert, und die abgezogenen Männer wurden der kleinen Armee von Detective Aaron Johnson zugeteilt, die den Verkäufen von Mace und anderen Tränengasen im Gebiet von New York nachzugehen versuchte.
Detective Bentley wurde beauftragt, zusammen mit einem Polizeizeichner an den Skizzen zu arbeiten, die nach der dürftigen Beschreibung der Cocktail-Kellnerin Anne Rogovich von der Täterin angefertigt wurden.
Sergeant Thomas K. Broderick erhielt zusätzliche Männer, um die Befragung der Verkäufer in Warenhäusern und Schmuckgeschäften, in denen das warum-nicht?-Armband verkauft worden sein konnte, zu intensivieren.
Jedem war klar, daß all diese personellen Verschiebungen lediglich kosmetischen Charakter hatten und keinen besonderen Durchbruch repräsentierten. Trotzdem wurden Fortschritte erzielt, und man rechnete damit, bereits in einer Woche mit der Befragung der ersten Frauen auf der Liste beginnen zu können.
Und Detective Aaron Johnson berichtete, daß seine Männer ungefähr zur gleichen Zeit anfangen konnten, die Käufer des Tränengases persönlich aufzusuchen. Johnsons Crew würde sich jede einzelne Dose, Patrone oder Pistole vornehmen. Oder eine Erklärung für ihr eventuelles Fehlen verlangen.
Es wurde beschlossen, daß in den Nächten vom 29. Juni bis zum 2. Juli jedes Mitglied des Sonderkommandos — gleich ob im Innen- oder Außendienst — dienstbereit zu sein hatte. Von acht Uhr abends bis zwei Uhr morgens würde Manhattan mit uniformierten Polizisten und Beamten in Zivil überflutet werden.
Darüber hinaus würde die Präsenz von Streifenwagen und ungekennzeichneten Fahrzeugen auf den Straßen dieses Bezirks drastisch erhöht werden, besonders vor den großen Hotels, in denen gerade Tagungen abgehalten wurden. Die Spurensicherung war in Alarmbereitschaft versetzt, und wie beim letzten Mal war im Revier Manhattan Süd ein Notdienst eingerichtet worden.
Die Lockvögel in den Hotelbars und Cocktail-Lounges wurden um eine Schar von Polizistinnen in Zivil verstärkt, weil man glaubte, daß eine Frau eher in der Lage wäre, verdächtiges Benehmen bei einer anderen Frau zu erkennen.
Kurzzeitig wurde erwogen, die Bevölkerung aufzufordern, das fragliche Gebiet an diesen Abenden zu meiden, aber weil die Wahrscheinlichkeit groß war, daß eine solche Warnung den gegenteiligen Effekt haben würde, einigte man sich darauf, nichts Derartiges
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