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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Handrücken?«
    Boone: »Das dritte. Jerome Ashley, im Cooligde.«
    Delaney: »Gehen Sie noch mal ins Coolidge. Zeigen Sie Ashleys Foto nicht sofort, sondern fragen sie erst die Kellnerinnen oder den Bartender, ob sie sich an einen Mann mit narbenbedeckten Händen erinnern. Und wenn sie das tun, dann zeigen Sie ihnen das Foto.«
    Bentley: »Kapiert. Sehr schön.«
    Boone: »Sonst noch Fragen?«
    Crane: »Sollen wir das an die Medien weitergeben? Daß der Ripper eine Frau sein könnte?«
    Boone: »Thorsen sagt nein, jedenfalls nicht im Moment. Sie treffen die Entscheidung im Hauptquartier.«
    Broderick: »Ich sehe keine Chance, es geheimzuhalten. Zu viele Leute wissen Bescheid.«
    Boone: »Stimmt wahrscheinlich, aber die Entscheidung liegt nicht in unseren Händen. Sonst noch was?«
    Bentley: »Nach welcher Perückenfarbe sollen meine Spitzel Ausschau halten?«
    Boone: »Wahrscheinlich Erdbeerblond. Aber es kann auch jede andere Farbe sein.«
    Bentley: »Danke. Das engt es beträchtlich ein.«
    Lachend erhoben sich die Männer, die Konferenz war beendet. Delaney blickte ihnen nach, als sie hinausgingen. Er war zufrieden; sie verstanden ihr Handwerk. Und mehr als das, sie hatten seine Theorie mehr oder weniger als Arbeitsgrundlage akzeptiert. Er wußte, wie hilfreich es bei der Arbeit an einem Fall war, wenn man einen Rahmen hatte, egal, wie fragwürdig. Irgendwann im Verlauf der Untersuchung, so hoffte man, würde sich der Rahmen zu füllen beginnen.
    »Wollen Sie noch etwas hierbleiben, Chief?« fragte Sergeant Boone. »Vielleicht haben Sie ein paar Verbesserungsvorschläge, was unsere Arbeitsteilung betrifft.«
    »Danke«, sagte Delaney, »aber ich lasse dich jetzt besser in Ruhe, damit du an die Arbeit gehen kannst. Ich denke, es ist am vernünftigsten, wenn ich mich hier so wenig wie möglich blicken lasse. Dann können Ressentiments gar nicht erst aufkommen.«
    »Was für Ressentiments? Niemand hat etwas dagegen, daß Sie uns aushelfen, Chief.«
    Delaney lächelte und winkte.
    Er wanderte die 54th Street hinauf und philosophierte über die Größe der Maschine, die jetzt in Bewegung gesetzt worden war, um einen einzigen Verbrecher zu stellen, und wieviel das alles die Stadt kosten würde. Er zweifelte nicht eine Sekunde daran, daß es notwendig war, aber er fragte sich, ob es den Erfolg beschleunigte, wenn man mehr und mehr Männer auf den Fall ansetzte. Es war lächerlich, zu glauben, daß man bloß die Sonderkommission zu verdoppeln brauchte, um den Fall in der Hälfte der Zeit aufzuklären.
    An der Third Avenue nahm er einen Bus und traf kurz vor vier zu Hause ein. Monica war auf der Wohnzimmercouch eingeschlafen, ein geöffnetes Buch im Schoß, die Lesebrille auf der Nase. Er lächelte und schloß leise die Tür, als er in die Küche ging.
    Er öffnete den Kühlschrank. Nach einer kurzen Bestandsaufnahme entschied er sich für ein Sandwich aus Anchovis, Eiersalat und Tomatenscheiben auf einer Sesamsemmel. Statt es über die Spüle gebeugt zu verzehren, legte er es auf einen Bogen Wachspapier und trug es zusammen mit einer Dose Bier ins Arbeitszimmer.
    Während er aß und trank, fügte er dem Dossier von Leonard T. Bergdorfer noch ein paar neue Fakten hinzu. Dann blätterte er die Dossiers aller vier Opfer durch und versuchte, seine Liste der Gemeinsamkeiten zu ergänzen.
    Die Wochentage, an denen die Verbrechen begangen worden waren, schienen keine Verbindung miteinander zu haben, ebensowenig die Uhrzeit. Auch die Lage der Hotels signalisierte kein besonderes Schema, abgesehen davon, daß sie sich alle in Manhattan befanden. Die Opfer hatten ganz offensichtlich nichts Gemeinsames, mit der Ausnahme, daß sie von außerhalb kamen.
    Er warf die Listen in die Schublade. Vielleicht täuschte er sich, wenn er glaubte, daß es zwischen den vier Morden ein Bindeglied geben mußte. Vielleicht hatte er sich dieses Bindeglied nur eingeredet, weil er wollte, daß es existierte.
    Als Monica eine Stunde später gähnend und blinzelnd in das Arbeitszimmer kam, starrte er immer noch finster auf die Schreibtischplatte. Als sie ihn fragte, was er tue, antwortete er: »Nichts.« Und als er über diese Antwort noch einmal nachdachte, erkannte er böse, daß sie der Wahrheit entsprach.
    Es gab Tage, an denen er sich wünschte, der niedrigste aller Polizeibeamten zu sein, mit nichts anderem beauftragt, als an Türen zu klingeln und Fragen zu stellen. Oder ein Schreibtischhengst, der über Stapeln vergilbter Akten brütete, nach

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