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Die dritte Weissagung

Die dritte Weissagung

Titel: Die dritte Weissagung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Moment hielt eine Abscheu, die ihr bis dahin völlig fremd gewesen war, sie davon zurück, die verkohlte Hülle der Dienerkreatur zu berühren.
    Sie fing Annas Blick auf.
    Schauriger war Irina noch von keinem Geschöpf angestarrt worden. Ihre Augenlider mußten sich im Moment der Entladung reflexartig geschlossen haben. Aber sie hatten die Pupillen nicht mehr schützen können, jedenfalls nicht nennenswert, denn die unbekannte Energie hatte die Lider mit den Netzhäuten verschmolzen. Als Folge dieses grausamen Effekts glaubte Irina nun den Abdruck der Iris durch die wie glasiert wirkenden Lider der Dienerkreatur zu erkennen.
    Ihr wurde übel.
    Auch wenn sie daran dachte, wie hündisch ergeben sie selbst Landrus Wünsche erfüllt hatte. Im nachhinein kam es ihr vor, als hätten nicht sie beide dabei Befriedigung gefunden, sondern einzig und allein er.
    War ihre eigene Lustexplosion nur eine Gaukelei ihrer mißbrauchten Sinne gewesen? Manipuliert von dem, was ihrer Zofe gerade zum Verhängnis geworden war?
    Irina war überzeugt, daß Landru die Magie, die dem bunten Stoff innegewohnt hatte, gezielt gegen sie eingesetzt hatte. Die Konsequenzen, die sich daraus ergaben, waren beängstigend, denn . auch Ilja hatte ein solches Tuch erhalten ...!
    Offenbar hatte Anna als Dienerkreatur nicht auf den bösen Zauber des Tuchs angesprochen. Sonst hätte es sicherlich verhindert, daß es die Zofe ins Feuer warf. Aber es hatte furchtbare Rache für seinen Untergang geübt .
    Dienerkreaturen besaßen nicht die Selbstheilungskräfte wahrhaftiger Vampire. Anna würde nie wieder wie ein Mensch aussehen.
    »Ich kann nur noch eins für dich tun«, flüsterte Irina, als aus dem verbrannten Mund der nächste röchelnde Ruf nach ihr laut wurde.
    Sie beugte sich hinab und faßte das »Ding« nun doch an. Das Fleisch der Dienerin war hart und spröde wie Glas. Auch das Geräusch, mit dem ihr Genick brach, war anders, als Irina es kannte.
    Sie richtete sich auf und wartete, daß der Leichnam zerfiel. Doch nichts geschah.
    Erst als Irina mit der Spitze ihres Schuhs gegen den Körper tippte und sofort durch die morsche Schale einbrach, begriff sie, was geschehen war.
    Annas Leib war zerfallen.
    Geblieben war nur diese hauchdünne Kruste, die aus der Verbindung ihrer Haut mit dieser beunruhigend fremdartigen Magie entstanden war.
    Tief in Gedanken verließ sie ihre Suite.
    Je weiter sie sich davon entfernte, desto schneller wurden ihre Schritte. Schließlich rannte sie. Dem geheimen Herz des Palasts, Iljas Thronsaal, entgegen.
    Aber noch bevor sie ihn erreichte, durchbohrte sie ein ungeheuerlicher Blitz.
    Ein . Todesimpuls!
    IVENCA!!!
    Ivenca war - tot, war gestorben in diesem nicht enden wollenden Augenblick!
    Warum?
    Und . durch wen?
    Irina kannte die Antwort, und das Wissen lähmte sie.
    Bis der nächste Hieb sie traf.
    Und es weiter ging, Schlag auf Schlag
    * 
    Als Irina den Thronsaal betrat, erwartete sie ein Szenario, gegen das Landrus Ankunft im Palast zur Bedeutungslosigkeit verblaßte.
    Sie sind alle da, dachte Irina dumpf. Zumindest alle, die noch nicht zu Staub und Asche zerfallen sind ...
    Der Raum war erhellt wie vom Licht einer Million Kerzen.
    Woher dieser Dunst aus Licht und Schatten kam, war nicht auf den ersten Blick zu erkennen, wohl aber auf den zweiten: Er entstieg dem Thron, nein, er entstieg dem Mann, der auf dem Thron saß.
    Ilja!
    Er hockte dort wie sein eigenes Denkmal, als wäre er mit dem Sitz und den Lehnen verschweißt. Das Tuch, das von Landru als Geschenk erhalten hatte, verhüllte sein Haupt.
    Der Stoff hatte alle Farbe verloren, war pechschwarz geworden und erinnerte in seinem matten Glanz an die Kruste, in der Anna ihren zweiten und endgültigen Tod gefunden hatte.
    Er thront da wie eine Geisel, rann es durch Irinas Hirn. Wie ein Gefangener vor der Exekution.
    Um das Thronpodest herum waren Gestalten aufgereiht. Sämtliche Mitglieder der Sippe. Und - ein einziger Nichtvampir.
    Eine Zeitlang übertünchte Rasputins Anwesenheit Irinas Schock. Bis ein neuerlicher Verlust sie wieder ins Wanken brachte.
    Igor .
    Der Körper ihres vampirischen Bruders bildete Risse und Schlünde, daß es für ein paar Momente aussah, als wäre glutflüssiges Magma in ihm, das sich gleich über den Boden ergießen würde. Aber von der Glut drang lediglich der Abglanz nach außen. Davon verzehrt wurde nur Igor selbst.
    Irinas ungläubiger Schrei schien als tausendfaches Echo von den Wänden zurückzuprallen.
    Der Tod ihres Bruders

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