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Die Druidengöttin

Die Druidengöttin

Titel: Die Druidengöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Grasso
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durchlitt die längsten sechs Wochen ihres Lebens. Sie lernte, Menschen zuzulächeln, die sie nicht ausstehen konnte; sie lernte, sich in den Korridoren von Hampton Court zurechtzufinden; und sie lernte die Pavane, den langsamsten und würdevollsten Paartanz.
    Wenigstens blieben ihr die schwierigeren und lebhafteren Tänze bis zum nächsten Jahr erspart, da sie das Kind des Grafen unter dem Herzen trug.
    Jeden Morgen war ihr übel, eine hervorragende Entschuldigung, um der lächerlich langen Sonntagsmesse in der Königlichen Kapelle fernzubleiben. Auch an diesem Morgen war sie auf ihrem Zimmer geblieben.
    »Wie sehe ich aus?« fragte Keely und drehte sich, um sich von ihren Kammerzofen begutachten zu lassen.
    Ihr hochgeschlossenes Kleid war aus saphirblauem Kaschmir. Dazu trug sie einen blauen Schal und passende Schuhe. Und natürlich ihren Drachenanhänger.
    »Wie wunderbar Ihr ausseht!« sprudelte May hervor und schlug die Hände zusammen.
    »Die schönste Frau am ganzen Hof«, stimmte June ein.
    »Das alles verdanke ich den Bemühungen meiner begnadeten Kammerzofe«, gab Keely die Komplimente zurück.
    »Kammerzofen«, verbesserte June sie.
    May kniff ihre Schwester in den Arm und wies sie zurecht. »Kammerzofen verbessern ihre Herrschaft nicht.«
    »Es tut mir leid, Lady Keely«, entschuldigte sich June und rieb sich den Arm. »Eure Schönheit wird alle anderen Damen in den Schatten stellen.«
    »Das bezweifle ich«, antwortete Keely und ging zur Tür. »Wünscht mir Glück.«
    »Viel Glück«, flöteten May und June im Chor.
    Keely machte sich auf den Weg und bog in einen anderen Gang ab, der sie in den Flügel mit den Privatgemächern der Königin brachte. In einer großen Stofftasche trug sie die Leinentaschentücher ihres Mannes, die sie besticken wollte.
    Es war ihre erste Einladung in die Privatgemächer der Königin, um dort einen Nachmittag bei Näharbeiten zu verbringen. Keely zerbrach sich den Kopf, über welche Themen dabei wohl gesprochen wurde. Sie hatte außer mit ihrer Mutter nie engeren Kontakt zu Frauen gehabt. Worüber diese Engländerinnen wohl nachdachten und sich unterhielten?
    Keely rief sich die Worte in Erinnerung, mit denen ihr Mann sie an diesem Morgen verabschiedet hatte. »Halte die Lippen fest verschlossen und die Öhren weit offen. Und vor allem, sei verschwiegen.« Offensichtlich war auch der Graf etwas beunruhigt darüber, was in den Privatgemächern der Königin alles geplaudert wurde.
    Am Ende des letzten Ganges angekommen, stand Keely vor dem Eingang zur Langen Galerie. Sie zauderte. Sollte sie es wagen? Die Lange Galerie war der einzige ihr bekannte Weg zu den königlichen Gemächern. Keely war nicht feige, sie hatte auch keine Angst vor den Toten. Aber die Hoffnungslosigkeit der in der Galerie gefangenen Seele hatte sie das letzte Mal, als sie die Galerie betreten hatte, krank gemacht.
    Keely sammelte ihre Kräfte, öffnete die Tür und betrat die Galerie. Hinter ihr fiel die Tür ins Schloß.
    Keely blieb stehen und sie blickte sich um. Nichts erschien ungewöhnlich. Sie ging ein paar Schritte vorwärts und spürte einen eiskalten Hauch im Nacken.
    Sie sah hoch zu den an den Wänden befestigten Kerzen. Sie brannten vollkommen ruhig.
    Doch Keely wollte sich nicht geschlagen geben und umkehren. Sie nahm ihre ganze Kraft zusammen und ging weiter. Ihr war, als drücke sie eine ungeheure Last nieder, ihre Seele hielt diesen Druck kaum noch aus. Plötzlich tauchte ein unbekannter Name vor ihrem geistigen Auge auf: Cat Howard.
    Keely blieb stehen. Hier mußte etwas unbeschreiblich Grauenhaftes geschehen sein, und das Opfer war eine Frau namens Cat Howard gewesen.
    Es war zuviel, Keely verlor die Nerven und rannte so schnell sie konnte aus der Langen Galerie hinaus. Wieder im Gang angelangt, versuchte sie sich zu beruhigen. Als sie ihre Fassung zurückgewonnen hatte, biß sie sich auf die Unterlippe. Was sollte sie nun tun? Sie konnte nicht durch die Lange Galerie gehen, aber nur ein völliger Hohlkopf würde eine Einladung der Königin ausschlagen. Wer Königin Elisabeth vor den Kopf stieß, konnte mit dieser Geschichte nicht lange hausieren gehen.
    Und da war auch noch ihr Mann. Richard wäre bestimmt fuchsteufelswild, wenn sie die Königin nicht besuchte.
    Irgendwie mußte Keely in die königlichen Gemächer gelangen. Es mußte einfach einen anderen Weg geben.
    Sie straffte die Schultern und ging den Gang zurück. Als sie um die Ecke bog, entdeckte sie einen Pagen in der Livree

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