Die Druidengöttin
fügte Willis hinzu. »Der Baron ging den ganzen Weg barfuß nach Schloß Ludlow.«
Marianne zerriß es beinahe vor Lachen. Willis Smythe stimmte ein.
Richard spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoß. Er konnte nichts dagegen tun. Einer der Nachteile, worunter Rotschöpfe zu leiden hatten. Die Menschen lachten über ihn, seit er diesen beiden Hünen in Shropshire in die Hände gefallen war, und das behagte ihm ganz und gar nicht. Für diese Erniedrigung würden ihm diese walisischen Mistkerle teuer bezahlen.
»Soll ich die Wache rufen?« fragte Marianne.
Richard schüttelte den Kopf. Die Wache würde dafür sorgen, daß die Schurken am Galgen in Tyburn baumelten, aber für ihn wäre es wesentlich befriedigender, sich eigenhändig an den beiden zu rächen. Außerdem wollte Richard die Frau nicht hängen sehen, es bestand ja immer noch die Möglichkeit, daß sie mit dem Verbrechen nichts zu tun hatte.
»Woher wußtest du, daß sie hier sind?« wollte Willis wissen.
»Diese Hohlköpfe haben mein Pferd an meinen Pferdeknecht, Jennings, verkauft«, grinste Richard.
Willis lachte. »Sie stahlen dein Pferd und verkauften es dir anschließend?«
»Genau.«
»Willst du sie gefangennehmen?«
»Daß eine Frau dabei ist, ändert meine Pläne.« Richard schüttelte den Kopf. »Ich werde sie von Beagan und ein paar meiner Männer bewachen lassen.«
»Da kommen sie«, flüsterte Marianne hinter vorgehaltener Hand. »Ich gehe jetzt.«
»Falls du es wagst, dich umzudrehen«, warnte Richard seinen Freund, »erwürge ich dich mit bloßen Händen, das schwöre ich dir.«
Willis grinste und begnügte sich damit, seinem Freund dabei zuzusehen, wie er seine Beute beobachtete.
Der Anblick Keelys erschütterte Richard von Grund auf. Es war wie ein Schock. Mit aufgerissenen Augen starrte er die zierliche Schönheit mit dem ebenholzschwarzen Haar an, die mit ihren hünenhaften Begleitern durch die Gaststube schritt. Obwohl sie nur schlicht gekleidet war, erschien sie ihm unwiderstehlich, weitaus schöner als die sogenannten Schönheiten am Hof.
Richard sah, wie sie an einem Tisch am anderen Ende der Stube Platz nahm. Und mit einemmal war Rache das letzte, woran er dachte ...
Endlich in Sicherheit, atmete Keely erleichtert auf, als sie die Gaststube betrat. Odo führte Hew und sie zu einem Tisch nahe beim Kamin.
Kaum hatte sie zwischen den beiden Platz genommen, meinte Keely: »Ach, lassen wir das mit dem Abendessen doch bleiben und gehen gleich auf unser Zimmer.«
»Du hast den ganzen Tag noch nichts gegessen«, gab Odo ihr zu bedenken.
»Und du bist ohnehin schon zu dünn«, fügte Hew hinzu. »Außerdem bin ich am Verhungern.«
Keely hatte ein Einsehen und nickte.
Sie war ständig auf dem Sprung, schlimmer wie ein Frosch im Teich, ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. In ihren Druidenknochen spürte Keely, daß etwas Außerordentliches geschehen würde. Sie hatte das Gefühl, an einem Abgrund zu stehen – vielleicht sogar vor einem Abgrund des Verderbens.
»Was darf‘s sein, Leute?« begrüßte Marianne sie mit einem Lächeln und stellte zwei Krüge Bier vor Odo und Hew und einen Becher Glühwein vor Keely.
»Fünf Schüsseln Eintopf«, bestellte Odo.
»Fünf, stimmt das?«
»Wir haben Hunger«, erklärte Hew.
Keely trank einen Schluck von dem Glühwein. Die Wärme tat ihren angespannten Nerven gut. Als sie den Becher wieder hinstellte, sank Hew in seinem Stuhl zusammen und zupfte sie am Ärmel.
Als sie hochblickte und seinen entsetzten Gesichtsausdruck sah, war Keely klar, daß ihre Sorgen sie eingeholt hatten. »Was ist los, Cousin?«
»Der Edelmann, den wir ausgeraubt haben, sitzt dort drüben«, flüsterte Hew.
» Wo ?« Odo erhob sich halb, um sich einen besseren Überblick über die volle Gaststube zu verschaffen.
»Schaut nicht hin«, zischte Keely.
Odo und Hew senkten sofort den Blick.
»Wo sitzt er?« fragte Keely.
»Der rothaarige Mann ganz in Schwarz, dort an dem Tisch neben der Theke«, antwortete Hew.
Keely warf einen Blick in diese Richtung. Auf der gegenüberliegenden Seite der Schenke saßen dicht an der Theke zwei englische Edelmänner. Tief in ein Gespräch mit seinem Freund versunken, schien der rothaarige Graf von Sowieso gar nicht Notiz von ihnen genommen zu haben.
»Was sollen wir tun?« fragte Keely.
»Einfach ruhig sitzen bleiben«, meinte Odo. »Er wird uns in der Menge gar nicht bemerken.«
»Das wird das beste sein«, stimmte Hew ihm zu. »Solange wir uns nicht
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