Die duemmsten aus meiner Klasse sind Lehrer geworden
Lenny fegt den Raum noch frei von Chips, Sonnenblumenkernen und Krümeln. Als Svenja die Tafel trocken wischen will, traue ich meinen Augen nicht. »Gibst du wohl mein T-Shirt her?!« »Ich dachte, das ist ein Putzlappen!« mault Svenja.
Die Schüler wünschen sich die Schließfächer zurück, die es vor der Asbestsanierung unserer Anstalt gab. Da konnte man blindlings alles reinstopfen, was schwer und lästig war. Zu vielen Unterrichtsstunden kamen die lieben Kleinen zu spät, weil sie in ihrem überquellenden Fach erst lange nach Heftern und Büchern suchen mussten. Manchmal erfolglos, weil sie ihre Sachen auf die Schnelle im Fach eines Freundes deponiert hatten, der dann leider, leider krank war. Bedauerlicherweise konnte man auch keine Hausaufgaben machen, wenn man die Bücher im Schließfach »vergessen« hatte. Ausschlaggebend aber für die Abschaffung dieser Fächer war, dass ein paar räudige Mäuse in den Schulfluren Fangen spielten. Alle Schüler mussten danach ihre Schränke ausräumen, und was sich da an alten Bananen, Salamibroten undJoghurtbechern fand, war beeindruckend. Ein Kollege berichtete sogar von einem toten Hamster.
Letzten Freitag habe ich auf dem Fensterbrett hinter der Säule einen iPod entdeckt. Bevor ich über seine weitere Verwendung (im Unterricht!) nachdenken kann, reißt ihn mir Sascha aus der Hand. »Oh gut, dass Sie den gefunden haben!«
Ein Wochenende ohne Schulbücher? Cool!
Ohne Musik? Unvorstellbar.
Die Kunst der Präsentation
Tipps für die Hand des Schülers
I n der 10. Klasse sollst du ganz überraschend ein Referat halten. Ups, Referat heißt ja jetzt »Präsentation«. Du kannst dich dunkel an frühere Projektwochen erinnern, in denen ihr eure »Methodenkompetenz« erweitern musstet. An Themen wie »Runddörfer im Mittelalter« und »Die heimische Fledermaus« habt ihr mit bunten Plakaten »präsentieren« geübt. Du hattest damals andere Interessen. Dein Lehrer wollte dich abholen, wo du standest, aber du hattest keine Lust mitzugehen.
Nun beschwerst du dich zu Hause, dass du überfallartig etwas können musst, was du nie gelernt hast. Deine Eltern holen die Gebetsmühle vom Schrank und regen sich über unfähiges Lehrpersonal auf. Vati fordert in einem couragierten Brief an die Lokalzeitung Fortbildungszwang für alle Lehrer über Vierzig. Mutti kauft dir einen teuren Videokurs »Präsentationstechniken in der modernen Wirtschaft«.
Aber das ist gar nicht nötig. Alles Wichtige lernst du hier! Völlig kostenlos.
Deine Deutschlehrerin hat das Thema freigestellt. Das ist doch schon mal fein. Du hast bestimmt noch irgendwo ein Referat aus der 4. Klasse. Mit bedrohten Walen kann man auch in der Oberschule brillieren. ImInternet findest du übrigens zu jedem Thema ausgearbeitete Texte. Für ein paar Euro kannst du ganze Diplomarbeiten runterladen. Aber Vorsicht! Manche Lehrer sind im Umgang mit dem Computer nicht ganz so dämlich, wie es immer in der Zeitung steht. Geradezu raffiniert spüren sie geklaute Zitate und Texte im Internet auf. Die meisten reagieren ausgesprochen humorlos, wenn sie fündig geworden sind.
Deine Präsentation rückt näher. Du hast dich noch keine Minute mit dem Thema befasst. Beim ersten Termin sagst du treuherzig, du hättest die Unterlagen bei deiner Oma vergessen. Beim Ersatztermin bist du indisponiert. In der nächsten Woche fehlt die Lehrerin. So hast du genug Zeit gewonnen, um deinen Text Wort für Wort auswendig zu lernen. Die Lehrkraft will ja nicht, dass du nur vom Blatt abliest.
Am besten entgehst du mündlichen Peinlichkeiten, wenn dir jemand eine Power-Point-Präsentation basteln kann, in der die Überschriften aus dem Nirwana purzeln, sich Bilder und Grafiken mosaikartig zusammensetzen und später wieder in ihre Einzelteile zerfallen. Medienfeuerwerke beeindrucken alle Lehrer! Und nicht nur die. Vielleicht hast du schon mal von diesem effektvollen Power-Point-Auftritt des amerikanischen Außenministers Powell vor der UNO gehört? Erwähn bei deinem Auftritt, dass du gern ein White Board zum Einsatz gebracht hättest, aber leider verfügt deine Anstalt ja nicht über zeitgemäßes Equipment.
Wenn sich in deinem sozialen Umfeld niemand mit Power-Point auskennt, greif auf Filmausschnitte zurück. Ach was, zeig einfach den ganzen Film. Denken ist mühsam, die Macht der Bilder aber unbestritten. Verteil umfangreiche »Handouts« und sorgsam gefaltete Flyer, um über Wissenslücken hinwegzutäuschen. Deine Lehrerin ist sichtlich
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